04/2021: Editorial

Die Aussichten: teilweise positiv

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Bild: stock.adobe.com/Andy Ilmberger
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Liebe Leserinnen und Leser,

laut Bilanz des Umweltbundesamtes im März erreichte Deutschland im letzten Jahr seine Klimaziele. Die Treibhausgasemissionen sanken um 739 Mio. t, d. h. um 40,8 % gegenüber 1990. Das klingt prima, ist jedoch zu einem Drittel dem durch diverse Lockdowns bedingten Rückgang von Energieverbrauch, Industrieproduktion und Verkehr geschuldet. Mit Corona-bereinigten Zahlen verfehlte Deutschland das Ziel. Immerhin, dem UBA zufolge sind zwei Drittel der Reduktionen „echt“ und Ergebnis struktureller Verbesserungen.

Der Gebäudesektor fiel durch, er verursachte 2 Mio. t Treibhausgase zu viel, und das trotz eines milden Winters. Das mag zum Teil daran liegen, dass er weniger von der Pandemie profitierte. Gebäude werden auch beheizt, wenn das öffentliche Leben durch eine Pandemie eingeschränkt ist. Weil es allgemein zu wenige effiziente RLT-Anlagen gibt, wird neben Viren auch reichlich Wärme durch offene Fenster hinausgejagt.

Der Verbrauch für Gebäudewärme ist jedoch speziell im Bestand ein chronisches Problem. Dafür geht ungleich mehr Energie drauf, als die Nutzung elektrischer Geräte im Haus erfordert. Dem BMWi zufolge beanspruchen allein Raumwärme und Warmwasserbereitung knapp 30 % – in Zahlen 800 Mrd. kWh – unseres jährlichen Gesamtenergiebedarfs von 2.500 Mrd. kWh. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch aller Sektoren liegt bei 500 Mrd. kWh. Das Klimaschutzgesetz, das Emissionsobergrenzen für die Sektoren vorschreibt, verlangt nun ein Sofortprogramm. Auf Details, die bürokratische Strukturen und allgemeine Trägheiten des Systems überwinden und zugleich die Mietpreise in Schach halten, darf man gespannt sein.

Im Energiemix sind Erneuerbare wie Wind- und Solarenergie, die bereits vor 2020 auf dem Vormarsch waren, die Gewinner der Pandemie. Damit sie in einem perspektivisch mehr strombasierten Wärmemarkt bedarfsgerecht zum Zug kommen, braucht es einerseits Speichermedien und zum anderen Netzstrukturen und Gebäudeautomationssysteme, die Erzeuger und Verbraucher koordinieren. Auf dieser Infrastruktur lag ein Fokus des TGA-Kongresses im Januar. Zwei Beiträge im Top-Thema ab Seite 32 liefern Anhaltspunkte.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Ihre

Silke Schilling

MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

Dipl.-Ing. Silke Schilling
Chefredakteurin
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Die Aussichten: teilweise positiv
Seite 3
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