Liebe Leserinnen und Leser,
wie Millionen Quadratkilometer verbrannter Landschaften in Australien erst jetzt wieder zeigen, sind beim Klimawandel wichtige Kipppunkte bereits überschritten. Die von Menschen in Gang gesetzte Erwärmung hat Mechanismen ausgelöst, die das Klima von sich aus weiter destabilisieren. Umgekehrt können gesellschaftliche Kippmechanismen aber auch einen Durchbruch zur Klimastabilisierung auslösen, so die These einer kürzlich im US-Fachmagazin PNAS erschienenen Studie. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat Kippinterventionen identifiziert, die eine sich selbst verstärkende Dynamik in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in Richtung Klimastabilisierung in Gang setzen und die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Null reduzieren können.
Starkes Sofortinterventionspotenzial, wie es sich die Forschenden erhoffen, liegt beim Thema klimaneutraler Stadtumbau ganz sicher im Energiesprong-Konzept: Die serielle Sanierung von Gebäudehülle und -technik im Bestand hat dem Beispiel der Niederlande folgend nun auch in Deutschland begonnen. Mit fast 12.000 Wohneinheiten am Start soll das dem Behemoth Bausektor einen Kickstart zur industriellen Vorfertigung verpassen. Wie das Konzept umgesetzt wird, zeigt der Prototyp in Hameln (S. 22).
Anders heizen
Die serielle Sanierung wurde gesetzlich verankert, die KfW-Fördersätze für die Gebäudesanierung angehoben. Teil des übrigen Gesetzeswerks, mit dem Deutschland weniger kickstarten als reibungsarm in die Klimaneutralität gleiten soll, ist die Heizungsmodernisierung. Sind 100 % Erneuerbare nicht möglich, stehen Hybridheizungen in Verbindung mit Öl- oder Gasbrennwertgeräten zur Verfügung. Die Chancen für Öl werden auf S. 30 kommentiert. Mehrere mögliche Varianten für Hybridsysteme zeigt der Beitrag ab S. 32 und ein Beispiel einer Kombination von Ölbrennwertheizung und Solarthermie, die bereits vor der Verabschiedung des Klimapakets in Betrieb ging, finden Sie auf S. 38.
Planen und Bauen digitalisieren
Der Kickstart im Bausektor funktioniert nicht ohne Building Information Modeling. Mit den Erfordernissen und Problemen, den Chancen und der praktischen Anwendung von BIM bei der Umsetzung wegweisender Architekturprojekte und ihrer technischen Gebäudeausrüstung befasst sich unser Top-Thema.
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MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling
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