Liebe Leserinnen und Leser,
Bauen muss nachhaltiger werden und schneller gehen. Das sagt die Bundesregierung, die – besser spät als nie – Ende vergangenen Jahres u. a. ein Gesetz zur Modernisierung des Bundesbaus auf den Weg brachte.
Die Klimaziele der Bundesregierung müssten auch für die eigenen Gebäude und Bauvorhaben gelten, Bestand und Neubau auf den aktuellen Stand der Digitalisierung gebracht werden, so der Hintergrund. Über Details des Gesetzes kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber mit einigen schlankeren Verfahrensweisen wurde in den letzten Jahren hier und da schon mal begonnen. Ich konnte kürzlich Menschen treffen, die sich – ja, auch in Ministerien und Verwaltungen – mit Leidenschaft und Enthusiasmus dafür stark machen.
Lean, IPA und BIM
Während Lean Management auch im deutschen Bauwesen kein gänzlich unbekannter Begriff mehr ist, gibt es in der Bundesrepublik erst eine überschaubare Anzahl von IPA-Projekten. Das erste Bundesbauvorhaben wurde im Herbst abgeschlossen: die Sanierung der Neuen Bahnbrücke Kattwyk in Hamburg inklusive Austausch der Hubtechnik und Erneuerung der EMSR mit landseitiger Anbindung an den neuen Steuerstand, in dieser Ausgabe vorgestellt im Top-Thema.
Die so genannte integrierte Projektabwicklung lohnt sich in der Regel nur für Großbauvorhaben, da sie u. a. einen relativ hohen Vorbereitungsaufwand von allen Beteiligten fordert. Kommen selbige aber erfolgreich zu einer Projektallianz und einem Mehrparteienvertrag zusammen, können Planungs- und Bauzeiten in der Tat schrumpfen, Baukosten und -prozesse werden transparent und der Umgang miteinander verändert sich. „Bauen statt streiten“ titelte Anfang 2020 eine Tagung zum Thema.
Voraussetzung für diese Art partnerschaftlichen Arbeitens sind Schulung, Begleitung und Coaching der Beteiligten, d. h. neben dem Projektmanagement sind hier auch Kompetenzen der Organisationsentwicklung gefragt. Unternehmen, die Lean und/oder IPA anwenden, lassen sich auf eine Transformation nicht nur des Arbeitsprozesses, sondern auch ihrer internen Strukturen ein. Unter ihnen ist etwa die Deutsche Bahn, die in den nächsten Jahren durchgehend auf Lean umstellen will und reges Interesse an der IPA zeigt.
Die Zunft der TGA-Planenden werde in den relevanten Ausschreibungsverfahren leider noch vermisst, sagt Frank Schmid, Leiter der Abt. Sonderaufgaben Bundesbau beim Hochbauamt Ulm. Sie würden sich offenbar aufgrund ihrer Arbeitsbelastung nicht bewerben. Dabei täte der Branche gerade wegen des Fachkräftemangels der Effizienzgewinn gut, den Lean Construction und IPA ermöglichen.
Wo schlankes Management und Projektallianzen zusammenkommen, darf BIM nicht fehlen. Deshalb beleuchtet das Top-Thema unserer ersten Ausgabe 2023 Aspekte aus allen drei Themenbereichen.
Um Projektallianzen und Mehrparteienverträge dreht es sich ab S. 20. Hier kommt u. a. ein Allianz-Coach zu Wort (S. 26). Wo die Wurzeln des Lean Management liegen und wie es das Planen und Bauen beschleunigen kann, erläutert der Grundlagenbeitrag auf S. 31. Dass viel Software nicht immer viel hilft und wie der Scrum-Ansatz, der aus der Softwareentwicklung stammt, Arbeitsprozesse bei einem TGA-Projekt verschlankt, lesen Sie auf den Seiten 34 und 36. Um Open BIM, Nachhaltigkeit und Digitale Zwillinge geht es im Anschluss ab S. 39 und 42. Zum guten Abschluss stellen wir Ihnen ab S. 44 ein konsequent mit BIM geplantes Plusenergiegebäude vor, das als Vertriebs- und Seminarzentrum eines Herstellers im TGA-Sektor zugleich Lehrbeispiel und Seminarinhalt ist.
Ihre
MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

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