Gasheizung oder Wärmepumpe?

Der Streit um das Gebäudeenergiegesetz in Zahlen

Mit einer neuen Stellungnahme wollen Energiefachleute von Scientists for Future, darunter Volker Quaschning von der HTW Berlin, dazu beitragen, die derzeit hitzig bis polemische Debatte um das GEG auf eine sachliche und faktenbasierte Grundlage zurückzuführen.

Gasheizung oder Wärmepumpe - was geht? Quelle: stock.adobe.com
Gasheizung oder Wärmepumpe - was geht? Quelle: stock.adobe.com

Wärmepumpen seien teuer, Gasheizungen kostengünstiger, so lautet eine der meist angeführten Behauptungen im derzeitigen Streit um das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Neben den Kosten für den Wärmepumpeneinbau, so die Gegner des Gesetzentwurfs, erfordere der Umstieg von Gas oder Öl auf Wärmepumpen eine vorherige energetische Sanierung der Häuser. Eine Gruppe von Energiefachleuten der Scientists for Future (S4F) hat sich die zugrunde liegenden Zahlen angeschaut und kommt zu einem differenzierten Ergebnis.

Wie jeder Heizungsaustausch ist auch der Ersatz von fossil betriebenen Heizungen durch eine Wärmepumpe eine Investition, die jede:r Hausbesitzer:in spürt. Ob damit eine Modernisierung einhergehen muss, ist stets zu prüfen. In Deutschland ist ein Drittel der Einfamilienhäuser und die Hälfte der Mehrfamilienhäuser bereits auf einem Energiestandard, der ohne Modernisierung die Umrüstung auf eine Wärmepumpe ermöglicht. Darüber hinaus kann ein weiteres Drittel der Einfamilienhäuser unkompliziert auf den notwendigen Stand gebracht werden.

„Für diesen Hausbestand kann es genügen, das Dach und die Kellerdecke zu dämmen und vielleicht auch eine vergleichsweise preiswerte Einblasdämmung in eine doppelte Ziegelwand vorzunehmen,“ erklärt Jens Clausen, Energiefachmann vom Borderstep Institut in Hannover und Leitautor einer kürzlich veröffentlichten S4F-Stellungnahme.

„Einiges davon kann sogar in Eigenarbeit erledigt werden, also ohne teure Aufträge an das sowieso stark ausgelastete Handwerk“, so Clausen weiter. Das verbleibende Drittel der Häuser mit schlechtestem Energiestandard sollte sowieso in den nächsten 20 Jahren saniert werden, da sonst die steigenden Heizkosten früher oder später für die Bewohner:innen ein ernstes Problem darstellen werden.

Das bereitet den Autor:innen bei Scientist for Future besondere Sorge: Wer jetzt auf die scheinbar günstigere Öl- oder Gasheizung setzt, läuft bei steigenden CO2-Preisen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in eine dramatische Kostenfalle, denn in Zukunft werden Gas und Öl teurer werden und die steigende Bepreisung des Treibhausgases CO2 ist in Deutschland und der EU bereits Realität.

Prof. Dr. Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, Co-Autor und S4F, erläutert das in Zahlen: „Wenn sich der CO2-Preis als wesentliches Leitinstrument zum Erreichen der Emissionsminderungsziele im Gebäudesektor voll etabliert, sind stark steigende CO2-Preise zu erwarten, die sich auf bis zu 200 oder gar 300 Euro pro Tonne belaufen können.“ Das sei bei Investitionen in ein Heizungssystem ein wichter Zukunftsfaktor, so Quaschning: „Bis 2040 könnten über die Jahre so Mehrkosten der Gasheizung für eine durchschnittliche Familie von über 15.000 Euro auftreten.“

Staatliche Hilfen sind erforderlich, auch wenn in Zukunft Strom und Wärmepumpen noch etwas preiswerter sein werden. Selbst wenn Erdgas aber im Laufe der Zeit nur moderat teurer werden sollte, ist auf lange Sicht die Wärmepumpe eine gute und zukunftsfähige Wahl. Es ist aber eher davon auszugehen, dass Erdgas deutlich teurer wird. Fazit der S4F-Energiefachleute: Auf lange Sicht ist die Gasheizung teurer als die Wärmepumpe. Das gilt besonders, wenn es für Wärmepumpen weiter hohe Förderungen gibt. Und: Der Streit um ein politisches Gesetz sollte berücksichtigen, dass die Naturgesetze uns bereits einen engen Zeitplan vorgeben.

Die Stellungnahme findet sich hier:

Jens Clausen et al. (2023): „Die schnelle Verbreitung der Wärmepumpe ist zentral für eine schnelle Wärmewende“

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