The Smarter E

Fundus für regenerative Energiesysteme

Die Fachmessen der „The Smarter E“ zeigten, dass die Produkte für 100 % regenerative Energiesysteme vorhanden sind. Jetzt geht es um Vernetzung, Integration und Digitalisierung.

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Die Intersolar ist eine der vier Fachmessen unter dem Dach der Messeallianz The Smarter E. Modelle wie diese waren beliebte Hingucker. Bild: Ina Röpcke
Die Intersolar ist eine der vier Fachmessen unter dem Dach der Messeallianz The Smarter E. Modelle wie diese waren beliebte Hingucker. Bild: Ina Röpcke

Als „Epizentrum der globalen Energiebranche“ bezeichnen die Veranstalter die Messeallianz „The Smarter E“, die im Mai in München stattfand. Das ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, aber Tatsache ist, wer sich über die neuesten Entwicklungen zu Photovoltaikanlagen, Batteriespeichern und Energiesystemen informieren will, ist hier am richtigen Ort.

In diesem Jahr fiel vor allem die Vielzahl großer Batteriespeicher für Gewerbe- und Industriegebäude ins Auge. Auch wurde vielfach ihre zunehmende Bedeutung als „zentrale Komponente im Energiesystem“ betont. Denn noch ein anderes Thema dominierte die Messe: Wie können die Komponenten für die regenerative Energieversorgung noch besser vernetzt und in die immer komplexer werdenden, digitalisierten Energiesysteme integriert werden? In diesem Kontext fielen wiederholt die Schlagworte Solarspitzengesetz, § 14a EnWG und dynamische Stromtarife.

Eine Allianz – vier Messen

Unter dem Dach der Messeallianz versammeln sich die vier Fachmessen Intersolar, EES (Electrical Energy Storage), Power2Drive und EM-Power. Rund 107.000 Fachbesucher aus 157 Ländern zählten die Veranstalter. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber 2024. 2.737 Aussteller, ebenfalls weniger als im Vorjahr, präsentierten Produkte und Dienstleistungen für Energiesysteme. Während im vergangenen Jahr noch China die führende Ausstellernation war, eroberten die 887 Unternehmen aus Deutschland in diesem Jahr wieder Platz 1 – vor den 850 chinesischen Ausstellern. In großem Abstand folgte die Türkei mit 98 Austellern und danach weitere Nationen wie Italien, Niederlande und Spanien.

Vor allem in den Hallen der Intersolar und der EES war die Dominanz der chinesischen Hersteller deutlich zu erkennen – eine Tatsache, die deutschen Modul- und Wechselrichterherstellern, zunehmend aber auch Speicherherstellern zu schaffen macht.

Höhen und Tiefen im PV und Speicher-Markt

In Deutschland wurde im vergangenen Jahr die Schwelle von 100 GW installierter PV-Gesamtleistung überschritten, berichtete Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar). Das entspricht mehr als 5 Mio. registrierten Solarstromanlagen. Dazu sind zwei Millionen Batteriespeicher mit rund 20 GWh Speicherkapazität installiert.

Die starken Schwankungen, die kennzeichnend für den PV-Markt sind, setzen sich gleichwohl fort. Mit 15,4 bzw. 17,5 GW installierter Gesamtleistung waren 2023 und 2024 Boom-Jahre. Vor allem das Heimsegment mit Dachanlagen bis 30 kW Leistung erlebte 2023 mit etwa 7,9 GW neu installierter Leistung einen großen Sprung. Doch die Nachfrage privater Verbraucher ist seit 2024 wieder rückläufig, was auch Installateure bestätigten.

Dafür verzeichnen der Verband und Fachbetriebe eine deutlich steigende Nachfrage im Gewerbesegment. Im Vergleich zu 2021 hat sich der Zubau auf Gewerbe- und Industriedächern 2024 fast verdreifacht. Der BSW-Solar rechnet für 2024 mit rund 3,8 MW neu installierter PV-Leistung auf Gewerbedächern. Die Zahl ist noch nicht final, da es noch Nachmeldungen geben kann.

Auch der Zubau an Freilandanlagen hat sich in dem Zeitraum verdreifacht, auf circa 6,7 MW im Jahr 2024. 22 von 25 EEG-Auktionen waren laut Körnig deutlich überzeichnet, so dass es durch den Preiskampf zu Gestehungskosten von circa 5 Ct/kWh kam.

Am anderen Ende der Größenskala befinden sich die Steckersolargeräte (auch als Balkonkraftwerke bezeichnet), die sich als neues Marktsegment etabliert haben. Ende 2024 waren laut BSW-Solar hierzulande rund 800.000 Kleinstanlagen registriert.

Vom Balkonkraftwerk zum Solarpark

Beim Gang durch die Messehallen waren die Trends offensichtlich. Vor allem die vielen Großmodule mit einer Leistung zwischen 600 und etwa 740 W fielen ins Auge. Sie werden für Freilandanlagen angeboten. Bei den Solarmodulen für das Heimsegment hat sich eine Leistung zwischen 400 und 500 W als Standard etabliert. Daneben wurden Balkon-Solar-Module beworben. Einige Hersteller wie Anker Solix bieten sie in einem Paket mit einem kleinen Batteriespeicher und Mikro-Wechselrichter an.

In den Modulhallen der Intersolar reihten sich chinesische Hersteller aneinander. Viele werben mit „Tier 1“ und versuchen damit, Vertrauen zu schaffen. Dies ist die beste Kategorie im Ranking der US-amerikanischen Bloomberg New Energy Finance, mit dem die finanzielle Stabilität und Zuverlässigkeit von Unternehmen geprüft wird.

Mit dem Label „Tier 1“ von Bloomberg wollen Hersteller Vertrauen schaffen. Bild: Ina Röpcke

Bezüglich der Zell- und Modultechnologie hat sich aktuell ein Standard etabliert. Schlagworte sind Halbzellen, N-Type, Topcon, bifazial und Doppelglas.

Die Topcon-Zelltechnologie hat den vorherigen Trend Perc, was für passivierte Emitter-Rückseitenkontakt-Zellen steht, abgelöst. Topcon ist die Abkürzung von „Tunnel Oxide Passivated Contact“. Zudem werden nun N-Typ-Zellen mit negativ dotiertem Silizium anstelle von P-Typ-Zellen eingesetzt.

Die Rückseitenfolie hat bei immer mehr Herstellern ausgedient und wird durch Solarglas ersetzt. Begründet wird dies u. a. mit dem niedrigeren Gewicht und dem Umweltschutz, aber auch mit der höheren Widerstandsfähigkeit von Glas, etwa gegen UV-Strahlung.

Bifaziale Module können auf beiden Seiten Solarstrom erzeugen. Hier sind sie in dem Modell einer Agri-Photovoltaikanlage zu sehen. Bild: Ina Röpke

Bifaziale Module können auf der Vorder- und der Rückseite Strom produzieren. Werden sie auf hellem Untergrund montiert, reflektiert die Sonnenstrahlung auf die Unterseite, so dass der Solarertrag gesteigert wird. Dieser Modultyp wird aber auch für senkrecht montierte Agri-Photovoltaikanlagen genutzt. Systeme für Agri-PV auf landwirtschaftlichen Flächen ebenso wie für schwimmende PV-Anlagen (Floating PV) waren als Nischensegmente zu sehen. Ins Auge fielen auch farbige Module für die Gebäudeintegration.

Solarmodule sind inzwischen in vielen Farben erhältlich. Die roten Module eignen sich beispielsweise für die roten Dächer in Italien, teilt der chinesische Hersteller Ronma Solar mit. Bild: Ina Röpke

Neuer Zelltyp

Eine technologische Weiterentwicklung haben die chinesischen Hersteller Aiko und Longi in den Markt eingeführt. Bei den so genannten All-Back-Contact-Modulen befinden sich auf der Vorderseite der Zellen keine Busbars mehr. Busbars sind die dünnen, leitfähigen Metallstreifen, die die erzeugte elektrische Energie sammeln und weiterleiten. Neben der homogenen, einheitlich schwarz erscheinenden Optik erhöht die ABC-Rückkontakttechnologie den Wirkungsgrad der monokristallinen Module leicht. Denn so passen mehr Zellen auf die Modulfläche. Auch Heterojunction-Module waren zu sehen. Longi beispielsweise zeigte ein Modul mit Heterojunction-Rückkontaktzellen und bis zu 25 % Wirkungsgrad. Zudem präsentierten einige Hersteller Konzepte für Perowskit-Tandem-Module. In der zweiten Jahreshälfte sollen die ersten Module auf den Markt kommen.

Bei der neuen ABC-Rückkontakttechnologie von Aiko haben die Solarzellen nicht mehr die sonst üblichen Busbars auf der Vorderseite. Bild: Ina Röpcke

Eine andere Neuheit sind leichte Module mit nur circa 5 kg/m2 Gewicht für Dächer, deren Statik nicht für die üblichen, schwereren Module ausreicht. Allerdings sind sie noch deutlich teurer als Standardmodule.

Energiemanagementsysteme im Fokus

Es ist nur wenige Jahre her, dass erste Speicherhersteller ihre ersten Gewerbespeicher auf der EES zeigten. Nunmehr gibt es eine Vielzahl an Akkusystemen für Gewerbe und Industrie. Viele sind skalierbar, so dass große Leistungsklassen erreicht werden können. Bei den Weiterentwicklungen geht es aktuell darum, dass die Systeme die neuen gesetzlichen Regelungen erfüllen können und den Nutzern gleichzeitig den größtmöglichen Ertrag sichern. Dafür wird u. a. an der Software gearbeitet.

Wechselrichter, Energiemanagementsystem und Batteriespeicher als Kern des Energiesystems Bild: Ina Röpcke

Ziel des neuen Solarspitzengesetzes ist es, das Überangebot vor allem in der Mittagszeit zu reduzieren. Demnach soll es bei bestimmten Gegebenheiten keine Einspeisevergütung bei negativen Strompreisen mehr geben – das heißt, wenn das Angebot an regenerativem Strom im Netz die Nachfrage übertrifft. Ebenfalls ein großes Thema auf der Messe.

Dynamische Stromtarife bietet einen Anreiz, für große elektrische Verbraucher die günstigen Strompreise zu nutzen und Akkus dann zu laden, wenn viel Wind- und Solarstrom im Netz ist. § 14a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) erlaubt Netzbetreibern das Dimmen der Einspeiseleistung, wenn die Netzstabilität gefährdet ist. Dafür müssen Anlagen ansteuerbar sein. Diese neuen Gegebenheiten zeigen, weshalb Batteriespeicher und Energiemanagementsysteme zur Optimierung des Eigenverbrauchs weiter an Bedeutung gewinnen.

Letztere ermöglichen immer häufiger das prognosebasierte Laden. In dem Zusammenhang waren KI und Intelligenz die Schlagworte. Speicherhersteller wie Sonnen, Fenecon und E3/DC machen es bereits möglich, dass die Energiemanagementsysteme Wetterprognosen in die Steuerung einbeziehen und die Systeme mit „selbstlernenden Algorithmen“ das Lastprofil der Anlagenbetreiber erfassen. Auf der Basis der Wetter- und Verbrauchsdaten sowie des Speicherstands werden die Speicherung, der Strombezug und die Einspeisung dann so gesteuert, dass möglichst viel Solarstrom selbst verbraucht und bei Bedarf Strom zum günstigen Tarif bezogen wird.

Die nächste The Smarter E findet von 23.–25.06.2026 in der Messe München statt.

Ina Röpcke

Ina Röpcke
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Fundus für regenerative Energiesysteme
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