Geotherm 2025

Von Europas größter Fachmesse zur Weltleitmesse der Geothermie

Die GeoTHERM Offenburg am 20. und 21. Februar zog mit ihrem Konzept aus Messe und Kongress erneut Experten, Unternehmen und Entscheidungsträger aus aller Welt an.

75 % des Wärmebedarfs in Deutschland könnten aus Geothermie gedeckt werden. Dieser Satz war ein wiederkehrendes Thema in den Reden von Branchenverbänden und Vorträgen von Hochschulen. Bild: HUSS MEDIEN
75 % des Wärmebedarfs in Deutschland könnten aus Geothermie gedeckt werden. Dieser Satz war ein wiederkehrendes Thema in den Reden von Branchenverbänden und Vorträgen von Hochschulen. Bild: HUSS MEDIEN

Internationales Zentrum der Geothermie-Branche

Die GeoTHERM expo & congress 2025 spielt inzwischen eine zentrale Rolle im globalen Geothermiesektor und könnte jetzt als Weltleitmesse der Geothermie gelten. Am 20. und 21. Februar zog das internationale Branchenevent erneut Teilnehmende aus aller Welt an. Laut Angaben der Messe kamen insgesamt 8.522 Besucher, das sind 30 % mehr als im Vorjahr. 

Die GeoTHERM expo & congress 2025 begrüßte 280 Ausstellende aus 23 Ländern. Bild: Iris Rothe
Die GeoTHERM expo & congress 2025 begrüßte 280 Ausstellende aus 23 Ländern. Bild: Iris Rothe

„Die GeoTHERM 2025 erlebte eine beispiellose Internationalität“, sagt Messe-Chef Frank Thieme. „In diesem Jahr durften wir 280 Ausstellende aus 23 Nationen willkommen heißen – darunter Australien, China, Japan, Kanada, die Vereinigten Arabischen Emirate und die USA. Diese beeindruckende Vielfalt zeigt, dass die Geothermie längst ein globales Thema ist und die GeoTHERM eine entscheidende Plattform für den internationalen Austausch bietet.“ 

In zwei Hallen und dem Außenbereich wurden Planungsleistungen und Produkte rund um Erdwärmenutzung und Geothermie, Kalte Nahwärme und Wärmpumpen, Brunnen, Wasserhaltung und Bohrschlammaufbereitung und vieles mehr präsentiert. Vertreten waren neben der herstellenden Industrie zahlreiche Planungsbüros, Hochschulen, Branchen- und Landesverbände.

Der "Kollektorpflug, eine Eigenerfindung von Agrotherm/Doppelacker, gräbt Furchen und versenkt darin das Sole-Rohr. Bild: HUSS MEDIEN GmbH
Der "Kollektorpflug", eine Erfindung von Agrotherm/Doppelacker, gräbt 2 m tiefe Furchen und versenkt darin das Sole-Rohr. Landwirte können so Flächen doppelt nutzen. Verlegt werden kann das Rohr vom laufenden Meter auch unter Sportplätzen oder Grünanlagen im innerstädtischen Bereich. Bild: HUSS MEDIEN GmbH

„Unsere Aussteller bringen zunehmend großformatige Exponate mit“, erklärt Projektleiterin Gabriele Weislogel. „Von Bohrgeräten für die oberflächennahe Geothermie über hochmoderne Messtrucks für seismische Messungen bis hin zu innovativen Speichersystemen – die GeoTHERM 2025 war ein echtes Erlebnis für das Fachpublikum.“ 

Ein besonderes Highlight war die neu geschaffene Start-Up Area, die als Innovationshub der Messe diente. Hier präsentierten sich junge, dynamische Unternehmen mit zukunftsweisenden Technologien und Lösungen. Die Start-Up Area entwickelte sich schnell zu einem Hotspot für Networking und Investitionen: In direkter Nachbarschaft zu etablierten Marktführern konnten aufstrebende Firmen wertvolle Kontakte mit Investoren, Geschäftspartnern und Mentoren knüpfen. 

Fachvorträge und Herstellerpräsentationen auf zwei Hauptbühnen und weiteren Events

„Mit über 60 hochkarätigen Vorträgen bot der wissenschaftliche Kongress der GeoTHERM 2025 eine geballte Ladung Fachkompetenz“, betont Tanja Hartmann, Bereichsleiterin Messen. „Besonders die Kombination aus der Oberflächennahen und Tiefen Geothermie machte das Programm einzigartig und zeigte eindrucksvoll, wie breit gefächert die Potenziale dieser Technologie sind.“ 

Auf zwei Hauptbühnen und mehreren Events gab es 60 Fachvorträge von Hochschulen, Verbänden und Organisationen sowie Präsentationen der herstellenden Industrie., Bild: Iris Rothe
Auf zwei Hauptbühnen und mehreren Events gab es 60 Fachvorträge von Hochschulen, Verbänden und Organisationen sowie Präsentationen der herstellenden Industrie., Bild: Iris Rothe

Zur Lage des Geothermie-Sektors

Auf dem Praxisforum Erdwärme, veranstaltet vom Bundesverband Wärmepumpe, fasste BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel noch einmal die aktuellen Wirtschaftszahlen zusammen. Die Geothermie könnte 75 % des deutschen Wärmebedarfs decken, eröffnete er. Die Zahl stammt aus der Roadmap Oberflächennahe Geothermie der Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geotechnologien IEG. Tatsächlich läge aber der Anteil der erneuerbaren Energien insgesamt erst bei 20 % der Gesamtsumme und der Anteil der Erdwärme sei überschaubar. Zudem sei der Erdwärmeanteil bei Wärmepumpen in den Bundesländern sehr unterschiedlich.

Die Förderzusagen für Wärmepumpen seien im Dezember sehr stark gestiegen, auch mit Blick auf die potenziellen Unvorhersagbarkeiten bei der Politik. Nachdem die Erdwärme im vergangenen ebenso wie der gesamte Sektor einen Einbruch zu verzeichnen hatte, ist Sabel für dieses Jahr dennoch "relativ optimistisch". Voraussetzung für eine Besserung sei jedoch, dass die Marktbedingungen stabil bleiben und die Strompreisentlastung wie angekündigt umgesetzt wird. Auch die CDU wolle die Förderung nicht einreißen, sondern das GEG nur maßvoll ändern, so Sabel. Zu den Erwartungen, die der Verband gegenüber der Politik formuliert, gehört neben der Strompreisentlastung auch die Weiterführung des CO2-Preises und der Förderungen für erneuerbare Energien und die Wärmepumpe.

Ab einem Betriebszeitraum von 15 Jahren seien Wärmepumpen schon jetzt preisgünstiger als Gas, führt Dr. Sabel aus.

Bei Sole/Wasser-Wärmepumpen erscheint der Zeitraum derzeit noch länger, es gibt jedoch positive Tendenzen bei den Gesamtkosten für Erdwärmenutzung einschließlich der Bohrungen (inklusive Förderung), die für zunehmende Wirtschaftlichkeit der Systeme sogar auch im Vergleich zu Luft/Luft-Installationen sprechen, zeigen die nachfolgenden Fachvorträge im Praxisforum Erdwärme.

Den höheren Kosten für die Erschließung stehen Vorteile der Erdwärmepumpen gegenüber, etwa die deutlich höheren Jahresarbeitszahlen aufgrund des durchgehend effizienten Betriebs auch im Winter - und die Tatsache, dass damit auch gekühlt werden und damit eine Aufgabe gelöst werden kann, die die fortschreitende Klimaerwärmung an Kommunen und den gesamten Immobiliensktor stellt.

Gesetze

Die ausgehende Bundesregierung brachte zuletzt noch Gesetze auf den Weg, die Hindernisse für die Geothermie aus dem Weg räumen: So braucht man dem Bürokratieentlastungsgesetz zufolge für Erdbohrungen jetzt erst ab 400 m Bohrtiefe eine bergrechtliche Genehmigung.

Das Gesetz zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren von Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeichern sowie zur Änderung weiterer rechtlicher Rahmenbedingungen für den klimaneutralen Ausbau der Wärmeversorgung, kurz GeoWG, mit dem ein überragendes öffentliches Interesse für Vorhaben der Geothermie mit dem Ziel der Treibhausgasneutralität etabliert werden sollte, war im fortgeschrittenen Stadium, blieb am Ende aber im parlamentarischen Verfahren stecken. Der Beschluss bleibt eine Aufgabe für die neue Bundesregierung.

Akzeptanz

Laut Umfrage der Agentur für Erneuerbare Energie genießt Geothermie eine recht guten Akzeptanz, sagt Gregor Dillger, Geschäftsführer des Bundesverbands Geothermie in seinem Eröffnungsvortrag zum Kongressteil Oberflächennahe Geothermie. Demnach akzeoptieren 50 % der Menschen sie auch in der näheren Umgebung. Der Wert steigt auf 69 %, wenn es in der Umgebung bereits derartige Anlagern gibt. Als Grund wird vielfach der Wunsch nach Unabhängigkeit von globalen Energiemärkten angegeben.

(Sc)

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