Deutscher Großwärmepumpen-Kongress 2024

Der Deutsche Großwärmepumpen-Kongress 2024 fand am 2. und 3. Juli in Düsseldorf statt. Rund 400 Gäste waren vor Ort oder haben sich online dazugeschaltet, um die Zukunft der Wärmeversorgung aktiv mitzugestalten.

Der Veranstaltungsort wurde sorgfältig ausgewählt. Vor mehr als 110 Jahren wurde in der Turbinenhalle in Düsseldorf die erste Megawattstunde Strom produziert. 1928 wurde hier der Vorteil von Wärmenetzen erkannt. Bild: BWP
Der Veranstaltungsort wurde sorgfältig ausgewählt. Vor mehr als 110 Jahren wurde in der Turbinenhalle in Düsseldorf die erste Megawattstunde Strom produziert. 1928 wurde hier der Vorteil von Wärmenetzen erkannt. Bild: BWP

Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen eröffnete mit einem Grußwort die Veranstaltung und wies „Großwärmepumpen auch aus politischer Sicht eine zentrale Rolle – sowohl in der Industrie als auch bei der kommunalen Wärmeversorgung zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“ zu.

Andreas Kaiser, Prokurist beim Planungsunternehmen goodmen energy, betont die Chancen, aber auch die Herausforderungen, die vor allen Akteuren lägen: „Großwärmepumpen bieten ein enormes Potenzial zur Dekarbonisierung von Nah- und Fernwärmenetzen sowie der Industrie. Aber viele planungsrechtliche Vorgaben und vor allem Verfahren sind unklar.“ Er verweist dabei auf ein konkretes Beispiel, das zeigt, wie sehr jetzt auch die Genehmigungsbehörden gefordert sind: „Seit Jahrzehnten entnehmen wir zum Beispiel große Wassermengen zur Kühlung von Kraftwerken und leiten das Wasser wieder erwärmt in Flüsse ein. Jetzt wollen wir den Flüssen mit Großwärmepumpen Wärme entziehen, weil hier sehr häufig sogar ein positiver Nutzen für die Umwelt liegt und wir dadurch die Temperatur der Gewässer gezielt abkühlen können. Für viele Behörden ist das aber komplett neu. Prozesse dafür gibt es noch nicht, sie müssen jetzt aber schnell und einheitlich entwickelt werden!“

Dr. Ute Hörrmann, Ministerialrätin des Wärmenetze-Referats im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz kündigte mit Bezug auf die Forderungen aus der Branche auf dem Kongress Erleichterungen an: Im noch nicht ressortabgestimmten Referentenentwurf zum Beschleunigungsgesetz für Geothermie, Wärmepumpen und Wärmespeicher sind Planungserleichterungen und kürzere Verfahrenswege auch für Großwärmepumpen-Anlagen vorgesehen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass nun viel auf die richtige Ausgestaltung dieser Neuerungen ankomme.

Im Bereich Industrie wurde ein großes Potenzial für Wärmepumpen deutlich. Insbesondere in den Bereichen, in denen Kälte und Wärme bis 200°C benötigt wird, können Großwärmepumpen auch in bestehende Anlagen ergänzt werden. Oft lassen sich gute Amortisationszeiten von 3-7 Jahren erreichen. Wie leicht sich eine Wirtschaftlichkeit darstellen lässt, hängt auch bei den industriellen Anlagen am Energiepreis: „Der wichtigste Punkt ist: Wie viel kostet Strom gegenüber dem Gas?“ stellt Andrea Duvia, Senior Consultant des Herstellers Turboden klar: „Wir müssen gegenüber unseren Kunden mindestens darstellen können, dass die Betriebskosten sinken.“ Die Effizienzwerte der Anlagen in der Branche seien sehr gut, sodass Großwärmepumpen bei einem fairen Energiepreisverhältnis ausgezeichnete Chancen hätten, sich durchzusetzen. Das zeigt nicht zuletzt der Blick nach Skandinavien, der auf dem Kongress immer wieder bemüht wurde: Hier sind Großwärmepumpen auch dank vorteilhafter Strompreise bereits seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Wärmeversorgung in Gebäuden, Wärmenetzen und Industrie. Mit immer besseren Effizienzwerten und immer höheren Temperaturniveaus schaffen sie jetzt aber auch den großen Sprung auf den deutschen Markt.

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