DAA WärmeIndex Q4 2024

Wärmepumpennachfrage steigt nach Ampel-Bruch wieder an

Im 4. Quartal 2024 stieg die Nachfrage nach Erneuerbaren und vor allem Wärmepumpen. Hintergrund sind wahrscheinlich Befürchtungen hinsichtlich der Förderpolitik nach dem Ampel-Bruch.

DAA WärmeIndex Q4 2024 für verbaute Heizsysteme - Bild: DAA GmbH
DAA WärmeIndex Q4 2024 für verbaute Heizsysteme - Bild: DAA GmbH

Im vierten Quartal 2024 beobachtet DAA Bewegung im Heizungs- und vor allem Wärmepumpenmarkt. Insgesamt war 2024 ein Jahr mit schleppendem Interesse, vor allem im Vergleich zum Vorjahresboom. Zum Jahresende zeigt sich aber eine stark angestiegene Nachfrage nach Förderanträgen.

Laut “ZEIT ONLINE” seien die Anträge auf Förderung einer klimafreundlichen Heizung im November sprunghaft auf bis zu 10.000 pro Woche angestiegen. Als Hintergrund lässt sich nach dem Bruch der Ampel am 06. November Torschlusspanik, resultierend in einem Vorzieheffekt, vermuten. Schließlich ist angesichts von Neuwahlen unklar, in welche Richtung sich die Förderkulisse verschieben wird. Unabhängig vom „Torschluss-Effekt“ zum Jahresende hat 2024 vor allem eines gezeigt: Die als unzuverlässig wahrgenommene staatliche Förderung für erneuerbare Heizungen ist nur bedingt zielführend. Zwar sind die bereitgestellten Fördermittel erheblich, doch mangelt es an Kontinuität und Verlässlichkeit. Dies hat den gesamten Markt – von Herstellern bis hin zu Installationsbetrieben – vor immense Herausforderungen gestellt. Erwartet wurde eine starke Nachfrage nach Wärmepumpen, doch tatsächlich wurden laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V. (BDH) 2024 rund 46 Prozent weniger Wärmepumpen installiert als im Vorjahr.

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DAA WärmeIndex Q4 2024 erneuerbarer vs. fossiler Heizsysteme

Wie die Wärmepumpe auch in Deutschland bedeutsamer werden kann

Dies wirft die Frage auf, wie sich sicherstellen lässt, dass die Wärmepumpe mit ihrem im Vergleich zu fossilen Technologien überragenden Wirkungsgrad auch in Deutschland nachhaltig an Bedeutung gewinnen kann.

Ein Blick nach Skandinavien zeigt mögliche Ansätze. Mit Marktanteilen von rund 90 Prozent und einem Anteil von mehr als 40 Prozent Wärmepumpen im Wärmeerzeuger-Bestand haben diese Länder eine Spitzenposition in Europa inne. Diese Dominanz basiert primär auf der günstigen Verfügbarkeit von Strom (20-25 ct/kWh, Eurostat 2024). Dortige Förderprogramme, die meist auf Steuererleichterungen basieren, fallen vergleichsweise gering aus und spielen nur eine nachgeordnete Rolle für den Erfolg. Entscheidender sind der hohe Heizbedarf und der attraktive „Rohstoff Strom“, der den Betrieb von Wärmepumpen wirtschaftlich macht.

In Deutschland dagegen liegt der durchschnittliche Strompreis bei 39,5 ct/kWh, einer der höchsten Werte in Europa. Dies wird unter anderem durch hohe Steuern und Abgaben (11,5 ct/kWh gegenüber einem EU-weiten Mittel von 7,0 ct/kWh, Strom-Report.com) sowie durch hohe Netzentgelte (8,3–13,7 ct/kWh, Statista 2024) verursacht. Das deutsche Stromnetz, geprägt von hoher Versorgungssicherheit, stößt bei Lastspitzen an seine Grenzen, was die Kosten weiter in die Höhe treibt.

Zum Vergleich: In Spanien, das ein modernes, digitalisiertes Stromnetz mit nahezu vollständigem Smart-Meter-Rollout (nahezu 100 Prozent gegenüber ca. 2 Prozent in Deutschland, Smart-Meter-Initiative) vorweisen kann, liegen die Netzentgelte deutlich niedriger. Dies ermöglicht eine effizientere Nutzung erneuerbarer Energien und eine zuverlässige Abfederung von Lastspitzen. Der durchschnittliche Strompreis in Spanien liegt mit 24,4 ct/kWh auf dem Niveau Schwedens.

Das Fazit ist klar: Die verlässliche und kostengünstige Stromversorgung macht die Wärmepumpe in vielen EU-Ländern deutlich attraktiver als in Deutschland.

DAA-Geschäftsführer Malte Steingrube fordert langfristig stabilisierende Rahmenbedingungen für den Wärmepumpenmarkt

“Die deutlich gestiegene Nachfrage nach erneuerbaren Energien und insbesondere Wärmepumpen zeigt, dass Verbraucher trotz eines herausfordernden Jahres weiterhin Vertrauen in diese zukunftsweisenden Technologien setzen. Diese Entwicklung spiegelt in Deutschland auch eine besondere Marktdynamik wider, die durch politische Förderinstrumente maßgeblich geprägt wird.

Kurzfristige Anreize wie die sogenannte „Förderungs-Torschlusspanik“ haben sicherlich ihren Effekt. Dennoch sehen wir bei DAA die Notwendigkeit, langfristig stabilisierende Rahmenbedingungen zu schaffen, um Fördermaßnahmen schrittweise überflüssig zu machen. Eine nachhaltige Entwicklung des Wärmepumpenmarktes erfordert strukturelle Maßnahmen, die über kurzfristige Anreize hinausgehen.

Zu diesen Maßnahmen zählen:

  • Günstigere Strompreise durch eine Senkung von Netzentgelten und/oder der Stromsteuer.
  • Effizientere Nutzung des volatilen Stromangebots, etwa durch den breiten Einsatz von Smart Metern, die Einführung dynamischer Stromtarife und den Ausbau von Speicherkapazitäten. Diese Schritte ermöglichen es, erneuerbare Energien zentral und dezentral besser zu integrieren und deren Akzeptanz sowie Marktgängigkeit zu erhöhen.

Unserer Meinung nach sollte der Fokus nicht nur auf den Betriebskosten liegen, sondern auch auf den Anschaffungskosten, bei denen Deutschland im europäischen Vergleich weiterhin Spitzenreiter ist. Während regulatorische Anforderungen, wie etwa bei der Installation, sicherlich eine Rolle spielen, sind die auffälligen Preisunterschiede ein Signal dafür, dass noch Potenzial für Effizienzgewinne besteht. Diese Einsparungen könnten direkt an die Endkunden weitergegeben werden.

Wir betrachten die Zukunft der Wärmepumpe als eine gemeinsame Aufgabe. Gerade das regional verwurzelte SHK-Handwerk nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Es bietet die Möglichkeit, Skaleneffekte zu realisieren und so die Attraktivität der Technologie weiter zu steigern. Als verlässlicher Partner möchten wir diesen Weg aktiv begleiten und unterstützen.

Zusätzlich könnte eine Vereinfachung der Installationsregularien durch die Politik diesen Effekt weiter verstärken und die Verbreitung von Wärmepumpen in Deutschland nachhaltig fördern.”

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