Die ambitionierten Klimaziele Deutschlands und der EU erfordern eine grundlegende Transformation des Wärmesektors. Die Dringlichkeit zeigte sich in diesem Sommer besonders auch in Europa in Form von Hitze, Dürre und massiven Waldbränden. Explodierende Energiepreise dürften nun auch die letzten Zweifelnden von der notwendigen Abkehr von fossilen Brennstoffen überzeugen. Der überwiegend veraltete Anlagenbestand braucht eines technisches und energetisches Update, damit die Effizienz steigt. Gleichzeitig muss der Anteil der erneuerbaren Energien sukzessive ausgebaut werden.
Wärmewende im Gebäudesektor
Auf der diesjährigen GET Nord zeigt die deutsche Heizungsindustrie ein umfangreiches technisches Portfolio zur Umsetzung der Wärmewende und zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor.
Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) zufolge sind lediglich 21 % der deutschen Heizungsanlagen auf dem Stand der Technik und koppeln gleichzeitig erneuerbare Energien ein. Das betrifft rund 1,1 Mio. Wärmepumpen, rund 0,9 Mio. Biomassekessel und etwa 2,5 Mio. Gas- und Ölbrennwertkessel in Kombination mit einer solarthermischen Anlage. Die übrige, überwiegend veraltete Technik verursacht erhebliche CO2-Emissionen. Diese müssen bis 2030 gegenüber 2020 um 53 Mio. auf 67 Mio. t gesenkt werden.
Eine zentrale Technologie stellt die Wärmepumpe dar. Im Neubau längst das Heizsystem Nummer eins, kommen Wärmepumpen mittlerweile auch in Bestandsgebäuden verstärkt zum Einsatz. Daneben werden u. a. hybride Systeme mit Einbindung von Umweltwärme, Solarthermie und Biomasse zu sehen sein.
Außerdem präsentieren die Unternehmen zunehmend Effizienztechnologien, die den Heizbedarf reduzieren wie die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung und digitale Steuerungs- und Regelungstechnik bis hin zu Home Energie Management Systemen (HEMS). Diese koordinieren die Energieströme von Erzeugern und Verbrauchern im Gebäude und ermöglichen damit ein Höchstmaß an Komfort und Effizienz.
Die Strom- und Wärmewende und der wenn auch oft noch schleppende Einzug der Digitalisierung in Bauwesen und Gebäudewirtschaft lassen einst getrennte Gewerke zusammenwachsen. Neben der elektrischen Wärmeerzeugung für Gebäude und Wärmenetze spielen dabei E-Mobilität und Gebäudeautomation wachsende Rollen.

„Insbesondere das Verbundkonzept der GET Nord zwischen Heizungs- und Elektroindustrie spiegelt das Marktgeschehen wider“, sagt Andreas Lücke, Senior Experte beim BDH.
Die Zeichen der Zeit erkannte das Messeteam bereits 2008. In diesem Jahr wird der Faden erneut aufgenommen und in engen Bögen über das Messegelände gezogen. Der Hallenplan für die Messe ist so ausgelegt, dass – im Ikea-Prinzip – SHK-Interessierte auf dem Weg zu „ihren“ Ausstellern auch durch die Elektrohallen laufen und umgekehrt.
Vorträge und Foren
Speziell für die Zielgruppe Gebäudetechnik und Elektroplanung wird in der GET Nord Arena ein informatives Programm rund um das Thema BIM (Building Information Modeling) angeboten.
Das GET Nord Forum wendet sich an das Fachhandwerk, Fachplanende, Spezialistinnen und Spezialisten der Wohnungswirtschaft und den Fachhandel. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Smart Home, Brandschutz, Beleuchtung sowie aktuelle Branchenlösungen und -entwicklungen.
Im IT-Forum dreht es sich um Datenschutz und Smart Home, Arbeiten aus dem Home Office und digitale Kundengewinnung.
Auf dem ArchiturForum 2022 präsentieren internationale Architekt:innen ihre neuesten Projekte und informieren über das Leben in den Städten der Zukunft. Ort: Foyer Süd.
DEUTSCHER TGA AWARD
Am ersten Messetag, dem 17. November,wird in der Halle B1 OG. im Übrigen auch die Verleihung des DEUTSCHEN TGA AWARD der Redaktion Moderne Gebäudetechnik stattfinden. Start ist um 11:00 Uhr. Kommen Sie vorbei und lernen Sie die Preisträger und ihre Projekte kennen!

Forschung und Entwicklung
Die Halle B3 im Erdgeschoss bespielt ganz aktuell ein komplett neues Thema der Messe: erneuerbare Energien und die Energiewende. Für das Energy Forum sind sowohl Ausstellungen als auch Vorträge und Präsentationen aus Forschung und Praxis geplant.
Vertreten ist zum Beispiel das Competence Center für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E), eine wissenschaftliche Einrichtung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. Die HAW hat zahlreiche Studierende mit Grundausbildung im SHK- und Elektrohandwerk und bildet mit ihrem Fokus auf der Anwendung direkt für die Strom- und Wärmewende aus.

Im Technologiezentrum Energie-Campus des CC4E in Hamburg Bergedorf wird u. a. untersucht, wie bis 2045 die 100 TWh-Lücke zwischen dem prognostizierten Energiebedarf und der Menge an erneuerbaren Energien geschlossen werden kann, die Deutschland dann selbst produziert. Die Lösung: Wasserstoff aus den sommerlichen Überschüssen von PV und Windrädern. Wie das funktioniert und was sonst noch mit Wasserstoff möglich ist, könnte Thema eines Vortrags im Forum sein.
MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

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