Service-Portal mit Fernzugriff

Auf neuem Level ins Netz

Die fünf Länder der Nordischen Botschaften haben ihren Brandschutz ins Digitale transformiert. Inspektionen und gesicherte Fernüberwachung per App schützen vor Störungen und erleichtern die Arbeit des Facility Managements.

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Das Felleshus steht als Gemeinschaftshaus auch für die Bevölkerung offen Bild: Nordische Botschaften/Kai Abresch
Das Felleshus steht als Gemeinschaftshaus auch für die Bevölkerung offen Bild: Nordische Botschaften/Kai Abresch

Botschaften genießen einen besonderen Status im Gastland. Wer Zutritt hat, wird genau kontrolliert. Nicht einmal die Feuerwehr darf ohne weiteres aufs Gelände, weil auch im Brandschutz besondere Hoheitsgesetze gelten. Da gibt es auch kein Feuerwehrschlüsseldepot, wie sonst in größeren Einrichtungen üblich. Wenn sich – wie bei den Nordischen Botschaften – gleich mehrere Länder in einem Bürokomplex präsentieren, stellt das extrem hohe Anforderungen an die Sicherheitstechnik. Die wurde hier gründlich überholt und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Immerhin stehen die Gebäude seit Ende der 1990er Jahre, die Technik nur mit herkömmlichen Methoden betreut, war längst unzeitgemäß und ließ funktional einiges zu wünschen übrig. Die Architektur hingegen ist weltweit immer noch einzigartig und setzt Maßstäbe; das preisgekrönte Gesamtkonzept stammt vom österreichisch-finnischen Büro Berger + Parkkinen.

Chance auf Besuch in fünf Ländern gleichzeitig

Inmitten Berlins sticht das 230 Meter lange und 15 Meter hohe grüne Kupferband in der Rauchstraße, das alle Häuser umrahmt, sofort heraus. Aus 4.000 vorpatinierten Lamellen zusammengesetzt, ist es wie alle verwendeten Materialien weder behandelt noch veredelt. Über der Plaza inmitten des Kupferbandes kreuzen sich zwölf Linien aus weißem Marmor und assoziieren geografische Grenzen.

Ein sechstes Haus, das Felleshus, steht als Gemeinschaftshaus im südlichen Bereich des Geländes. Es zentralisiert nicht nur Sicherheits-, Arbeits- und Repräsentationsfunktionen aller fünf Botschaften, sondern steht auch Besuchern bei Konzerten, Ausstellungen oder anderen kulturellen Veranstaltungen offen.

Ralf Kaufmann gerät sofort ins Schwärmen, wenn er von diesem Objekt berichtet. Der Projektleiter aus der Elektro-Jahn GmbH Frankfurt/Oder plante und digitalisierte die gesamte neue Brandmeldetechnik auf neuem Level und nutzte dabei die Chance, „fünf Länder in kurzer Zeit fast gleichzeitig kennenzulernen. Was Designerideen angeht, sind die nordischen Länder unübertroffen. Jedes auf seine Art. Das spiegelt sich auch in der Architektur der Gebäude wider. Die muss man einfach gesehen haben“, sagt er. Die dänische Botschaft präsentiert sich mit viel Holz, Stahl und Glas, die finnische mit verglaster Fassade mit vorgeblendeten Holzjalousien. Die Schweden zeigen sich in weißem Kalkstein beziehungsweise schwarzem Granit. Das norwegische Gebäude erinnert an Gletscher. Die Isländer haben mit rötlichem Naturstein ihren Bürotrakt verkleidet. Wasserbecken im Norden und Süden weisen auf die Lage an Ost- und Nordsee hin.

Ralf Kaufmann aus Frankfurt/.O plante und betreut die neue Brandmeldetechnik der Nordischen Botschaften in Berlin vom Laptop aus. Bild: Bärbel Rechenbach

Bewährte Zusammenarbeit mit Hekatron zahlt sich aus

Ralf Kaufmann gibt unumwunden zu, dass er stolz darauf ist, den Auftrag fürs Planen der neuen Brandmeldetechnik erhalten zu haben. Seit 1992 ist er auf Gefahrenmelder spezialisiert und hat sich dabei einen guten Ruf in der Branche erarbeitet. Also kaum verwunderlich, dass sein Know-how auch hier gefragt war. „Die größte Herausforderung war, die vorhandene Brandmeldetechnik ins Internet zu bringen, und zwar in völlig neuer Qualität“, bekräftigt er. Das gelang ihm mit seiner Fachkompetenz und einer App-Lösung von Hekatron. Das südbadische Unternehmen aus Sulzburg steht seit 60 Jahren für innovative Produkte und nimmt eine Vorreiterrolle in der Brandschutztechnik ein. Deshalb nutzt Kaufmann ausschließlich deren Software und Service. Auch hier in den Nordischen Botschaften setzte er auf die bewährte Gemeinschaftsarbeit.

Über das Hekatron Service-Portal Mein HPlus, vernetzt mit dem Fernzugriff über Remote, wurde der gesamte Brandmelderbetrieb, die Instandsetzung und Wartung auf Digital 2.0 umgestellt. Basierend auf relevanten Normen unter anderem DIN 14675, VDE 0833. Für den Zugriff reicht ein Computer, Laptop oder Smartphone. Jeder und jede, dem es erlaubt ist, der nachweislich qualifiziert und zertifiziert ist, kann damit arbeiten und die Abläufe verfolgen oder Daten einspeichern. Ein enormer Vorteil für Techniker sowie des gesamten Facility Managements unter anderem bei der regelmäßigen Inspektion der Melder und permanenter Überwachung aller Funktionen.

Update für Mein HPlus Service-Portal

Hekatron stellt für sein Tool mehrmals jährlich umfassende Updates mit zusätzlichen Funktionen bereit. Das Service-Portal vereint künftig alle Gewerke in einer einzigen Oberfläche: Eine App für alles, auch herstellerunabhängig. Um Brandmelderanlagen zu planen oder zu verwalten, braucht es den Zugriff auf viele Informationen aus unterschiedlichen Quellen: Anlagen-Programmierungen, technische Dokumentationen und Montageanleitungen, Produktinfos, Zertifikate und Erklärungen, Kataloge, Preise, Service-Informationen und vieles mehr. Genau hier setzt Mein HPlus an, bündelt im neuen Update all diese Informationen und hält sie jederzeit bereit. So bleibt Planern und Errichtern viel mehr Zeit für ihr Kerngeschäft. Gerade mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel bietet der digitale Helfer Entlastung im Alltag. Mit Mein HPlus-Office und Mein HPlus-Mobile ermöglicht die Cloud-Anwendung automatisierte und standardisierte Abläufe von A bis Z. Zusätzlich erstellt es Dokumentationen, Auswertungen und Analysen und gibt sogar konkrete Handlungsempfehlungen. Quelle: Hekatron

Alles funktioniert über eine verschlüsselte Cloud

Den größten Vorteil des neuen Brandmeldersystems sieht Kaufmann darin, dass alle Abläufe und beteiligen Personen auf einer einzigen digitalen Oberfläche erfasst sind. Der Techniker meldet sich für einen Rundgang einfach bei MeinHPlus im Portal an. Anhand eines digitalen Protokolls wird er durch all seine Aufgaben geführt, kann „abhaken“ oder Alarmstand melden, Hinweise auf Batteriewechsel angeben oder weitere anstehende Maßnahmen dokumentieren - das alles in Echtzeit und einfach nachvollziehbar. Fehler sind somit ausgeschlossen. Jeder Brandmelder, der geprüft ist, wird automatisch mit allen Informationen im Protokolltool erfasst und in einer nochmals speziell gesicherten und verschlüsselten Cloud gespeichert. Das Ganze hat Kaufmann dann noch personalisiert, so dass auch genau nachverfolgt werden kann, wer was wann und wie erledigt hat.

Gelungene Integration der Brandmelder ins Ambiente der Kantine und in den Flur des Gemeinschaftshauses Bild: Nordische Botschaften/Kai Abresch

Die Nordischen Botschaften verfügen über fast 1.000 Feuermelder in allen Gebäuden. In jedem Gebäude befindet sich eine Integral IP CXF Brandmelderzentrale. Alle sind miteinander vernetzt. Wie enorm sich die Arbeit des Facility Managements verbessert hat, ist gut vorstellbar. Der Technikereinsatz kann gezielt und punktgenau geplant werden. Und noch einen Vorteil führt Ralf Kaufmann an: Bei früheren Inspektionen waren zwei Techniker vor Ort, von denen einer die Melder in Revision setzen musste. Da die Brandmelderzentrale währenddessen keinen Feueralarm signalisieren konnte, war eine weitere Person für die Überwachung nötig. Die braucht es jetzt nicht mehr, da die Brandmelderzentrale über Remote von einem Techniker allein per Smartphone bedient werden kann.

„Auch wenn zum Beispiel ein Melderwechsel ansteht, werden die Nordischen Botschaften darüber informiert und können ihre Tagesabläufe rechtzeitig darauf einstellen“, erklärt Kaufmann. Der beauftragte Techniker könne sich sogar über eine mobile App Mein HPlus die Route von seiner Firma bis hin zu den Botschaften abrufen“, wirft er noch ein. „So wie es in diesem Objekt jetzt funktioniert, sollte es längst Standard für die Brandmeldetechnik sein. Doch wie in Deutschland generell, hat auch diese Branche in der Digitalisierung enorm viel und schnell aufzuholen, wenn sie künftig auf Nummer Sicher gehen will. Die Nordischen Botschaften sind auf die Zukunft bereits eingestellt.“

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Seite 10 bis 13
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