Wärmepumpenbranche fordert Entlastungen beim Strompreis
Die Heizungsdebatte der letzten Monate und die Verunsicherung über die ab dem kommenden Jahr geltenden Förderkonditionen haben die Nachfrage nach Wärmepumpen stark einbrechen lassen. Dadurch hat sich auch die Wettbewerbssituation des Produktionsstandorts Deutschland verschlechtert. Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. fordert die Bundespolitik dazu auf, über Entlastungen beim Strompreis an die gute Marktdynamik des Jahres 2022 anzuknüpfen.
Die Branche hat geliefert, nun ist die Politik gefordert
Auf den zwei zurückliegenden Gipfeln von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesverband Wärmepumpe wurden Ausbauziele für den Sektor vereinbart, die den Einbau von jährlich 500.000 Wärmepumpen ab 2024 möglich machen sollten. Ziel war es, dass bis 2030 in Deutschland sechs Mllionen Wärmepumpen arbeiten.
Anlässlich des dritten Wärmepumpengipfels mit Bundesminister Robert Habeck am 19. September stellt der BWP fest, dass sich der Markthochlauf der Klimaschutztechnologie in einer entscheidenden Phase befindet. „Die Wärmepumpenbranche hat massiv in den Ausbau von Produktions- und Schulungskapazitäten investiert und ist nun in der Lage, im kommenden Jahr die vereinbarten 500.000 Wärmepumpen zu installieren. Ergreift die Bundesregierung jetzt allerdings keine Maßnahmen, um der gesunkenen Nachfrage entgegenzuwirken, rückt ihr Ausbauziel in weite Ferne“, sagt BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel.
Der BWP schätzt, dass der Absatz an Wärmepumpen für 2023 auf voraussichtlich etwa 330 - 350.000 Einheiten steigen wird. Dies sehe aber nur auf den ersten Blick gut aus, denn die Zahlen sind Ergebnis der sehr guten Nachfrage aus dem Jahr 2022 und ausgebauter Produktionskapazitäten der Hersteller.
Ein besserer Indikator für die aktuelle Nachfrage sei die Zahl der Anträge auf Wärmepumpenförderung bei der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), die naturgemäß unmittelbar vor Beauftragung einer neuen Wärmepumpe gestellt werden. Diese Zahl ging jedoch im Vergleich zum Vorjahr um 73% zurück.
PwC-Studie zur aktuellen Branchensituation zeigt ambivalente Lage
Die Beratungsgesellschaft PwC hat im Auftrag des BWP die aktuelle Branchensituation analysiert. Nachdem zunächst alle Weichen für den Übergang zum Heizen mit erneuerbaren strom richtig gesetllt worden waren, gibt es nun äußerst unklare Rahmenbedingungen insbesondere für den Zeitraum bis 2028. Das GEG gilt bis dahin nur für den Neubau, im Betsand werde die kommunale Wärmeplanung abgewartet. Beim CO2-Preis herrscht ebenfalls noch Unklarheit.
Damit befindet sich ersten Ergebnisse dieser Studie zufolge die Wärmepumpen-Offensive an einer Weggabelung. Einerseits sei der Trend zur Wärmepumpe vorgezeichnet. Die Installationszahlen stiegen europaweit, Wärmepumpen seien die erste Alternative zur Beheizung mit Erdgas und Heizöl.
Andererseits haben in Deutschland das neue GEG und die unklare Förderlandschaft dazu geführt, dass wieder verstärkt Gas- und Ölheizungen installiert werden und zum Teil auch abgewartet werde, wie die Förderung im nächsten Jahr aussieht.
Die deutsche Heizungsindustrie habe massiv in den Ausbau von Produktionskapazitäten investiert und 2023 zudem etwa 60.000 Schulungsplätze für SHK-Weiterbildungen bereitgestellt, sagt Christian Linden von PwC.
Man arbeite zudem an effizienteren Technologien und erhöhe den Vorfertigungsgrad, damit künftig auch die Installation einfacher und schneller vonstatten gehe, sagt Stiebel Eltron Geschäftsführer Kai Schiefelbein. Komme der Hochlauf und der entsprechende Cashflow nun verzögert, ist dies mindestens eine Herausforderung für die Branche. Stiebel Eltron hat am Standort Holzminden dreistellige Millionenbeträge investiert.
Die Heizungsindustrie befinde bei der Umstellung von fossiler Heiztechnik zu Wärmepumpen in einem harten Wettbewerb mit Konkurrenten aus Nordamerika und Asien - insbesondere in Deutschland, das sich beim Einbau der neuen Technologie europaweit in einer hinteren Position befindet. So beträgt die Anzahl installierter Wärmepumpen in Deutschland gerade einmal 6 pro 1.000 Haushalte, in Italien und Frankreich sind es 20 und in Skandinavien über 60. Dabei betrug beispielsweise in Italien die öffentliche Förderung zeitweise 110% der Investitionskosten.
In dieser Wettbewerbslage benötigten die Hersteller in Deutschland eine klare Perspektive, insbesondere einen verlässlichen und eindeutig auf Wachstum ausgerichteten Heimatmarkt.
Entscheidend seien dafür laut PwC konsequente Maßnahmen, um die Nachfrage nach Wärmepumpen wieder anzukurbeln und an die gute Dynamik des Jahres 2022 anzuknüpfen. Außerdem müsse der Standort Deutschland attraktiver werden und der begonnene Ausbau der Fertigungskapazitäten mit attraktiven Rahmenbedingungen in ähnlicher Weise unterstützt werden, wie dies in Nordamerika und Asien, aber auch in anderen Teilen Europas gelinge.
Akuter Handlungsbedarf besteht speziell für die nächsten vier Jahre. Damit sich deutsche Hersteller auch tatsächlich sicher etablieren und die Klimaziele eingehalten werden können, müssen folgende Dinge getan werden:
- Strompreise müssen runter, CO2-Preis muss rauf
- mehr Produktion in Deutschland
- Rahmenbedingungen und Förderungen müssen transparenter werden
- Genehmigungsverfahren für die Errichtung von produktionsstätten müssen vereinfacht und beschleunigt werden
Stromnebenkosten beseitigen
An erster Stelle fordert der BWP die Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtliche Minimum. „Der Staatsanteil am Strompreis ist in Deutschland etwa doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Noch immer ist Strom weitaus stärker mit Steuern und Abgaben belastet als fossiles Erdgas" sagt Dr. Martin Sabel. "Die Stromsteuer ist ein Relikt der Vergangenheit und wirkt heute den Klimazielen entgegen." Dabei fordere die Branche keine Sonderbehandlung, sondern lediglich faire Wettbewerbsbedingungen. „Die Transformation in der Heizungsbranche hin zur Wärmepumpe benötigt richtungsweisende Energiepreise nicht nur für die Produktion, sondern vor allem auch für Endverbraucher“, so Dr. Sabel. Die Strompreise dürften maximal 2,5 Mal so hoch sein wie der Gaspreis. Im europäischen Schlusslicht Deutschland liege der Faktor jedoch bei 3,3.
Der BWP fordert darüber hinaus, dass in Wärmepumpen genutzter Strom von einer abgesenkten Mehrwertsteuer profitieren sollte.
Deutsche Umwelthilfe fordert klares Bekenntnis der Bundesregierung zur Wärmepumpe und sichere Förderung
Zum Wärmepumpengipfel fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Bundesregierung auf, die tragende Rolle der Wärmepumpe in der Wärmewende anzuerkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
„Das Debakel um das Gebäudeenergiegesetz hat tiefe Spuren bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern hinterlassen. Das zeigt sich vor allem beim Einbruch der Förderanträge. Statt Scheinlösungen wie H2-ready Heizungen zu propagieren, braucht es jetzt ein öffentliches Bekenntnis aller Ampel-Parteien zur Wärmepumpe, um das zerstörte Vertrauen zurück zu gewinnen", sagt DUH Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Dazu gehöre ein Wärmepumpenstromtarif und die Zusicherung, dass alle, die jetzt noch einen Förderantrag für eine Wärmepumpe stellen, auch im ‚neuen‘ Fördersystem einen Anspruch haben. Nur so könne die Bundesregierung ihr Versprechen von jährlich 500.000 neuen Wärmepumpen einlösen. "Jeder Tag, an dem die Bundesregierung die Bevölkerung im Ungewissen lässt, ist ein verlorener Tag für den Klimaschutz.“