Maßgeschneidertes Gesamtkonzept für Bau und Energieversorgung
Die Häuser entstanden in ökologischer Holzbauweise mit hochwertigen Materialien. Dazu gehört auch eine moderne Architektur, die den Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes entspricht. Im Mittelpunkt des Projekts stand von Anfang an eine hohe Lebens- und Wohnqualität für die Bewohner des Quartiers. Nicht nur hell und warm soll es in den Wohnungen und Betrieben sein. Den Nutzern werden außerdem neben superschnellem Internet bestenfalls auch noch direkte Lademöglichkeiten für ihre E-Autos geboten. Die Technik dafür sollte hochmodern und energieeffizient sein.
„So ein Gesamtkonzept haben wir für die Bauträgergesellschaft TWG Triangel umsetzen können“, berichtet Claas Marquardt, Key Account Manager Wohnungswirtschaft beim Energiedienstleister EWE. Seit wenigen Monaten ist das „Quartier am Wald“ mit Seniorenwohnheim, KiTa, Friseur und Backshop sowie fünf neu errichteten Mehrfamilienhäusern und 23 Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäusern fertig.
BHKW, Brennwertanlage und Nahwärmenetz
EWE setzte dieses maßgeschneiderte Gesamtkonzept im Rahmen eines Contracting um. Als Hauptaufgabe sollte eine Energieversorgung mit dem Primärenergiefaktor 0,7 oder besser für alle Gebäude aufgebaut werden. Diese umfasst eine Kombination aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (BHKW) von KW Energie mit einer Leistung von 50 kWel und 100 kWth sowie eine Gasbrennwertanlage von Buderus mit einer Leistung von 560 kW, aufgeteilt auf zwei Kessel.
Für die Regelung der Wärmeerzeuger und das sekundäre Heizungsnetz wurde DDC-Technik von Kieback&Peter verbaut. Besonderes Augenmerk legten die Ingenieure auf die optimale Zusammenarbeit der Wärmeproduzenten. Daher setzte man eine aktive Leistungsregelung von Kieback&Peter ein. Diese sorgt in Verbindung mit der Parallelschaltung aller Erzeuger und Pufferspeicher für den optimalen Betrieb hybrider Systeme. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass die Prognose der BHKW-Laufzeiten übertroffen wird und die Taktungen der Wärmeerzeuger auf ein Minimum sinken.
Die BHKW-Technik ist vor allem durch die gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung hocheffizient, so dass weniger Energie eingesetzt und damit im Vergleich zu herkömmlicher Wärmeerzeugungstechnik CO2 eingespart werden kann. Durch ihren Einsatz verringern sich im Vergleich zur konventionellen Erzeugung die Verluste drastisch. Die Verteilung der Wärme erfolgt über ein Nahwärmenetz, überwiegend bestehend aus Doppelrohr. Die anfallenden Wärmeverluste des Vorlaufs werden teilweise im Rücklauf aufgefangen, der gesamte Netzverlust minimiert sich.
Über ein Nahwärmenetz wird die Wärme im Quartier verteilt. Eine Trafostation bindet das Quartier in die lokale Stromversorgung ein. Darüber wird der im BHKW erzeugte günstige Strom direkt vom Seniorenwohnheim verbraucht. Im Keller dieses Gebäudes befindet sich die Energiezentrale. Entsprechende Berücksichtigung fand der Schallschutz: Vorgesehen wurde ein extrem leises BHKW.
Das BHKW läuft rund 5.500 h/a. Zur Laufzeitoptimierung werden Pufferspeicher genutzt. Das erhöht die Effizienz der Anlage und senkt den Primärenergiefaktor. Ein niedriger Primärenergiefaktor ermöglicht dem Bauträger eine kostengünstige und einfache Erfüllung der strengen gesetzlichen Vorgaben und erleichtert gleichzeitig die Inanspruchnahme von KfW-Fördermöglichkeiten.
Abgerundet wird das Konzept mit zwei Wallboxen zum Aufladen der Elektrofuhrparkflotte des Seniorenwohnheims und mit einer Glasfaserverkabelung des gesamten Quartiers.
Gesamtkonzept im Contracting
Das gesamte Quartier wurde innerhalb von zwölf Monaten erschlossen und bebaut.
„Das Gesamtkonzept haben wir im Rahmen eines Contracting mit dem Bauträger umgesetzt, in Zusammenarbeit mit unseren Schwestergesellschaften EWE NETZ, EWE TEL und EWE Go“, sagt Claas Marquardt. Durch die Erschließung der Energieversorgung, der Telekommunikations- und Mobilitätslösungen aus einer Hand war der Koordinierungsaufwand beim Bau sehr gering. Auch die Abstimmung innerhalb des Gesamtprojekts lief dadurch sehr koordiniert. „Gemeinsam mit allen Beteiligten haben wir erarbeitet, was wann möglich ist, und dieses so umgesetzt“, berichtet Marquardt. So konnte auch das vom Bauträger vorgegebene kleine Zeitfenster für die Trassenarbeiten der Energie- und TK-Infrastruktur eingehalten werden. „Innerhalb einer Woche haben wir diese umgesetzt und abgeschlossen. Möglich wurden die kurzen Bauzeiten durch die parallele Verlegung von Gas-, Nahwärme- und Telekommunikationsleitungen. Vorteil war dabei auch die ‚Alles-aus-einer-Hand-Lösung‘“, so Marquardt weiter.
Das Leasingmodell, für das sich der Bauträger TWG Triangel beim Bau der Infrastruktur mit einem Contractor entschied, bietet viele Vorteile gegenüber der Umsetzung mit eigenen Investitionen. Der Contractor übernimmt die Planung, den Bau und den Betrieb, inklusive Abrechnung für die Mieter, als Komplettservice. Geeignet ist das Modell für Privatkunden, Hausverwalter und Eigentümer genauso wie für Bauträger, große Wohnungsbaugesellschaften oder große Unternehmen mit vielen Produktionshallen.
Der Rund-um-Service ist keine neue Erfindung. Im Fokus steht dabei immer das Lösungspaket, das am besten zum Kunden passt. Neben dem Neubau oder der Erneuerung der Wärmeanlage könnte es beispielsweise sein, dass ein Kunde weitere Lösungen wie intelligente Haussteuerung, eine PV-Anlage mit oder ohne Speicher oder auch Ladesäulen für Elektroautos wünscht. „Diesen bunten Blumenstrauß können wir anbieten und mit den verschiedenen Tochterunternehmen aus dem EWE-Konzern bauen. Quasi ein maßgeschneidertes EWE-Gesamtkonzept“, erklärt Marquardt.
Nadine Auras


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