Absichtserklärung verspricht mehr Tempo beim Roll-Out
Heute fand auf gemeinsame Einladung von Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Habeck und Bundesbauministerin Geywitz ein virtueller Wärmepumpengipfel statt. Auf dem Treffen nahmen insgesamt 26 Vertreterinnen und Vertreter teil sowohl von Unternehmen wie Verbänden der Wärmewirtschaft, des Handwerks der Gewerkschaften und der Verbraucherschutzverbände. Alle Beteiligten waren sich einig, dass mehr Tempo bei der Transformation der Wärmeversorgung notwendig ist und es daher gemeinsamer Anstrengungen bedarf, um die Wärmepumpenproduktion und -installation sowie deren Netzanbindung voranzubringen.
Das Interesse an Wärmepumpen ist zuletzt stark gestiegen, so dass es bereits jetzt zu langen Lieferzeiten und Engpässen bei den Installationskapazitäten sowie bei den Netzanschlüssen kommen kann. Damit das Angebot mit dieser Entwicklung mithalten kann, bekannte sich auf dem Wärmepumpengipfel des BMWK und des BMWSB ein breites Bündnis zum Hochlauf der Wärmepumpenproduktion und -installation sowie deren Netzanbindung.
In einer gemeinsamen Erklärung benennen die Beteiligten verschiedene Handlungsfelder, in denen Verbesserungen nötig sind, damit der Hochlauf gelingen kann. So muss die Bundesregierung die Anreize verbessern, damit Wärmepumpenproduktion und -installation beschleunigt und Markthemmnisse in der Förderung und Regulatorik abgebaut werden. Dazu gehören etwa die Erarbeitung eines „Aufbauprogramm Wärmepumpe“ sowie weitere Maßnahmen im Bereich Weiterbildung zu Planung und Einbau von Wärmepumpen.
Die Hersteller ergreifen ihrerseits Maßnahmen, um Produktionskapazitäten zu erweitern, und Wärmepumpen so weiterzuentwickeln, dass deren Installation vereinfacht und verkürzt wird. Die Steuerung und Regelung von Wärmepumpen soll einfacher und effizienter werden. Die Hersteller und das Handwerk werden sich verstärkt dem Thema Einbau von Wärmepumpen im Gebäudebestand widmen und entsprechende Systeme anbieten.
Auch wollen alle Beteiligten gemeinsam das Thema Fachkräfte adressieren. So will die Bundesregierung Betriebe dabei unterstützen, die notwendigen Kompetenzen zu erwerben und Fachkräfte zu gewinnen.
Das Ziel der Bundesregierung, die Wärmepumpe ab dem Jahr 2024 zur neuen Standardheizung zu machen und damit die Gasheizung in ihrer aktuellen Rolle abzulösen, ist ambitioniert aber machbar, sagen der Bundesverband Wärmepumpe (BWP), der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) und der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) am Rande des Wärmepumpen-Gipfels. Angesichts der in der vorigen Woche ausgerufenen Alarmstufe in der Gasversorgung gilt es jetzt schnellstmöglich die Voraussetzungen für einen großflächigen Wärmepumpen-Hochlauf zu schaffen. Als Grundlage dafür müsse die Bundesregierung jetzt klare gesetzliche Rahmenbedingungen vorbereiten.
„Wir arbeiten intensiv daran, die Kapazitäten auszubauen“, sagte BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel. „Unsere Hersteller tun alles in ihrer Macht stehende, um einen schnellstmöglichen Hochlauf des deutschen Wärmepumpenmarktes auf 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu ermöglichen.“ Damit unter anderem die nötigen Investitionen in Produktionskapazitäten getätigt und Schulungsangebote durch das Fachhandwerk wahrgenommen werden, ist größtmögliche Planungssicherheit notwendig. „Die Bundesregierung muss daher jetzt das angekündigte Nutzungsgebot von 65 Prozent erneuerbarer Energien noch in diesem Jahr gesetzlich verankern. Erst diese gesetzliche Fixierung bringt den Marktakteuren die notwendige Sicherheit sich im erforderlichen Maßstab auf Wärmepumpen auszurichten“, so Sabel.
„Die Elektrifizierung des Wärmemarkts ist Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Energiewende, eine stärkere Unabhängigkeit von fossilen Energien wie Erdgas, und um die Klimaziele zu erreichen, vor allem bis 2030. Allein durch eine umfassende Elektrifizierung und Digitalisierung ließe sich der Energieverbrauch im Gebäudesektor um bis zu 65 Prozent verringern“, ergänzt ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel.
Der ZVSHK betrachtet als primäres Ziel die Einrichtung eines nationalen Kompetenzzentrums zur Fachkräftestärkung klimaschutzrelevanter Handwerke, das Maßnahmen rund um die Nachwuchs-, Fachkräfterekrutierung und -qualifizierung unterstützt.
BDH-Präsident Uwe Glock wies beim Gipfel u.a. auf die Heterogenität des deutschen Gebäudebestandes hin. Es sei wichtig, dass bei der Wahl der Wärmeerzeuger das individuelle Gebäude sowie der Sanierungsanlass in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt würden und die Wärmeversorgung technologieoffen gestaltet werde.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bewertet die Initiative angesichts des hohen Handlungsdrucks für die Gasreduktion grundsätzlich positiv, spart aber nicht mit harschen Worten. „Warme Worte machen noch kein warmes Wohnzimmer" sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. "Die unverbindliche Absichtserklärung [...] setzt die Vernachlässigung der Wärmewende durch die Bundesregierung nahtlos fort. Damit die Wärmepumpe breitflächig eingesetzt wird, sind dringend konkrete Maßnahmen und gesetzliche Verbindlichkeit notwendig."