Der Autor: Dipl.-Ing. Klaus W. König, Überlingen am Bodensee
Dass Industriebetriebe Löschwasser vorhalten müssen, ist üblich. Aber auch der Wohnungsbau muss sich damit befassen. Bei der Erweiterung und Nachverdichtung von Siedlungsflächen wächst das Trinkwassernetz normalerweise mit. Doch für die Bereitstellung von Löschwasser ist neben der Länge auch die Kapazität entscheidend. Zugleich dürfen aber Querschnitte von Trinkwasserleitungen nicht zu groß sein, um Stagnation zu vermeiden.
Im Zuge der Baugenehmigung prüft die Kommune oder die zuständige Behörde des Landkreises (in Berlin das Bezirksamt) als „Träger öffentlicher Belange“ den Löschwasserbedarf. Reicht die Kapazität des Trinkwassernetzes nicht aus und sind auch keine so genannten „unerschöpflichen“ Entnahmestellen wie offene Gewässer oder Brunnen vorhanden, wird üblicherweise die Grundversorgung mit Löschwasser durch einen unterirdisch eingebauten Behälter sichergestellt. Dessen Fassungsvermögen bestimmt der Stadt- beziehungsweise Kreisbrandmeister.
Ein unterirdischer Löschwasserbehälter ist ein künstlich angelegter überdeckter Vorratsbehälter mit Entnahmestelle. Die DIN 14230 [1] unterscheidet diese nach Baugrößen in klein (75 bis 150 Kubikmeter), mittel (150 bis 300 Kubikmeter) und groß (über 300 Kubikmeter).
Die Bauweise mit Stahlbeton-Fertigteilen bringt schnelle Betriebsbereitschaft bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit [2]. „Sämtliches Zubehör, auch die Löschwasserentnahmestelle, ist Bestandteil der Lieferung und wird durch unsere Mitarbeiter montiert“, erklärt Stefan Gehring, technischer Verkaufsberater bei Mall in Berlin. „So ist die Gewährleistung für das komplette Bauwerk in einer Hand.“ Bei unterirdischen Löschwasserbehältern sind die Folgekosten niedrig, denn der Wartungsaufwand ist gering. In den folgenden Beispielen wurden unterschiedliche Bauformen von Fertigteilen aus Stahlbeton verwendet.
Essbach, Thüringen
In Eßbach, einer Gemeinde im Saale-Orla-Kreis, war im Bebauungsplan des Wohngebiets „Untere Haard“ ein Löschwasserbehälter vorgesehen. Wegen der Insolvenz des Erschließungsträgers war er zunächst nicht gebaut worden. Am Ende setzte sich jedoch die Feuerwehr erfolgreich mit ihrer Forderung durch, da im Brandfall die örtliche Trinkwasserversorgung zusammengebrochen wäre. Später trat dieser Fall tatsächlich ein und der Löschwasservorrat im Behälter erwies sich als richtig.
Die Wahl fiel auf eine Mehrbehälteranlage mit insgesamt 100 Kubikmeter Löschwasservolumen in fünf verbundenen monolithischen Stahlbetonspeichern. Sie wurden im Fertigteilwerk hergestellt und vor Ort montiert. Die Lösung passte perfekt in das schmale gemeindeeigene Grundstück. Bei monolithischen Behältern besteht kein Risiko bei der Dichtheitsprüfung und als Betonfertigteile sind sie sehr belastbar. Prinzipiell könnte die Fläche darüber als Parkplatz genutzt werden, wegen der Bodenverhältnisse im Untergrund und den Ausführungskosten sind die Behälter allerdings nicht so tief gesetzt, wie es dafür erforderlich gewesen wäre.

Berlin Pankow
Im Berliner Bezirk Pankow, zwischen Romain-Rolland-Straße und Neukirchstraße, wurde das brachliegende Gewerbegelände saniert und für den Wohnungsbau erschlossen. Dennis Kausch, Projektleiter der Generalunternehmung Kondor Wessels Bouw GmbH Berlin, ließ für zwei der viergeschossigen Wohnhäuser im Quartier eine unterirdische Löschwasserreserve von insgesamt 100 Kubikmeter unter der späteren Grünfläche anlegen. Dies forderte die Feuerwehr im Zuge der Baugenehmigung, da die Hydranten am Blockrand zu weit entfernt waren.
Der Behälter besteht aus zwei zylindrischen Hälften mit einem Zwischenstück und drei Abdeckplatten – alles Stahlbeton-Fertigteile, vom Hersteller einschließlich Entnahmestelle geliefert und montiert. Bei allen Beispielen wurden die Behältersegmente mit Hilfe eines Krans vom Lkw in die vorbereitete Baugrube versetzt. Als Untergrund genügt ein Sand- oder Splittbett.

Kombinierte Nutzung
Grundsätzlich sind im Mall-Löschwasser-Behälter eine Schachtleiter mit Einstiegshilfe, ein Pumpensumpf gemäß DIN 14230 sowie ein Saugrohr inklusive Dichtungseinsatz DN 125/100 vorhanden. Zur Lieferung gehört auch ein Lüftungsrohr aus Edelstahl 1.4301, DN 100, das im Zuge der Behältermontage etwa 1,0 Meter über Gelände geführt wird. Die Entnahmestelle, eine Saugleitung inklusive Kupplung aus Edelstahl 1.4301, bis etwa 0,3 Meter über Gelände verlängert, ist mit einem Hinweisschild „Löschwasser-Saugleitung“ versehen.
Behälter für Löschwasser, wegen der Frostgefahr nicht frei im Gelände aufgestellt, werden mit Trink- oder Regenwasser befüllt. Denkbar ist eine kombinierte Nutzung, etwa für die Bewässerung von Außenanlagen. Dazu muss der Speicher um die zur Bewässerung erforderliche Menge größer dimensioniert werden, an einen Regenwasserzu- und -überlauf angeschlossen sein sowie Filter- und Pumpentechnik gemäß DIN EN 16941-1 [4] und DIN 1989-100 [5] erhalten. Eine Wasserstandssonde stoppt die Entnahme zur Nutzung automatisch, bevor die Mindest-Löschwassermenge erreicht wird. ⟵
Literaturhinweise
[1] DIN 14230:2021-08. Unterirdische Löschwasserbehälter. Beuth Verlag Berlin, 2021. DOI https://dx.doi.org/10.31030/3271047
[2] Mall-Produktinformation auf www.mall.info/produkte/loeschwasserbehaelter-schachtbauwerke/loeschwasserbehaelter/
[3] Mall-Umwelt-Info 03, Februar 2019. Aktuelle Informationen zur Rückhaltung von Löschwasser. Hrsg.: Mall GmbH, Donaueschingen, 2019. Kostenfrei auf www.mall.info
[4] DIN EN 16941-1 Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser – Teil 1: Anlagen für die Verwendung von Regenwasser; Deutsche Fassung EN 16941-1:2018. Beuth-Verlag; Berlin, Juni 2018, DOI: https://dx.doi.org/10.31030/2658300
[5] DIN 1989-100 Regenwassernutzungsanlagen – Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 16941-1:2022-07. DOI. https://dx.doi.org/10.31030/3324669
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