Dies ist eine der Schlussfolgerungen, die ein Autorenteam des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in einer neuen Analyse der Chancen und Risiken der Digitalisierung für eine nachhaltige Entwicklung zieht.
So treibt etwa die Zunahme von Geräten und Applikationen, digitalen Diensten, Streaming und Cloud-Diensten den Energieverbrauch in die Höhe. Modernisierungen durch Industrie 4.0 führen zwar teilweise zu höherer Effizienz, auf den Material- und Energieverbrauch hat dies jedoch momentan keine signifikanten Auswirkungen.
Ein Fokus von Wirtschaft und Politik sollte künftig auf der Gestaltung digitaler Produkte und Produktionsprozesse liegen, die den Energie- und Materialbedarf reduzieren, weil sie, laut Ko-Autor Grischa Beier, wichtige Bausteine einer nachhaltigen digitalen Zukunft seien.
Die Digitalisierung kann den Übergang zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen, wenn bewusst und von Anbeginn an Kriterien der Nachhaltigkeit in das Design eingebaut werden. Dazu bedarf es jedoch einer systemischen Nutzen-Risiko-Perspektive anhand der drei Nachhaltigkeitsdimensionen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Eine solche vorsorgende Gestaltung der Digitalisierung setzt eine aktive Einbindung von Entwicklern, Nutzern und Regulatoren voraus.
Die Digitalisierung ist ein komplexer und dynamischer Prozess, der oft als vierter großer Innovationszyklus der Menschheit angesehen wird. Mit einer systemischen Risikoperspektive werden die Vernetzungen und Abhängigkeiten zwischen digitalen Anwendungen und den ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen der Nachhaltigkeit deutlich, so die Argumentation des Autorenteams vom IASS.
Digitale Technologien bieten vielfältige Möglichkeiten zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele, weil Dienstleistungen flexibel gestaltet werden können. Zugleich treten oft nicht mehr oder nur schwer korrigierbare Fehlentwicklungen auf, die, wenn frühzeitig entdeckt, noch ausgeglichen werden können. Diese eng miteinander verknüpften Chancen und Risiken erfordern informierte und bewusste Managemententscheidungen, um eine nachhaltige Entwicklung zu begünstigen.
Digitale Innovationen tragen deshalb nicht automatisch dazu bei, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen erreicht werden können. Erforderlich bei der Ausgestaltung dieser Innovationen sind vielmehr
- eine systemische Perspektive, d.h. eine Anerkennung der gegenseitigen Abhängigkeiten und Vernetzungen zwischen ökologischem, ökonomischen und sozio-kulturellen Auswirkungen
- eine professionelle Technologiebewertung, die auf interdisziplinärem Wissen aufbaut
- und ein inklusiver Entscheidungsstil, der alle Akteure aktiv in die Gestaltung der digitalen Dienstleistungen einbezieht.