02/25 Editorial

Energie für das Klima in Deutschland

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Deutschland wird die Klimaziele mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ganz pünktlich schaffen. Bild: stock.adobe.com
Deutschland wird die Klimaziele mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ganz pünktlich schaffen. Bild: stock.adobe.com

Klima und Energie spielten im Wahlkampf eine kärgliche bis gar keine Rolle. Parallel zur und verstärkt nach der Bundestagswahl gab und gibt es aber von vielen Seiten Appelle an die künftige Bundesregierung. Wie ein roter Faden zieht sich ein Wunsch hindurch, den BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel so auf den Punkt bringt, nämlich „so schnell wie möglich aus dem Wahlkampf- in den Lösungsmodus zu wechseln.“ Mit Blick auf die Energie- und Wärmewende herrsche Konsens, dass Deutschland nachhaltiger, unabhängiger und zukunftsfähiger werden müsse. Ein wichtiger Schritt sei nun die Senkung der Strompreise auch für Verbraucher, die in den Wahlprogrammen von CDU/CSU wie auch SPD verankert sei. Sowohl beim GEG als auch bei der BEG-Förderung plädiert nicht nur der Bundesverband Wärmepumpe für Stabilität. Anders als vielfach fehlkommuniziert, verpflichte das GEG nicht zur Nutzung einer Wärmepumpe, sondern enthalte alle technologisch möglichen Optionen für den Übergang zu 65 % erneuerbarer Energie in der Gebäudewärmeversorgung, so Sabel. „Viele Forderungen, die politisch diskutiert wurden, sind bereits Teil des GEG“, sagt auch Sven Kersten, Regionalmanager DACH bei Nibe Climate Solutions.

Kein Zurück beim Klimaschutz

Deutschland wird international noch immer als Vorreiter der Energiewende betrachtet. Sein Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung bis 2045 wird es jedoch nicht erreichen. Das sagt zumindest ein neuer Energiewende-Ausblick aus der Feder des Beratungsdienstleisters für die Energiewertschöpfungskette DNV.

Demnach werden unsere CO2-Emissionen bis 2050 um 95 % gegenüber 1990 sinken. In dem Report heißt es auch, dass sich die Hoffnung auf Unabhängigkeit von internationalen Energiemärkten erfüllen wird: Bislang werden 70 % der hierzulande verbrauchten Primärenergie importiert; mit dem Ausbau heimischer Erneuerbarer einschließlich Biogas sinkt der Anteil bis 2050 auf 27 %.

Weltweit wird immer mehr Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt, weil es wirtschaftlich ist und die Energiesicherheit erhöht. Die Stromnachfrage in Deutschland verdoppelt sich laut Report bis 2050 und 98 % des Stroms kommen dann aus erneuerbaren Quellen. Das noch rechtzeitig verabschiedete Bürokratieentlastungsgesetz kann den Stromnetzausbau beschleunigen. Beim Wasserstoff bleibt jedoch die Realität hinter den Erwartungen zurück und es wird wohl noch lange dauern, bis sich das rechnet und H2 auch nur für energieintensive Industrien wie Chemie und Stahl ausreichend vorhanden ist. Einen potenziellen Einsatz zur Gebäudebeheizung erwähnt der Report nicht einmal ansatzweise. Offenbar ist er völlig illusorisch und das sollten sich Wärmeversorger zu Herzen nehmen.

Siemens Energy zum Beispiel sieht aber das Hauptrisiko für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft nicht primär beim Thema Energie, sondern im Sektor Bildung und Ausbildung, sagt Vorstandsvorsitzender Dr. Christian Bruch. Kurz, der Fachkräftemangel muss behoben werden und wir brauchen viele gut ausgebildete Menschen, die u. a. auch den Gebäudesektor klimaneutral transformieren. Den sieht der Report nicht auf dem Zielpfad.

Messeausblick

Während sich unser Vorbericht (S. 44) auf Fachveranstaltungen konzentriert, die für Sie von Interesse sein könnten, gehört der Hauptfokus der ISH in Frankfurt a.M. wie immer der deutschen und internationalen herstellenden Industrie für Heizung, Klima und Lüftung, Sanitärtechnik und Bad, Gebäudeautomation und Elektro. Hinweisen möchten wir besonders auf Neuentwicklungen in der Heizungs-, Kälte- und Klimatechnik, denn hier gibt es Anzeichen, dass die im März in Kraft getretene F-Gase-Verordnung greift. Geräte mit natürlichen Kältemitteln gibt es nun für alle Anwendungsbereiche und Größenordnungen. MGT wird sich vor Ort umsehen.

Ihre

MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

Dipl.-Ing. Silke Schilling
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