„Das ist eine gute Nachricht", sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Die Energiewirtschaft habe im vergangenen Jahr ihre Emissionen weiterhin massiv reduzieren können. "Nachdem wir im Jahr 2022 Ukraine-bedingt verstärkt Kohlekraftwerke zum Einsatz bringen mussten, um die Versorgung zu sichern, sind wir nun wieder auf Kurs. Die Hauptgründe hierfür waren der verstärkte Einsatz von Erneuerbaren Energien - sie haben im vergangenen Jahr knapp 52 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt -, aber auch der insgesamt gesunkene Stromverbrauch." Für die Zukunft wünscht sie sich wasserstofffähige Gaskraftwerke und einen verstärkten Stromnetzausbau.
Das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN e.V. nimmt die Prognose des UBA, nach der Deutschland sein nationales Klimaziel bis 2030 erreichen kann, mit Vorbehalt zur Kenntnis. „So erfreulich diese Zahlen sind, können wir mit Ihnen strukturell nicht ganz zufrieden sein“, kommentiert der Vorsitzende des DEN, Dipl.-Ing. Hermann Dannecker. „Bei differenzierter Betrachtung fällt auf, dass ein großer Teil der THG-Einsparungen auf besonders milde Witterung im Winter, sparsameres Verbraucherverhalten durch gestiegene Energiepreise und gesunkene Kohleverstromung zurückzuführen ist. Diese Faktoren sind allerdings nicht unbedingt von Dauer.“
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert den vorgestellten Bericht massiv. Er enthalte an diversen Stellen „Tricks und Täuschungen“. So rechne der Bericht Maßnahmen positiv auf die Klimabilanz an, die bereits vor Monaten abgesagt wurden und definitiv nicht kommen würden. Das gelte etwa im Gebäudebereich, in dem Maßnahmen bereits beim letzten Baugipfel gestrichen wurden oder für den Klimatransformationsfonds, durch den nach dem Verfassungsurteil etliche Klimaschutzprojekte nicht mehr finanziert werden. Der Bericht stelle dennoch fest, dass die Bundesregierung weiterhin das Klimaschutzgesetz bricht. Erneut verfehlt sie die gesetzlichen Klimaschutzvorgaben für die Sektoren Verkehr und Gebäude für 2023 und kann sie auch keinesfalls bis 2030 einhalten. Demnach wurde im Gebäudesektor die festgelegte jährliche CO2-Obergrenze von 101 Mio. t um 1 Mio. t CO2-Äquivalente überschritten.
Auch Carolin Friedemann, Geschäftsführerin der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) freut sich eher weniger: „Die nunmehr seit über einem Jahr anhaltende politische Diskussion um die Novellierung des Klimaschutzgesetzes scheint für die verantwortlichen Ministerien ein Freifahrtschein fürs Nichtstun zu sein. Bei Gebäude und Verkehr gibt es nach wie vor keine nennenswerten Einsparungen. Dabei sind die Chancen gerade im Gebäudesektor für Wirtschaft, Verbraucher und Umwelt vor allem durch energetische Gebäudesanierung groß, wie eine Studie in unserem Auftrag kürzlich gezeigt hat. Würde jetzt Sanierung im großen Maßstab angereizt werden, würde das der Bauwirtschaft helfen, Auftragslücken zu überwinden und Arbeitsplätze zu erhalten.“
Gerolf Bücheler, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie mahnt: „Die vom Umweltbundesamt veröffentlichten CO2-Emissionen zeigen, dass der Klimaschutz im Gebäudebereich dringenden Nachholbedarf hat. Noch immer wird mehr als 80 Prozent der Wärme aus fossilen Energieträgern gewonnen. Dass in 2023 etwa 40 Prozent mehr Gas- und Ölheizungen verkauft wurden als im Vorjahr, ist verhängnisvoll für den Klimaschutz. Gerade für die Wärmeerzeugung direkt in Gebäuden kann Holz verlässlich für die notwendigen Treibhausgaseinsparungen sorgen, aber auch für Wärmenetze oder höhere Temperaturniveaus in der Industrie.“