Politik/Verbände

Debatte um Hürden für Holzenergie geht weiter

Die EU überarbeitet die Renewable Energy Directive (RED). In der neuen Fassung könnte Holz die Einstufung als erneuerbare Energie verlieren.

Bei der Revision der EU Direktive RED II könnte Holz seinen Status als erneuerbare Energiequelle verlieren. Foto: stock.adobe.com/Susanne Ewald
Bei der Revision der EU Direktive RED II könnte Holz seinen Status als erneuerbare Energiequelle verlieren. Foto: stock.adobe.com/Susanne Ewald

Das EU-Parlament stimmt in der kommenden Woche über die Neufassung der Renewable Energy Directive (RED) ab. Holz könnte Entwürfen für RED III zufolge nicht länger den erneuerbaren Energiequellen zuzurechnen sein. 

Diese Pläne sind auf vehementen Widerstand gestoßen. Knapp 550 Waldeigentümer, Unternehmen und Organisationen der Holzenergiebranche haben in einem gemeinsamen Schreiben gefordert, dass sich EU-Parlements-Abgeordnete in den Verhandlungen zur Überarbeitung der Erneuerbaren Energien Richtlinie  für die nachhaltige Waldbewirtschaftung und eine nachhaltige energetische Holznutzung einsetzen.

In dem von AGDW und FVH initiierte offenen Schreiben werden die Entwürfe des Umweltausschusses des EU-Parlaments als kontraproduktiv für die Energiewende sowie den klimaangepassten Waldumbau kritisiert. Erneuerbare Energien hätten derzeit einen Anteil von 16,5 % an der Wärmeerzeugung in Deutschland. Drei Viertel davon würden durch Holz bereitgestellt.

„Die Pläne des Umweltausschusses des EU-Parlaments, die Förderfähigkeit von Waldholz als erneuerbare Energie zu streichen, würde der Wärmewende den Boden entziehen. Wir warnen eindringlich davor, [...] Teile der energetischen Holznutzung als nicht-erneuerbar zu deklarieren“, sagt Gerolf Bücheler, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass Atomkraft und Gas von der EU den Nachhaltigkeitsstempel bekommen, unsere größte heimische erneuerbare Energieform aber in Frage gestellt wird“, so Bücheler weiter.

Die Verbände fordern u.a., dass die energetische Nutzung von Waldholz förderfähig und anrechenbar auf die erneuerbaren Energien Ziele bleibt. Die Größengrenze für die Nachhaltigkeitszertifizierung bei fester Biomasse muss bei 20 MW bleiben. Die Einführung rückwirkender Treibhausgasvorgaben für Strom, Wärme und Kälte aus Biomasse soll unterbleiben.

Debatte auf europäischer Ebene

Im EU-Maßstab ist Bioenergie zu 60% an dem Portfolio der Erneuerbaren beteiligt. Holz macht die Hälfte der Biomasse aus. Die Implikationen der revidierten EU Direktive werden heute am Mittwoch, eine Woche vor der Abstimmung im EU-Parlament, von Partnern der World Bioenergy Association in Brüssel diskutiert. Beteiligt sind u.a. VertreterInnen des AGRI Committee (EU-Parlament), der europäischen Waldbesitzer und der Internationalen Energieagentur (IEA).

Bundesumweltministerium klassifiziert Heizen mit Holz als nicht klimaneutral

Auf einer jüngst veröffentlichten Web-Themenseite des Ministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) heißt es unter anderem, das Heizen mit Holz sei "nicht klimaneutral". Dies kritisieren Verbände der Forst- und Holzwirtschaft sowie der Anlagentechnik in einem weiteren Brief auf das Heftigste.

"Holz ist eine vielseitige nachwachsende Ressource, die ganzheitlich und in Kreisläufen genutzt wird. Durch effiziente stoffliche und energetische Verwendung liefert sie einen unverzichtbaren Gesamtbeitrag zur Erreichung der Klimaziele", so das Verbändebündnis. "Eine einseitige Darstellung dieses Komplexes verkennt die Multifunktionalität des Waldes und des Holzes sowie die Leistung der Wertschöpfungskette". Verkürzte und missverständliche Bewertungen von staatlicher Seite verunsichern Bürgerinnen und Bürger. Mit der ministeriellen Aufgabe des Verbraucherschutzes sei dies nicht zu vereinbaren.

"Das Heizen mit Holz im ersten Satz eines Informationstextes pauschal als nicht klimaneutral zu diffamieren, um erst im weiteren Verlauf einzuschränken, dass Alt- und Resthölzer sowie Holzpellets durchaus anders bewertet werden können, ist deutlich zu kritisieren", so die Branchenvertreter. Die Motivation ist insbesondere seit den letzten Wochen unverständlich: im Mix von Wind- und Wasserkraft, Sonnenenergie, Geothermie und Biomasse ist Holz gegenwärtig unabdingbar, da es eine der wenigen Ressourcen ist, mit denen dezentral zu jeder Tages- und Nachtzeit planbar und unabhängig Energie bereitgestellt werden kann.

Zu den Verfassern des Briefes gehören der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH), die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände e.V. – Die Waldeigentümer (AGDW), der Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE) und Fachverband Holzenergie (FVH) im BBE, die Familienbetriebe Land und Forst e.V. (FABLF), der Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik e.V. (HKI) sowie der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV).

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