Deutsche Umwelthilfe

Förderung im Gebäudesektor hat Klimaschutz verfehlt

Einem Fördermittelcheck der Deutschen Umwelthilfe zufolge hat eine verfehlte Förderpolitik zu hohen Fehlinvestitionen im Gebäudebereich geführt, die am Klimaschutz vorbeigehen.

Die Förderung im Gebäudesektor muss künftig deutlich mehr auf eine sozialverträgliche Bestandssanierung fokussieren, fordert die DUH. Bild: stock.adobe.com/Ingo Bartussek
Die Förderung im Gebäudesektor muss künftig deutlich mehr auf eine sozialverträgliche Bestandssanierung fokussieren, fordert die DUH. Bild: stock.adobe.com/Ingo Bartussek

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert eine schnelle Neuausrichtung der Förderung mit Fokus auf die Bestandssanierung und Einführung von Mindesteffizienzstandards per Ordnungsrecht.

Der Fördermittelcheck der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeige eine deutliche Schieflage bei der Förderung im Gebäudesektor, heißt es in einer Mitteilung. Mit den Programmen des Bundes für den Klimaschutz in Wohngebäuden werden überwiegend Gebäude errichtet, die nicht den notwendigen Klimaschutzvorgaben entsprechen. Gründe dafür sind die Anhebung der Förderquoten und die Einführung von Direktzuschüssen im Neubau. Die DUH kritisiert, dass dies zu massiven Fehlanreizen und Mitnahmeeffekten durch die Gebäudewirtschaft geführt habe. So flossen 2020 über 60 % der Fördermittel in den Neubau, der aber weniger als 5 % des Gebäudebestands ausmacht. In Summe flossen 2021 fast 6 Mrd. Euro allein in den Effizienzhaus 55 Standard, der längst übliche Baupraxis ist.

„Die völlig fehlgeleitete Förderpolitik der Vorgängerregierung hat dazu geführt, dass es über zwei Jahre lang massive Mitnahmeeffekte für Bauvorhaben gab, die nicht zu den Klimazielen passen", sagt Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH. "Gleichzeitig stagniert die Sanierungsrate weiterhin bei unter einem Prozent."

Neuausrichtung der Förderlandschaft zugunsten des Bestandes

"Wir erwarten von Wirtschaftsminister Habeck und Bauministerin Geywitz einen konkreten Fahrplan, wie die Klimaziellücke im Gebäudesektor geschlossen werden kann. Unumgänglich ist hier die Einführung von Mindesteffizienzstandards für Bestandsgebäude, die an den Klimazielen ausgerichtet werden. Die Überförderung im Neubau muss beendet werden.“

Nach dem vorläufigen Förderstopp der Ampel-Koalition vor wenigen Wochen zeige der Fördermittelcheck der DUH, dass durch die Anträge für den Neubau gebundene Geld jetzt vor allem für die Bestandssanierung fehlt. Sanierungen werden durch die Fördersystematik nicht ausreichend angereizt, so floss 2021 weniger als ein Fünftel der Mittel in die Vollsanierung von Gebäuden. Für das Erreichen der Klimaziele ist dies jedoch von höchster Bedeutung.

Die Prioritäten müssen sich dringend ändern", fordert Constantin Zerger, Leiter Energie- und Klimaschutz der DUH. "In den Mittelpunkt der Förderpolitik gehört der Gebäudebestand." Das von Bundesklimaminister Habeck angekündigte Osterpaket müsse mit einer völligen Neuausrichtung verbunden sein.

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