Fernwärmegipfel

Wie viel Erneuerbare kann die Fernwärme?

Am Montag trafen sich Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bundesbauministerin Klara Geywitz zum Fernwärmegipfel mit Kommunen und Branchenvertretern.

Im Heizkraftwerk Berlin Moabit wird noch mit Steinkohle und ein bisschen Biomasse Strom und Wärme erzeugt. Quelle: stock.adobe.com/etfoto
Im Heizkraftwerk Berlin Moabit wird noch mit Steinkohle und ein bisschen Biomasse Strom und Wärme erzeugt. Quelle: stock.adobe.com/etfoto

Je nach Quelle beträgt der Anteil erneuerbarer Energien in deutschen Fernwärmenetzen heute erst 17 % (BDEW 2022) bis 22 % (dena 2023). Zugleich sollen Nah- und Fernwärmenetze aber einen Ausweg bieten, wenn es um die Heizungsumstellung geht. Sichert der Netzbetreiber zu, dass der Anschluss in den nächsten zehn Jahren kommt, muss man sich als Eigentümer, Vermieter oder Unternehmer nicht um eine individuelle Lösung kümmern und darf die alte fossile Heizung bis dahin weiternutzen. Dies steht auch in der Gipfelerklärung von Geywitz und Habeck.

Soll das nicht nur Wege öffnen, eine absolut notwendige Transformation weiter in die Zukunft zu verschieben, müssen die deutschen Netze zügig ausgebaut und zugleich transformiert werden. Dabei ist die Option "Umstellung von Kohle auf etwas weniger schädliches Erdgas" nicht länger praktikabel, denn 50% Erneuerbare im Netz bis 2030 und Klimaneutralität bis 2045 brauchen eine komplette Umorientierung, die heute beginnt. Im Gespräch sind Geothermie, Solarthermie und der Favorit Großwärmepumpen in Kombination mit Abwasser- und Flusswärme, aber auch Biomasse und Wasserstoff. Bei den Netzen steht eine Transformation von Hoch- auf Niedertemperatur sowie kalte Nahwärme an. Die Bundesregierung arbeitet derzeit am Gesetz zur städtischen Wärmeversorgung.

Umfrage bei Fernwärmenetzbetreibern

Im Vorfeld des Fernwärmegipfels hatte das Berliner Software- und Beratungsunternehmen Kelvin Green, eine Ausgründung der DENEFF, eine Umfrage zum Thema grüne Wärmenetze unter deutschen Wärmenetzbetreibern durchgeführt und stellte sie ebenfalls am Montag vor. Der überwiegende Teil der mehr als 80 befragten Anbieter sind Stadtwerke als regionale Wärmeversorger.

Die Ergebnisse der Umfrage bestätigen, dass sowohl Fern- als auch Nahwärmenetze eine entscheidende Rolle in der Strategie zur Dekarbonisierung der Wärme in Deutschland spielen. Insbesondere in urbanen Räumen will man Ausbau dieser grünen Wärmenetze als Alternative zu teureren oder ineffizienteren dezentralen Wärmelösungen deutlich vorantreiben.

Trotz einer Reihe von Fragezeichen, Herausforderungen und teils auch Überforderungen, mit denen sich Stadtwerke auseinandersetzen müssen, habe der Umbau bei ihnen offenbar deutliche Priorität, sagt Kelvin Green Geschäftsführer Martin Bornholdt. "Alle machen sich auf den Weg." Das zeigten auch die Anfragen, die an Kelvin Green herangetragen würden.

Größte Herausforderung: Wirtschaftlichkeit grüner Wärmenetze und faire Wärmepreise

Laut den Befragten liegen die Hauptherausforderungen, aber auch Chancen, im wirtschaftlichen Aspekt dieser Transformation. Die enormen notwendigen Investitionen sowie die Auswirkungen auf die Fernwärmepreise werden als kritisch für den Erfolg betrachtet. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat die Bundesregierung im letzten Jahr das umfassende Förderprogramm Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) auf den Weg gebracht, das in der Branche großen Anklang findet und Standards setzt.

Die Mehrheit der Befragten hat bereits Maßnahmen zur Planung der Transformation bestehender Netze und zur Entwicklung neuer grüner Netze ergriffen. Großwärmepumpen wurden dabei als bevorzugte künftige Technologie genannt, während für Bestandsnetze zusätzlich auch verstärkt auf Wasserstoff gesetzt wird. Es wird erwartet, dass die Komplexität der Netze zunehmen wird, weil durschnittlich 4 weitere Wärmeerzeugungstechnologien zum Einsatz kommen sollen, was die Notwendigkeit von Automatisierung und Digitalisierung in Wärmenetzen erhöht.

Entsprechend schätzen die Befragten das Potenzial der Digitalisierung zur beschleunigten und vor allem kosteneffizienten Umsetzung grüner Wärmenetze als sehr hoch ein auch wenn weniger als die Hälfte (48%) der Befragten bereits in der konkreten Umsetzungsphase hierfür ist.

Der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat im Rahmen des Fernwärmegipfels die gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Die Umstellung der Fernwärmenetze auf klimafreundliche, erneuerbare Wärmetechnologien müsse nun zügig und ambitioniert angegangen werden, sagt BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter: "Nach dem Gebäudeenergiegesetz, für das es dringend Klarheit braucht, muss nun auch die kommunale Wärmeplanung angegangen werden, denn die Branche ist mit Investitionen in Vorleistung gegangen und benötigt nun dringend Planungssicherheit.”

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