„Genau das kann zum Problem werden, denn stehendes Wasser fördert die Keimentwicklung. Insbesondere Legionellen-Bakterien vermehren sich besonders schnell in stehendem Wasser. Erwärmt sich das Wasser in den Leitungen dann auch noch auf Temperaturen über 23 Grad Celsius, was im Sommer schnell passieren kann, vermehren sich die Bakterien explosionsartig“, warnt Stefan Kerkow, Techniker bei Niederberger Berlin. Er verantwortet unter anderem die Trinkwasseranalysen des infrastrukturellen Gebäudedienstleisters in der Hauptstadt.
Jährlich rund 700 Trinkwasseranalysen führen Kerkow und sein Team allein in Berlin durch. „Legionellen kommen in geringen Mengen immer im Wasser vor. Werden sie beim Trinken aufgenommen, sind sie ungefährlich. Sie werden über den Verdauungstrakt ausgeschieden. Gefährlich ist die Legionellen-haltige Luft, die über den feinen Sprüh- oder Wassernebel und auch über die Luft aus Klimaanlagen eingeatmet wird. In den Lungen befallen sie Zellen des Immunsystems und vermehren sich in diesen. Die Betroffenen erkranken an Legionellose, die eine gefährliche Lungenentzündung auslösen kann“, erklärt Kerkow.

Aus diesem Grund sind in den Sommerferien besonders die Hausmeister von Niederberger Berlin in ihren Objekten und Anlagen gefordert, die gesetzlichen Verpflichtungen in Bezug ‚Trink- und Brauchwasser-Anlagen‘ streng einzuhalten und den Trinkwasserinstallationen in Gebäuden besonderes Augenmerk zu schenken. Das heißt: Regelmäßig die Toilettenspülung bedienen und alle zwei bis drei Tage die Wasserhähne und Duschen für mindestens drei Minuten aufdrehen und das Wasser bei Temperaturen von über 71°C abfließen lassen. Diese Art der thermischen Desinfektion tötet alle vorhandene Legionellen vollständig ab.
„Darüber hinaus empfehlen wir, die Wassersysteme und Klimaanlagen vor dem Ende der Sommerferien auf Legionella-Bakterien zu untersuchen. In einer Trinkwasser-Beprobung entnehmen wir an den erforderlichen Probenahmestellen am Austritt und an der Zirkulation des Trinkwasserspeichers Wasserproben. In akkreditierten Laboren erfolgt anschließend die Wasseranalyse auf Legionellen. Im Falle eines Positivbefunds ermitteln wir im Rahmen der Gefährdungsanalyse der Deutschen Trinkwasserverordnung systematisch die Schwachstellen der Trinkwasseranlage und übernehmen auch die Fehlerbeseitigung“, so Kerkow.
Im Anschluss muss nach den Vorgaben der VDI 6023 zudem der Biofilm aus den Rohrleitungen entfernt werden. So verlieren die Legionellen ihre Nahrungsgrundlage und die Trinkwasserleitungen sind langfristig sicher. Betriebsleiter Peter Hollmann erklärt: „Um den Biofilm zu entfernen, spülen unsere Fachleute mit speziell entwickelten Reinigungsgeräten das Rohrleitungssystem in wechselnden Fließrichtungen mit einem Gemisch aus Flüssigkeit und Luft sowie mit Hochdruck. Zudem wird jede Entnahmestelle gereinigt. Bei sehr hoher Legionellen-Kontamination schließt sich eine thermische Desinfektion mit 80 Grad heißem Wasser sowie einem niedrig konzentrierten Desinfektionsmittel an, um verbliebene Keime abzutöten und die Rohrleitung zu desinfizieren.“
Die regelmäßige Spülung ungenutzte Trinkwasserleitungen ist damit letztendlich um ein Vielfaches kostengünstiger, als mögliche Sanierungs- und Reinigungskosten für verunreinigte Leitungen.