Solargroßspeicher

BVES setzt energiepolitische Leitplanken für die neue Legislaturperiode

Der Bundesverband Energiespeichersysteme hat eine Agenda mit fünf zentralen Forderungen für die Energiepolitik veröffentlicht.

Ein großer Solarpark mit Anschluss an das Stromnetz und Batteriespeicher. Der Strom fließt von den Solarzellen ins Netz und lädt gleichzeitig die Batterien auf. Isometrische Ansicht. - Bild: stock. adobe. com/ Andrew
Ein großer Solarpark mit Anschluss an das Stromnetz und Batteriespeicher. Der Strom fließt von den Solarzellen ins Netz und lädt gleichzeitig die Batterien auf. Isometrische Ansicht. - Bild: stock. adobe. com/ Andrew

Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2035 die Stromerzeugung zu 100 % aus Erneuerbaren Energien zu decken. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen die notwendigen Rahmenbedingungen spätestens bis 2030 geschaffen werden. Die nächste Legislaturperiode ist daher entscheidend, um die Weichen für ein zukunftsfähiges Energiesystem zu stellen.

Auf seiner Vorstandsklausurtagung 2025 in Schluchsee hat der BVES das Papier „Endspurt 2030“ – eine Agenda mit zentralen energiepolitischen Forderungen erarbeitet. Im Mittelpunkt steht die Flexillienz des Energiesystems – eine Kombination aus Flexibilität, Resilienz und Intelligenz. Das Papier listet die Schritte auf, die notwendig sind, um das Potenzial der Energiespeicher zu entfesseln und die Energiewende effizient sowie wirtschaftlich voranzubringen.

Fünf Kernforderungen für ein zukunftssicheres Energiesystem:

1. Bürokratie abbauen und Energiewendeanlagen priorisieren

Die Umsetzung von Energiewendeprojekten in den drei Sektoren Strom, Wärme, Mobilität darf nicht durch langwierige Genehmigungsverfahren behindert werden. Das überragende öffentliche Interesse nach §11c EnWG muss konsequent in der Praxis Anwendung finden. Gleichzeitig braucht es einen schnelleren, digitalisierten und rechtssicheren Prozess für Netzanschlüsse und Speicherintegration.

2. Marktdesign anpassen – Dezentralität und Volatilität berücksichtigen

Erneuerbare Energien sind dezentral und volatil. Das Energiemarktdesign muss dies widerspiegeln, indem Energie, Leistung und Systemdienstleistungen regional, dynamisch und automatisiert gehandelt werden können. Eine umfassende Reform der Netzentgelte ist dafür essenziell.

3. Speicher in Verbindung mit Erzeugungsanlagen in den Fokus setzen: 

Co-Location Anlagen stabilisieren die erneuerbare Erzeugung und helfen gleichzeitig dem Netz. Zudem sichern sie die effiziente Nutzung erneuerbarer Energien und optimieren die Nutzung von Netzanschlüssen. Notwendig sind effiziente Netzanschlusskonzepte, eine Reform der Strombilanzierung und die Abschaffung der Vergütung bei negativen Preisen.

4. Freiheitsgrade für Behind-the-Meter Anlagen erhöhen
Die Erzeugung und Nutzung von Energie hinter dem Netzanschluss gleicht Volatilität aus und entlastet das Stromnetz. Soweit keine Rückmeldung in das Netz erfolgt, muss der Anschlussnehmer selbst entscheiden können, wie die Anlage aufgesetzt und genutzt wird. Es braucht eine Reform der Netzentgeltstruktur, einen beschleunigten Smart-Meter-Rollout und bessere gemeinschaftliche Erzeugungs- und Nutzungskonzepte.

5. Sektorenkopplung beschleunigen

Wärme- und Mobilitätssektoren müssen regulatorisch mit dem Stromsektor verzahnt werden, damit die Dekarbonisierung diesen Sektoren gelingt. Ein stabiler CO-Preispfad sowie eine Reform der Netzentgelte sind erforderlich, um den Umstieg auf Strom wirtschaftlich wettbewerbsfähig zu machen.
 

Unterstützung für die Belange der Speicherbranche kam auch von den politischen Gästen der Vorstandskalusur:

Maria-Lena Weiss, MdB (CDU), betonte während der Klausurtagung die Bedeutung von Speichern für die Energiewende: "Speicher sind ein zentraler Baustein unseres künftigen Energiesystems. Ich werde mich im neu gewählten Bundestag dafür einsetzen, dass die künstliche Aufspaltung von Speichern in Erzeugung und Verbrauch endgültig und konsequent aufgegeben wird und dass die Dauer von Genehmigungsverfahren für Großspeicher deutlich reduziert wird." Außerdem braucht es eine Nachjustierung bei der Umsetzung des EuGH-Urteils zur Kompetenzverteilung zwischen Bundesnetzagentur und Gesetzgeber, damit das Ping-Pong-Spiel der Verantwortlichkeiten zwischen BMWK und BNetzA beendet wird, betonte sie.

Auch Rita Schwarzelühr-Sutter, MdB (SPD), hob die wirtschaftlichen Chancen der Energiewende hervor: "Klimaschutz und Wirtschaftswachstum müssen keine Gegensätze sein – sie sollten Hand in Hand gehen. Deutschland besitzt das Know-how und die Innovationskraft, um die Energiewende erfolgreich voranzutreiben und ist Exportweltmeister in Umwelttechnologien. Dieses Potenzial sollte auch in Deutschland genutzt werden – dazu sind passende Regulierung sowie Planungssicherheit für Investitionen erforderlich. Ich setze mich dafür ein, dass eine umweltfreundliche, bezahlbare und verlässliche Energieversorgung gelingt."

Die nächste Legislaturperiode ist die letzte Gelegenheit, die richtigen Rahmenbedingungen für eine vollständig erneuerbare Stromversorgung bis 2035 zu schaffen. Jede Verzögerung erhöht die Kosten und bremst die wirtschaftlichen Chancen der Energiewende. Die Speicherbranche ist bereit, die Flexibilitätsanforderungen des Energiesystems ohne Subventionen zu decken, wenn regulatorische und bürokratische Hürden endlich abgebaut werden.

 

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