Betrachtet werden die Wohnsituation und die Energiekostenbelastung von besonders Betroffenen in Mehrfamilienhäusern sowie die Wirkung der Entlastungspakete des vergangenen Jahres insbesondere der Gas- und Wärmepreisebremse.
„Mehrfamilienhäuser: Der blinde Fleck der sozialen Wärmewende“
Mehr als die Hälfte der Haushalte in Deutschland wohnt in Mehrfamilienhäusern, die meisten zur Miete. Viele haben wenig Einkommen. Der Handlungsspielraum von Mieterinnen und Mietern ist meist sehr eingeschränkt, sie sind von Entscheidungen der Eigentümerinnen, Eigentümer oder Eigentümergemeinschaften abhängig.
Die Wohnsituation und die Belastung durch die Energiekosten sind stark vom Einkommen abhängig, ergibt die Studie. Mietende mit geringem Einkommen haben eine deutlich kleinere Pro-Kopf-Wohnfläche und zahlen dennoch prozentual deutlich mehr für ihre Heizkosten. Sie haben überwiegend keinen Handlungsraum bei der Gebäudesanierung. Dies ist den Eigentümer*innnen überlassen, die wiederum nicht von Energieeinsparungen aus Investitionen in Energieeffizienz oder Heizungstausch profitieren. Hier trägt das Mietende-Vermietende-Dilemma.
Hinzu kommt, dass die unteren Einkommensklassen überwiegend in älteren Gebäuden wohnen und höhere Energiekosten tragen müssen. Haushalte in neueren Gebäuden ab 2001 haben durchschnittlich 20 % weniger Heizenergieausgaben. Nur 5 % der Haushalte des unteren Einkommensdrittels wohnen jedoch in solchen Häusern.
Wie die Gas- und Wärmepreisbremse wirkt
Im Jahr 2022 stellte die Bundesregierung als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden starken Energiepreissteigerungen drei Entlastungspakete bereit. Diese Pakete haben alle Haushalte entlastet. Die Gas- und Wärmepreisbremse bietet jedoch einen Rabatt, der mit dem Einkommen ansteigt, da er an den Verbrauch des Vorjahres gekoppelt ist.
Haushalte mit höherem Einkommen verbrauchen mehr Heizenergie und profitieren dadurch mehr von der Entlastung.
Eine zielgerichtete Entlastung der besonders betroffenen Haushalte würde Mittel freisetzen, die für die energetische Sanierung alter Gebäude verwendet werden könnten, so die Analyse. Davon würden auch alle Mietenden profitieren. „Es wäre besser, statt dem Gießkannenprinzip, gezielt Maßnahmen für besonders Betroffene umzusetzen, damit diese Haushalte entlastet werden“, erklärt Dr. Katja Schumacher, stellvertretende Bereichsleiterin Energie & Klimaschutz am Öko-Institut. „So könnten die frei gewordenen Gelder in langfristige Maßnahmen investiert werden.“
Rentner*innen wohnen auf großen Flächen
Die Studie untersuchte die Wohnsituation von Alleinerziehenden, Rentner*innen und Arbeitslosen als stark betroffene Haushalte der Energiekrise:
Besonders Rentner*innen geben überdurchschnittlich viel ihres Einkommens für Heizkosten aus. Das liegt unter anderem daran, dass sie oft über große Wohnflächen verfügen, da sich ein Umzug von der ehemaligen Familienwohnung in eine kleinere Wohnung finanziell nicht lohnt. Auch sind die älteren Wohnungen oft unsaniert. Zudem wohnen die meisten Rentner*innen in Mehrfamilienhäusern zur Miete und fast zwei Drittel haben ein geringes Einkommen. Maßnahmen, die den Gebäudezustand energetisch verbessern, könnten diese Belastung perspektivisch deutlich senken.