Entwicklung und Aussichten für die deutsche Energiespeicherbranche
Der BVES sieht die Energiespeicherbranche dennoch weiter auf Wachstumskurs. „Der Einsatz von Energiespeichern nimmt in allen Bereichen weiter zu. Die Branche bleibt flexibel und zukunftsgerichtet. Als sehr positiv sehen wir die Entwicklungen im Industrie/Gewerbesegment, die zeigen, dass die Industriewende endlich an Fahrt aufnimmt. Auch das Haushaltssegment ist letztlich, die Einmaleffekte der Energiepreiskrise herausgerechnet, weiter auf einem soliden Wachstumskurs“, erklärt Urban Windelen, BVES-Bundesgeschäftsführer.
Haushaltssegment: Unsicherheit und Energiepreise bremsen Investitionen
Ursache für den Rückgang ist insbesondere der Einbruch im Haushaltssegment um fast 40 %. Während Speicher in privaten Haushalten in den vergangenen Jahren sehr stark nachgefragt waren, brachte 2024 nach gewissen Sondereffekten in 2022 und 2023 eine Normalisierung. Eine Kombination aus politischen und wirtschaftlichen Faktoren sorgten für einen deutlichen Rückgang der Umsätze: Sinkende Energiepreise reduzieren den wirtschaftlichen Anreiz für Investitionen in Batteriespeicher. Zudem wurde die Attraktivität der Sektorenkopplung im Haushalt in Richtung Mobilität und Wärme ausgebremst durch den stockenden Ausbau der Elektromobilität und die Unsicherheiten beim Heizungsgesetz (GEG).
In Kombination mit einer allgemein angespannten wirtschaftlichen Lage und einer schwächelnden Baubranche führte dies zu niedrigen Verkaufszahlen über die gesamte Versorgungskette von PV, Hausspeicher, Wärmepumpe bis hin zur Wallbox. Dennoch wird für 2025 eine Verbesserung des Marktes erwartet, insbesondere durch die Entwicklung der Elektromobilität sowie neue Geschäfts- und Vermarktungsmodelle von Haushaltsspeichern durch aktuelle regulatorische Anpassungen.
Industrie & Gewerbe: Steigendes Interesse an Speicherlösungen
Das Segment Industrie und Gewerbe verzeichnete einen deutlichen Wachstumsschub. Mit +23 % zeigt sich eine deutliche Steigerung des Interesses, primär getrieben durch die niedrigen Kosten von erneuerbarem Strom in der Eigenerzeugung und die sinkenden Kosten für Energiespeicher für Strom sowie für Wärme. „Durch Eigenerzeugung in Verbindung mit Speichern können Industrie und Gewerbe ihre Energiekosten am effektivsten senken – sei es für die Stromversorgung, Ladeinfrastruktur der elektrischen Fahrzeuge und auch für die Bereitstellung von Prozesswärme", sagt Windelen. "Diese innovativen Lösungen für die Industrie nehmen endlich deutlich Fahrt auf. Für uns als BVES ist das die beste Nachricht aus unserer Branchenanalyse.“
Ein weiteres, immer deutlicher wachsendes Anwendungsfeld ist die Integration von Speichern als Leistungspuffer in Ladeinfrastrukturen für die betrieblichen Flotten für PKW und auch LKW. Hohe Kosteneinsparungen und die Erschließung von neuen Geschäftsmodellen (z.B. Bidirektionalität) machen diese Systeme zunehmend attraktiv. Nach der BVES-Branchenumfrage wird erwartet, dass diese Faktoren das Wachstum auch 2025 deutlich weiter vorantreiben werden.
Großspeicher/Systeminfrastruktur: Wachstum mit Hürden
Großspeicher und Großbatterien verzeichneten in 2024 ein solides Wachstum von +14 %. Besonders Großbatterien bleiben ein zentrales Thema in der Debatte um Energiespeicherung. Obwohl der Markt noch vergleichsweise klein ist (ca. 2 GW Großbatterien/ ca. 10 GW Haushaltsspeicher), hat sich das Großspeichersegment etabliert und wird in den kommenden Jahren stabil weiter wachsen.
Auch Pumpspeicher rücken wieder stärker in den Fokus. Es sind neue Projekte in Deutschland in der Planung, die allerdings noch durch genehmigungsrechtliche Hürden gebremst werden. Neueste Rechtsänderungen (z.B. das Stromspitzen-Paket) eröffnen Speichern in Co-Location mit PV und Wind neue Einsatzchancen und werden das Großspeichersegment weiter stärken.
„Das solide Wachstum bei den Großbatterien ist sehr zu begrüßen und es zeigt, dass die Anlagen systemisch gebraucht werden und ihren Platz im Energiesystem haben. Doch kann das nicht über die dunklen Wolken am Horizont hinwegtäuschen, nämlich Rechts- und Investitionsunsicherheiten. Diese drohen den notwendigen Speicherzubau im und für das Netz wieder abzuwürgen.“ betont Urban Windelen.
Fazit: Branche bleibt optimistisch – Politik ist gefordert
Die Speicherbranche blickt trotz vieler Herausforderungen optimistisch in die Zukunft, da der Beitrag von Energiespeichern für Energiesicherheit, Kosteneffizienz, Flexibilität und ein zukunftssicheres Energiesystem immer wesentlicher wird. „Um die Flexibilität und Stabilität des Energiesystems zu gewährleisten, braucht es klare und verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen, Investitionssicherheit sowie einen Abbau bürokratischer Hürden – insbesondere im Genehmigungs- und Baurecht“, resümiert Urban Windelen. „Das wird eine zentrale Aufgabe für die neue Bundesregierung.“