Energieeffizienz und Flexibilität im Einklang
Auf einem 123.000 m2 großen Gelände in Minden schuf die Edeka Minden-Hannover ein zentrales Gebäude, das zuvor auf zwölf Standorte verteilte Arbeitsplätze zusammenführt. Nicht nur die Größe und die Komplexität des Projekts waren besonders herausfordernd, sondern auch das Ziel, ein hocheffizientes und nachhaltiges Gebäude zu errichten, das die gesetzlichen Anforderungen an Energieeffizienz übertrifft und eine DGNB-Gold-Zertifizierung erreicht. Zudem sollen alle relevanten Emissionsdaten für das ESG-Reporting erfasst werden. Flexible Open-Space-Büros ermöglichen es, Arbeitsbereiche je nach Bedarf neu zu gestalten, um agiles und innovatives Arbeiten zu fördern und sich wandelnden Arbeitsstrukturen gerecht zu werden.
Flexibilität durch intelligente Raumautomation
Da Edeka bei der Gebäudeautomation seiner Märkte bereits erfolgreich mit dem Automatisierungsexperten Wago zusammenarbeitet, wurde das ebenfalls in Minden ansässige Unternehmen frühzeitig in die Planung eingebunden. In enger Kooperation mit der Lübbing Elektrotechnik GmbH aus Porta Westfalica wurde eine ganzheitliche, integrale Lösung für die Raumautomation erarbeitet, die Beleuchtung, Beschattung und Temperaturregelung über ein zentrales Steuerungssystem intelligent verknüpft.

Der integrale Ansatz ermöglicht dem Betreiber eine Optimierung von Energieeffizienz und Komfort auf höchstem Niveau und das Gebäude wird durch eine anpassungsfähige Infrastruktur für den gesamten Lebenszyklus auch für zukünftige Anforderungen und Nutzungsänderungen ertüchtigt. Das bringt maximale Flexibilität in der Nutzung mit sich. Überdies unterstützt die nahtlose Datenintegration verschiedener Systeme eine konsistente ESG-konforme Analyse und Berichterstattung.
Hard- und Software perfekt kombiniert
Herzstück der Raumautomation auf dem Edeka-Campus bildet die variable Raumautomationslösung flexROOM®. Hardwareseitig basiert diese auf dem Controller PFC200 und entsprechenden I/O-Modulen. In Kombination mit der bereits vorinstallierten flexROOM-Applikation lassen sich so Einstellwerte und Funktionen für Beleuchtung, Beschattung und Raumklimatisierung für jede Etage bzw. jedes Raumsegment über einen Webbrowser konfigurieren.
WAGO flexROOM®
- einfach konfigurieren statt programmieren
- gesicherte Konfiguration über HTTPS und SFTP
- moderne Webvisualisierung auf Basis von HTML5
- optimierter Energieverbrauch für Beleuchtung, Beschattung, Heizen und Kühlen im Gebäude
- erreicht für die Raumautomation alle Standards von Energieeffizienz und Funktionalität in der Errichtung und im Betrieb (DGNB, LEED usw.)
- bedarfsgerechte Lüftung über Volumenstromsteuerung inklusive Luftqualitätsregelung
- viele weitere Vorteile für eine skalierbare Raumautomation
Für die Ansteuerung der Beleuchtung fiel die Entscheidung auf das DALI-System, ergänzt durch Präsenzmelder, um die Energieeffizienz und den Nutzerkomfort zu erhöhen. Die Raumbediengeräte ermöglichen über EnOcean-Funktechnologie eine kabellose und flexible Handhabung. Der präzisen Steuerung der Jalousien dienen SMI-(Standard Motor Interface-) Antriebe. Im Zentrum der vernetzten Kommunikation steht das BACnet-Protokoll, das eine reibungslose und integrierte Datenübertragung im gesamten Gebäudekomplex sicherstellt.

Für Systemintegrator Lübbing bringt die Umsetzung dieses Konzepts die Installation von 51 Schaltanlagen mit beinahe 120 Controllern, 1.200 I/O-Karten und 24.000 Wago Reihenklemmen mit sich. Für den Bauherrn bedeutet es: Effizienz, Komfort und Flexibilität. „Die integrale Raumautomation mit flexROOM hat uns aus verschiedenen Gründen überzeugt“, erklärt Andree Schwier, Gruppenleiter Gebäudeautomation bei der Edeka Minden-Hannover. „Sie ermöglicht uns einen sehr energieeffizienten Gebäudebetrieb und optimale Arbeitsbedingungen für unsere Beschäftigten. Gleichzeitig bleiben wir flexibel, indem wir die Automation selbst anpassen können, wenn Räume anders genutzt oder neu aufgeteilt werden sollen.“ Das heißt konkret: Schwier und seine Mitarbeiter können in der Konfigurationsoberfläche der Applikation per Mausklick Wände, Sensoren und Bedienelemente umpositionieren, in neuen Einheiten anordnen oder ihnen neue Eigenschaften zuweisen. Ganz ohne Programmieraufwand – und somit auch ohne kostspielige Hilfe von einem externen Dienstleister – können sie so Änderungen im Raumnutzungskonzept ausführen.
Die Raumautomationslösung ist Teil des übergeordneten Wago Building Ecosystems. Dabei handelt es sich um ein modulares Gesamtsystem, das von der Automatisierungshardware über Applikationslösungen und Engineeringsoftware bis hin zum Gebäudemanagement reicht. Auch die Steuerung der Primäranlagen für Lüftung, Wärmeerzeugung und Klimatisierung auf dem Campus erfolgt mit Komponenten aus diesem Gesamtsystem. Das I/O System 750 gewährleistet eine optimale Kommunikation zwischen Raumautomation und Managementebene sowie eine nahtlose Anbindung aller Gewerke an das Gebäudemanagement. Für die zentralen Funktionen nutzt Edeka das Wago Building Management. Diese übergeordnete Management- und Bedieneinrichtung (MBE), in der Regel eine Cloudlösung, kann auch lokal betrieben werden wie im vorliegenden Fall. Mit dem ergänzenden Cloud Service Building Alarming and Ticketing, hier ebenfalls als lokale Installation im Einsatz, kann Edeka auch Störmeldungen über eine benutzerfreundliche Weboberfläche verwalten und dokumentieren.
Digitalisierung und Optimierung durch digitalen Zwilling
Um die Energieeffizienz ihrer neuen Unternehmenszentrale zu maximieren, nutzt Edeka außerdem einen digitalen Zwilling des Wago-Partners Leaftech. Ergänzt durch eine Windströmungsanalyse und eine Simulation der Verschattung übers Jahr können die Wechselwirkung zwischen dem Gebäude und seinen Umgebungsbedingungen präzise modelliert werden. Damit lassen sich die Auswirkungen von Sonneneinstrahlung und Wind auf das Gebäude antizipieren und entsprechende Anpassungen vornehmen.
Um die Steuerung der insgesamt 1.500 Jalousien zu optimieren, wurden zwei Wetterstationen in die Gebäudeautomation integriert. Diese sind mit der Softwareapplikation Wago Application Weather Station verbunden, die die Lamellenstellung mit Blick auf Energieverbrauch und Nutzerkomfort optimal einstellt.
Vom Konzept zur Fertigstellung
Auch in der finalen Phase der Inbetriebnahme konnte die Lösung ihre Stärken beweisen: „Mit flexROOM konnten wir die Inbetriebnahme deutlich beschleunigen, weil die Parametrierung der Räume und ihrer Komponenten besonders schnell und intuitiv ist“, berichtet Schwier. Die Systemintegratoren sparen so rund 30 % der Zeit bei der Inbetriebnahme ihres Gebäudes und damit auch Kosten und maximieren so die Wirtschaftlichkeit.
Sven Trapp

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