Ariadne Report

Wärmepumpen liegen beim Heizungstausch noch immer hinter fossilen Technologien

Prinzipiell können Wärmepumpen die Heizkosten senken. Insbesondere mit Blick auf den potenziell steigenden CO2-Preis ab 2027 muss die Wärmewende beschleunigt und sozialverträglich ausgestaltet werden.

Ariadne Fokus-Report Wärme und Wohnen. Quelle: PIK Potsdam, kurzlinks.de/ner1
Ariadne Fokus-Report Wärme und Wohnen. Quelle: PIK Potsdam, kurzlinks.de/ner1

Moderne Wärmepumpen können Heizkosten deutlich senken – besonders in gut gedämmten Häusern. Trotzdem werden sie nicht genug eingebaut. Das zeigen die Ergebnisse der vierten Welle des „Wärme- und Wohnen-Panels“ des vom Bundesministerium für Forschung, Technik und Raumfahrt geförderten Kopernikus-Projekts Ariadne. 

Die geplante Integration des nationalen CO2-Preises für Gebäude in den europäischen Emissionshandel wird den Betrieb von Öl- und Gasheizungen langfristig teurer machen. Im Zuge dessen empfiehlt der neue Report des Ariadne „Wärme- und Wohnen-Panels“, die Barrieren für energetische Sanierungen und Heizungstausch im Kontext politischer Maßnahmen zu berücksichtigen. 

Sanierungsrate bleibt hinter Wunschziel zurück

Befragt wurden im Herbst 2024 rund 15.000 repräsentativ ausgewählte Haushalte in ganz Deutschland. Die Ergebnisse zeigen einen leichten Aufwärtstrend bei der energetischen Sanierungsrate der Gebäudehülle seit 2021. Mit 1,1% der Haushalte in Eigenheimen im Jahr 2024 bleibt diese jedoch weiterhin hinter dem 2010 gesetzten Ziel von jährlich 2% zurück. 

Parallel dazu sank nach einem vorläufigen Höhepunkt im Jahr 2022 die Heizungsmodernisierungsrate im Gebäudebestand: „Der starke Rückgang von insgesamt 4,6 Prozent im Jahr 2022 auf 1,3 Prozent in 2024 schließt sowohl fossile Heizungen als auch Wärmepumpen mit ein“, erklärt Kathrin Kaestner vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und Mit-Autorin der Studie. „Das weist darauf hin, dass fehlende Informationen zu Förderprogrammen, aber auch politische Unsicherheiten rund um das Thema Klimapolitik, Gebäudeenergiegesetz und kommunale Wärmeplanung, die politisch gewollte Wärmewende bremsen.“

Wärmepumpe holt leicht auf

Auch wenn die Heizungsmodernisierungsrate im Jahr 2024 auf den niedrigsten Stand seit 2021 fiel, hat die Wärmepumpe im Vergleich zu fossilen Energieträgern aufgeholt. Während die Einbaurate von Wärmepumpen noch bis 2023 deutlich hinter dem Einbau von Heizungen auf Basis von Öl, Gas oder Pellets lag, liegt sie im Jahr 2024 mit 0,5% im Bestand von selbstgenutztem Wohneigentum nun fast gleichauf mit fossilen Technologien, die auf 0,7% kommen.

Die Wärmepumpe gilt als Schlüsseltechnologie zur Wärmewende. Und die Untersuchung zeigt das statistische Ausmaß des Kostenvorteils beim Heizen: Im Durchschnitt liegen die Heizkosten für Haushalte, die eine Wärmepumpe nutzen bei 13,80 Euro pro Quadratmeter und Jahr. Der Wert für Gas liegt bei 16,90 Euro und für Fernwärme sogar bei 20,60 Euro. Aber es gilt zu beachten: „Die niedrigeren Heizkosten bei den Wärmepumpen sind mitunter darauf zurückzuführen, dass diese wirtschaftlich nur in Gebäuden mit höherer Energieeffizienz und verbesserter Wärmedämmung eingesetzt werden können“, sagt Ariadne-Forschender Christian Oberst vom Institut der deutschen Wirtschaft. Dort sind sie die beliebteste Heizungstechnologie, wie Zahlen des Statistischen Bundesamts bestätigen. Obwohl das Gebäudeenergiegesetz erst seit 2024 einen 65-prozentigen Anteil an erneuerbarer Heizenergie in Neubauten vorschreibt, lag allein der Anteil an Wärmepumpen hier schon 2023 bei 65 Prozent – vor Pelletheizungen (3,7 Prozent), Solarthermie (0,5) oder Biogas (0,3) und Biomasse mit (0,2).

Heizkostenbelastung beeinflusst Zustimmung zum CO2-Preis

Ergänzend zum Ergebnis, dass die Kostenbelastung bei Haushalten mit Wärmepumpe im Schnitt niedriger ausfällt, zeigen die Daten, dass einkommensschwache Haushalte mit durchschnittlich 20 €/m²a stärker von Heizkosten belastet sind als einkommensstarke Haushalte mit rund 16 €/m²a. Hier ist auch ein möglicher Zusammenhang mit der Einstellung zur CO2-Abgabe erkennbar. Diese hat sich im Durchschnitt mit einer Zustimmung von 35% laut Report kaum zum Vorjahr verändert.

Haushalte mit einer höheren Heizkostenbelastung proportional zum Einkommen lehnen den CO2-Preis eher ab. Umgekehrt fällt die Zustimmung unter Haushalten mit einer niedrigen Kostenbelastung, beispielsweise bei Besitzerinnen und Besitzern von Wärmepumpen, besonders hoch aus (51%). Schlussendlich macht die subjektive Wahrnehmung einen Unterschied: Rund 13% der Gruppe, die vergleichsweise wenig ihres Einkommens für Heizkosten aufbringt, fühlen sich trotzdem belastet. Damit einhergehend unterstützt von ihnen weniger als die Hälfte die CO2-Abgabe.

Die Studienergebnisse machen deutlich: Damit klimapolitische Maßnahmen wie energetische Sanierungen und der Austausch alter Heizsysteme breite Unterstützung finden, müssen bestehende Hürden sowie die wahrgenommenen und tatsächlichen Kostenbelastungen stärker berücksichtigt werden. Nur so lässt sich langfristige gesellschaftliche Akzeptanz sichern.

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