Von Martin Barde, riba:businesstalk
Die sozial und wirtschaftlich verträgliche Erreichung der weltweiten Klimaschutzziele braucht deutlich mehr Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen – das geht aus einem am 06. Juni veröffentlichten Bericht der Internationalen Energieagentur IEA hervor. Darin wird argumentiert, dass sich der Fortschritt beim Thema Energieeffizienz zwischen heute und 2030 weltweit verdoppeln muss, damit die angestrebten CO2-Ziele im Verbund mit einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung erreicht werden können.
Der Bericht „Energy Efficiency: The Decade for Action“ wurde dim Rahmen der 8. IEA Global Conference on Energy Efficiency veröffentlicht, die vom 06. bis 07. Juni in Paris stattfand. Eingeladen waren rund 700 Fachleute, Führungskräfte und Politiker/innen aus mehr als 80 Ländern, die gemeinsam mit Frankreichs Energiewendeministerin Agnès Pannier-Runacher und IEA-Direktor Fatih Birol über Mittel und Wege für eine effizientere Energienutzung diskutierten. Die Veranstaltung wurde in Partnerschaft mit dem französischen Konzern Schneider Electric organisiert.
Neuer Stellenwert für die Energieeffizienz
Seit dem sprunghaften Anstieg der Strompreise hat sich der Stellenwert von Energieeffizienztechnologien stark verändert. Bei einer DIHK-Umfrage von Herbst 2022 gaben bereits 50% der befragten deutschen Industrieunternehmen an, verstärkt in Energieeffizienzmaßnahmen investieren zu wollen, ein Trend, der sich auch weltweit bemerkbar macht.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die global getätigten Investitionen in die Energieeffizienz im Jahr 2023 ein Rekordhoch erreichen werden – auch wenn das Wachstum aufgrund gestiegener Kapitalkosten hinter den Vorjahren zurückbleibt. Dennoch spricht der IEA-Bericht eine unmissverständliche Sprache. Von heute rund 600 Mrd. US-Dollar, so heißt es, müssten die Investitionen in die Energieeffizienz bis 2030 auf über 1,8 Billionen US-Dollar vervielfacht werden, um die Erreichung der weltweit angestrebten Klimaziele nicht zu gefährden. Gleichzeitig wirke sich die weitere Verbreitung von Energieeffizienztechnologien aber auch positiv auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, niedrigere Energiekosten, geringere Luftverschmutzung sowie den Import von fossilen Energieträgern aus. Die IEA schätzt, dass bis 2030 etwa 12 Mio. neue Jobs im Bereich Energieeffizienz hinzukommen könnten.
"Heute sehen wir eine starke Dynamik bei der Energieeffizienz. Länder, auf die über 70 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs entfallen, haben seit Beginn der globalen Energiekrise vor über einem Jahr neue oder verbesserte Energieeffizienzmaßnahmen etabliert. Wir müssen jedoch einen noch höheren Gang einlegen und die Fortschritte beim Thema Energieeffizienz bis zum Ende dieses Jahrzehnts verdoppeln. Ich bin überzeugt, dass unsere Konferenz, die ich gemeinsam mit der französischen Ministerin Pannier-Runacher veranstalten durfte, dafür entscheidende Impulse geliefert hat," sagt IEA Exekutivdirektor Fatih Birol.
Elektrifizierung und Digitalisierung
Jean-Pascal Tricoire, bis vor kurzem noch CEO und heute Aufsichtsratsvorsitzender des Elektroindustrieunternehmens Schneider Electric, mahnt zum Tempo: „Wie wir Energie nutzen, ist eine Schlüsselfrage der Klima- und Energiekrise. Und mit bereits existierenden Technologien könnten wir schon heute um so vieles effizienter sein. Aber die Zeit rennt uns davon.“
Für Schneider Electric, in Deutschland mit rund 4.700 Mitarbeitenden vertreten, zählen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz schon seit mehr als einem Jahrzehnt zum erklärten Geschäftsmodell. Das 2022 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis prämierte Unternehmen hat es sich schon weit vor Energie- oder Coronakrise auf die Fahne geschrieben, mithilfe von digitalen IoT-Technologien nachhaltigeres und energieeffizienteres Wirtschaften in Industrie, Gebäuden, Rechenzentren und Infrastruktur zu ermöglichen. Als Faustformel dient dem Unternehmen die Kombination aus Elektrifizierung und Digitalisierung.