Liebe Leserinnen und Leser,
einmal im Berufsleben angekommen, fallen Ideale, mit denen junge Menschen einst ihr Studium begannen, oft eingefahrenen Prozessen, bürokratischen Vorgaben und allerlei anderem Unbill zum Opfer. Frustration erstickt Enthusiasmus und nicht selten folgt innere Emigration. Manche kündigen gar und gehen nie wieder zurück. Insbesondere in Zeiten des Fachkäftemangels können wir uns das eigentlich nicht leisten. Und es muss auch nicht sein. Wandel ist möglich, Bauen kann Spaß machen und auch der Streit zwischen Beteiligten, der in den meisten konventionell durchgeführten Vorhaben an der Tagesordnung ist, lässt sich vermeiden.
Bauprojekte partnerschaftlich umsetzen
Moderne Gebäudetechnik greift ein Modell auf, das wir im Februar bereits intensiv beleuchteten. Es heißt integrierte Projektabwicklung und erfreut sich offenbar wachsender Beliebtheit. Verwunderlich ist das nicht, denn wer halst sich schon gern Ärger auf, wenn es freundlichere Wege gibt, die schneller zum Ziel führen, bessere Ergebnisse liefern und zudem das Potenzial haben, Kosten zu sparen. Für die TGA etwa kann das heißen, dass der bauausführende Betrieb dem planenden Büro bereits in der Planungsphase Feedback bezüglich der Machbarkeit gibt und spätere Schleifen vermieden werden.
Der Sprung in das Neue erfordert aber auch Mut zur Transformation, denn partnerschaftlich und transparent im Sinne des Projekts kommunizieren und agieren müssen nicht nur die anderen Beteiligten, sondern auch man selbst. Tut sich ein Unternehmen in einem Mehrparteienvertrag mit anderen zusammen, steht das Eigeninteresse nicht länger an erster Stelle. Das heißt aber nicht, dass man selbst verliert, sondern alle gewinnen (ab S.16).
Klima schützen mit Projektallianzen
Das Eigeninteresse zurückzustellen und im Konsens das Bestmögliche im Sinne des angepeilten Ziels und zum Nutzen aller Beteiligten zu erreichen – es wäre doch großartig, wenn sich dieses Modell auch auf das dringlichste Projekt unserer Zeit anwenden ließe: die Begrenzung der Klimakatastrophe. Einen ersten Schritt gab es 2015 in Paris. Die Einigung auf die 1,5°-Grenze wäre ohne die transformativen Gespräche mit zahlreichen beteiligten Parteien, bei denen schon im Vorfeld zahlreiche Hindernisse beseitigt worden waren, nicht möglich gewesen.
Leider ignorieren wir seither vielfach und folgenreich, wie nah die Grenze bereits ist. Im Juli zeigte uns der Klimawandel in ungekannter Härte, wessen er fähig ist. Im wärmsten Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wurden weltweit Rekorde in beispiellosem Umfang gebrochen. Der Pazifik erreichte Fiebertemperaturen bis zu 38°C. Extreme Hitze und Trockenheit verursachten zahllose Brände in Griechenland und anderswo. Gewitterstürme mit Windgeschwindigkeiten bis zu 200km/h setzten in wenigen Minuten Straßen und Stadtviertel unter Wasser, entwurzelten Bäume und deckten Dächer ab. Dabei liegen die globalen Temperaturen erst bei 1,2° über dem vorindustriellen Durchschnitt.
Regenwasser managen und nutzen
Durch lange Trockenzeiten und Übernutzung sinken Grund- und Oberflächenwasserspiegel. Zugleich entlädt sich der höhere Feuchtigkeitsgehalt der wärmeren Luft verstärkt in explosionsartigen Starkregenereignissen. Klar ist, dass Klimaschutz allein nicht mehr genügt. Anpassung muss auf der Agenda nach oben - auch im Bausektor und etwa beim Umgang mit Wasser. Städte und Gebäude müssen dem Wasser besser standhalten, mehr davon aufnehmen und zurückhalten können und besser damit haushalten. Um Problemlösungen aus dem Bereich der TGA dreht es sich ab S.41.
Ihre
MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling
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