Auf dem 10. Energiewendedialog wird die Umsetzung der COP28-Ziele diskutiert
IRENA Sonderbericht zeigt Hinterherhinken bei Ausbau der Erneuerbaren
Mit insgesamt 473 GW wurden im vergangenen Jahr 50 % mehr erneuerbare Energiekapazitäten neu errichtet als 2022. Trotz dieses weltweiten Rekordzubaus zeigt der von der Internationalen Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) auf dem BETD vorgestellte Sonderbericht „Tracking COP28 outcomes: Tripling renewable capacity by 2030“, dass die Welt beim Ausbau der Erneuerbaren nicht auf Kurs ist. Nötig wären 1.100 GW pro Jahr bis 2030.
Die Verdreifachung der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien bis 2030, die auf der 28. Klimakonferenz in Dubai von 193 Ländern beschlossen wurde, sei technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig, heißt es im IRENA Report, aber ihre Umsetzung erfordere Entschlossenheit, politische Unterstützung und Investitionen in großem Maßstab.
Der 10. BETD soll dazu dienen, konkrete Lösungen für die globale Energiewende zu disktutieren. Schwerpunkte sollen auf Maßnahmen liegen, die die Verdreifachung des Zubaus möglich machen, einschließlich der Finanzierung dieser Anlagen und der dafür nötigen Infrastruktur.
"Damit wir die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise noch verhindern können, brauchen wir buchstäblich eine Explosion der globalen Investitionen in saubere Energien", sagt Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. "[...] Während die Krisen uns in Atem halten, eint uns die Dringlichkeit des Klimaschutzes über alle Grenzen hinweg. Es ist an der Zeit, dass die Welt endlich den fossilen Ballast abwirft, um das wirtschaftliche Potential der Erneuerbaren zu entfesseln.“ Der BETD sei vorrangig dazu da, einander zuzuhören und voneinander zu lernen. Es gebe nicht DIE Lösung für alle, jedes Land finde seine eigene.
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck: „Seit dem ersten BETD 2015 hat die globale Energiewende große Fortschritte gemacht. Und auch wir haben unseren Teil dazu beigetragen. In Deutschland haben wir in dieser Zeit den Anteil der Erneuerbaren am Strommix auf über 50 Prozent gesteigert. Und wir legen weiter an Tempo zu: Bis 2030 wollen wir 80 Prozent erreichen, und wir dabei auf einem guten Kurs."
Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE) nennt notwendige nächste Schritte wie die Anpassung an ein neues Strommarktdesign, eine bessere Netzinfrastruktur und ein flexibel steuerbares Back-up aus Bioenergie, Wasserkraft, Geothermie, Speichern und Sektorenkopplung. Die mittelständische Erneuerbaren Branche stehe bereit, 100 % der Energieversorgung zu sichern, auch bei Wärme, Mobilität und Industrie.
Ist die 1,5-Grad-Grenze schon gerissen?
Der IRENA Sonderbericht legt für seine Berechnungen und Prognosen den Pfad zugrunde, der die Grenze von maximal 1,5 °C Temperaturerhöhung einhält. Aktuellen Daten des EU-Klimadienstes Copernicus zufolge lagen die globalen Durchschnittstemparaturen jedoch bereits im vergangenen Jahr durchgehend 1,5 Grad höher als im vorindustriellen Basiszeitraum. Die Grenze sei gerissen, sagte Anders Levermann, Professor für die Dynamik des Klimasystems und Leiter der Abteilung Komplexitätsforschung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, am 14. März auf der Tagung Zukunft Regenwasser des fbr – Bundesverband für Betriebs- und Regenwasser e. V. in Berlin.
Die Einhaltung des Pfades, das heißt die Begrenzung auf den Temperaturanstieg um 1,5 Grad, sei dennoch weiterhin möglich, so lange man sich an die Zielsetzungen des Reports halte, ist sich IRENA-Generaldirektor Francesco La Camera sicher. Die Überschreitung im Vorjahr müsse keine permanente sein, sagt Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimaschutzmaßnahmen im Auswärtigen Amt. Dafür müsse alles getan werden.
Der Berlin Energy Transition Dialogue findet seit 2015 auf Einladung der Bundesregierung statt und wird gemeinsam mit dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar), der Deutschen Energie-Agentur (dena) sowie eclareon veranstaltet.