Robert Habeck hält am Ziel 500.000 Wärmepumpen pro Jahr fest
Am Dienstag trafen sich rund vierzig Teilnehmende aus Verbänden und Unternehmen sowie weitere Akteure der Wertschöpfungskette zum Wärmepumpengipfel von BMWK und BMWSB.
BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel begrüßt, dass die Ministerien an den Zielen festhalten wollen, die auf den vorhergehenden Wärmepumpegipfeln verkündet worden waren. Der Branchenverband fordert jedoch insbesondere Entlastungen beim Strompreis.
„Die Branche hat ihren Teil der Vereinbarung eingehalten", sagt Dr. Sabel. "Die Produktionskapazitäten wurden und werden stark aufstockt. Die Branche kann liefern. Wir erwarten, dass die Bundesregierung jetzt ihren Teil einhält und nach der Verunsicherung durch die Heizungsdebatte wirksame Maßnahme für den Wärmepumpen-Rollout setzt.“
Nach Auffassung des BWP kann ein solches Aufbruchssignal nicht allein von der angekündigten Förderung ausgehen. Die neuen Förderkonditionen, insbesondere die Einführung eines zeitlich befristeten Geschwindigkeitsbonus für den Ersatz alter Heizungen und eines einkommensabhängigen Bonus, sind sinnvolle Ergänzungen der aktuell schon gut aufgestellten Förderung. Aber es besteht nach wie vor ein eklatanter Widerspruch zwischen Förderung und Energiepreisen.
„Bei der Förderung tritt man auf das Gaspedal, bei den Energiepreisen zieht man die Handbremse. Kein Wunder das Markt und Industrie derzeit schlingern“, so Dr. Sabel.
„Insbesondere die Stromsteuer ist ein Relikt der Vergangenheit und wirkt heute den Klimazielen entgegen. Wir fordern keine Sonderbehandlung, sondern lediglich faire Wettbewerbsbedingungen, damit sich der Wechsel von Gas und Öl zur Wärmepumpe durch günstige Betriebskosten schnell amortisiert." Deshalb fordert der BWP darüber hinaus, dass in Wärmepumpen genutzter Strom von einer abgesenkten Mehrwertsteuer profitieren sollte.
BWP und Branche machten gegenüber Minister Habeck deutlich, dass die aktuellen Absatzzahlen von Wärmepumpen trügerisch sind. Zwar werden in diesem Jahr voraussichtlich 330-350.000 Wärmepumpen ausgeliefert. Dieses Wachstum gegenüber dem Vorjahr sei aber in erster Linie das Ergebnis der sehr guten Nachfrage aus dem Jahr 2022 und der ausgebauten Produktionskapazitäten der Hersteller. Die zurückgehende Anzahl der Förderanträge in 2023 zeigt den aktuellen Abwärtstrend. Der Verband führt das auch auf eine starke Verunsicherung nach der langen Heizungsdebatte zurück.
„Für die Heizungsindustrie ist längst klar, dass Wärmepumpen in den nächsten Jahren zur neuen Standardheizung werden. Daran richtet sie derzeit Investitionen in neue Werke, Produktionsstätten und Fachkräfte aus. Bei Verbraucherinnen und Verbrauchern ist diese Botschaft zur Ausrichtung auf erneuerbare Energien aber noch nicht angekommen. Die Politik muss ihnen jetzt dringend Orientierung geben.“
BDH und ZVSHK fordern Nachbesserung von der Politik
In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die Heizungsverbände, die folgenden drei zentralen Aspekte zu adressieren:
- Anpassung der Förderkulisse: Die neue Förderkulisse müsse schnellstens kommen und nachhaltig Bestand haben. Sie müsse eine klare Verbesserung sein und dürfe keine Verschlechterung gegenüber der bestehenden Förderung darstellen. Daher sei die Ankündigung der Kürzung der förderfähigen Investitionskosten für die Heizungsmodernisierung von 60.000 € auf 30.000 € unbedingt zu revidieren und auf mindestens 45.000 € anzuheben.
- Entlastung bei Stromtarifen: Der in Wärmepumpen genutzte Strom sei gemessen am Gaspreis auch heute noch zu hoch. Die dauerhafte Reduktion der Energiesteuer auf das europarechtliche Minimum bei Wärmepumpentarifen würde bessere Wettbewerbsbedingungen für den Wärmepumpenhochlauf herstellen. Weiterhin fordern die Verbände die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes auf sieben Prozent, analog zum Gas.
- Zusatzqualifikation Elektrofachkraft: Fachliche und administrative Hemmnisse beim Anschluss von Wärmepumpen an das Stromnetz gelte es zu beseitigen. Über die Möglichkeit einer „Zusatzqualifikation Elektrofachkraft“ könne einer Vielzahl von SHK-Fachbetrieben eine geregelte Maßnahme angeboten werden, auch den elektrischen Anschluss der Wärmepumpe sowie die administrative Ab-wicklung des Netzanschlusses durchzuführen, ohne dass zusätzlich ein vollständig ausgebildeter Elektriker vor Ort sein muss.
Wärmepumpenhochlauf braucht Netzausbau
Für den Wärmepumpenhochlauf sei es essenziell, die Netz- und Systemintegration mitzudenken und die Erneuerbaren weiter auszubauen, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
"Die Aufgaben für die Energiewirtschaft sind enorm: Die Digitalisierung der Verteilnetze muss vorankommen. Dazu gehört dann auch ein zügiger Rollout von intelligenten Messgeräten, der ab 2025 verpflichtend greift. Das Antragsvolumen für den Netzanschluss von Wärmepumpen ist allein in den letzten zwei Jahren um 225 Prozent gestiegen. Die Verteilnetzbetreiber gehen von einer Verfünffachung der Wärmepumpen bis 2028 aus. Netzausbau ist daher das Gebot der Stunde – und zwar auf allen Spannungsebenen. Aber dazu müssen Politik, Industrie und Gesellschaft gemeinsam an einem Strang ziehen, beispielsweise bei der Frage der Finanzierung und den Rahmenbedingungen. Dazu gehört eine angemessene Eigenkapitalverzinsung, eine Einordnung des Verteilnetzausbaus „im überragenden öffentlichen Interesse“ auch innerhalb von Ortschaften und mehr Personal in Genehmigungsbehörden bei Ländern und Kommunen, denn rund 20 Prozent der Netzausbaumaßnahmen verzögern sich aufgrund von Genehmigungsprozessen.“