03/2022 Editorial

Weltklima und Energiepolitik

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Die Gasheizung könnte nun schneller der Vergangenheit angehören als geplant. Als Antwort auf Putins Invasion der Ukraine will die Bundesregierung bis 2026 200 Mrd. Euro für Klimaschutz und Energiesicherheit bereitstellen. Bild: stock.adobe.com/Ingo Bartussek
Die Gasheizung könnte nun schneller der Vergangenheit angehören als geplant. Als Antwort auf Putins Invasion der Ukraine will die Bundesregierung bis 2026 200 Mrd. Euro für Klimaschutz und Energiesicherheit bereitstellen. Bild: stock.adobe.com/Ingo Bartussek

Der Weltklimarat legte jüngst seinen neuen Sachstandsbericht zu den Folgen des Klimawandels und den Anpassungsmaßnahmen vor, die zur Erhaltung des planetaren Gleichgewichts nötig sind.

Am stärksten betroffen sind die Armen und Fakt ist, dass es mit ein paar Stellschrauben hier und da nicht mehr getan ist. Jeder und jede muss Einschränkungen hinnehmen, damit die Emissionen sinken, betonen beteiligte Wissenschaftler:innen.

Das gilt sicher insbesondere für die Betuchteren unter uns. So stehen etwa Einkommenshöhe und Ressourcenverbrauch in direkter Relation, d. h. Menschen mit niedrigen Löhnen und Gehältern verursachen weit geringere Emissionen als der Mittelstand oder gar diverse Milliardäre, die mit dem eigenen Flieger zum Klimagipfel anreisen.

Zugleich ist der persönliche Handlungsspielraum begrenzt und der Effekt kann nicht ausgleichen, was an anderer Stelle in ungleich größerem Maßstab verbrochen wird. So investieren globale Energieriesen weiter viel höhere Summen in die Erkundung von Öl- und Gasvorkommen als in die Etablierung erneuerbarer Energien. Und Regierungen weltweit, die deutsche nicht ausgenommen, geben einer neuen Studie zufolge jährlich insgesamt ca. 1,6 Billionen Euro oder 2 % des Bruttoinlandsprodukts für Subventionen aus, die Klima und Umwelt schädigen, z. B. für fossile Energie, Landwirtschaft und das Bauwesen. Würden damit Maßnahmen finanziert, die den Weg von Volkswirtschaften, Unternehmen und Menschen sozialverträglich in Richtung echter Nachhaltigkeit ebnen, wäre weit mehr erreicht.

Die galoppierende Klimakrise wird aktuell von der russischen Invasion der Ukraine aus der führenden Position der öffentlichen Debatte verdrängt. Es könnte ein gewollter Nebeneffekt sein, ist doch Präsident Putin alles andere als ein leidenschaftlicher Verfechter der Energiewende. Für Deutschland heißt das neben der Lösung vieler anderer dringender Fragen aber auch, die Abhängigkeit vom Erdgas schneller beenden zu müssen als geplant.

„Kurzfristig wird es nicht leicht sein, vom Erdgas wegzukommen. Gerade im Gebäudesektor ist es nicht so schnell zu ersetzen“, sagte Hans-Martin Henning, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme, am 24. Februar gegenüber dem Tagesspiegel. Mittelfristig aber müsse als „Teil des Gesamtpakets“ der Energieträgerwechsel im Wärmebereich beschleunigt werden. Um sich vom Erdgas unabhängiger zu machen, sollte mit elektrischen Wärmepumpen geheizt werden, wo immer möglich. Medienberichten zufolge verzeichnenHersteller aktuell verstärkt Anfragen zu Wärmepumpen als Alternativen zur Gasheizung.

Nun will die deutsche Politik in der Tat u. a. ein nachhaltigeres Bauwesen fördern und in den Überlegungen spielt nicht nur die breite Einführung klimapositiver Heiz- und Kühltechnologien eine Rolle.Um die Wärmepumpe (S. 33) und die Nachhaltigkeit geht es in unserer vorliegenden Ausgabe auch, aber in erster Linie dreht sie sich um die Digitalisierung (ab S. 14) und die Raumlufttechnik (im Top-Thema ab S. 42).

Trotz allem weiterhin hoffnungsvoll grüßt

Ihre

Silke Schilling

MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

Dipl.-Ing. Silke Schilling
Chefredakteurin
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