Brandschutz und Entrauchung

VDMA-Symposium präsentiert neue Erkenntnisse

In einem aktuellen Symposium stellte der VDMA Fachverband Allgemeine Lufttechnik neue Erkenntnisse zu Entrauchungsanlagen und zur Sicherung von Gebäuden im Brandfall vor.

Vortragende des Symposium Brandschutz und Entrauchung. Bild: VDMA e.V.
Vortragende des Symposium Brandschutz und Entrauchung. Bild: VDMA e.V.

"Über 90 Prozent aller Brandtoten sterben nicht durch Flammen, sondern an den Folgen der Rauchgase. Maschinelle Entrauchungsanlagen leisten hier einen entscheidenden Beitrag: Sie schaffen raucharme Zonen, sichern Flucht- und Rettungswege und ermöglichen so wertvolle Zeitgewinne für die Eigenrettung – insbesondere dann, wenn der erste Rettungsweg nicht mehr nutzbar ist", so eröffnete Udo Jung, Vorstandsmitglied des Fachverbands Allgemeine Lufttechnik und Vorstand der Trox SE,  das VDMA-Symposium Brandschutz und Entrauchung. Außerdem stand die zweite Auflage des VDMA-Grundlagenpapiers im Fokus, das vorbeugende Brandschutzmaßnahmen detailliert darstellt und für die Planung einer Entrauchungsanlage essenzielle Kenntnisse liefert. 

VDMA-Grundlagenpapier schließt Lücke im Bauordnungsrecht

In Deutschland regelt das Bauordnungsrecht den Personenschutz vor Brand- und Raucheinwirkung durch frühe Alarmierung, kurze Rettungswege und Abschottung. Dennoch zeigen die Diskussionen zwischen Baurecht und Wissenschaft, dass ein Konsens über die optimale Rauchabführung fehlt. So werden etwa unter dem Begriff Rauchableitung im Bauordnungsrecht verschiedene Möglichkeiten der Ableitung von Rauch aus dem Gebäude im Brandfall zusammengefasst, die vor allem der Unterstützung der Brandbekämpfung durch die Feuerwehr dienen. Der VDMA hat daher das Grundlagenpapier Entrauchung und Rauchfreihaltung erarbeitet, das eine technisch fundierte Basis für die Planung und Umsetzung von Entrauchungsanlagen bietet.

Gebäude im Brandfall richtig sichern

„Insbesondere wenn die bauordnungsrechtlich formulierten Vorgaben in Bezug auf die Ausführung einer baulichen Anlage nicht eingehalten werden – etwa wegen der Überschreitung der Rettungsweglängen – kann die schutzzielorientierte Auslegung einer Entrauchungsanlage eine Kompensation darstellen. Diese Auslegung ist dann entscheidend für die Sicherheit und schnelle Rauchableitung in Gebäuden“, erklärte Prof. Dr.-Ing. Thomas Winkler von der Technischen Hochschule Mittelhessen, der unter anderen Autor der neuen Publikation ist. Das Grundlagenpapier Entrauchung und Rauchfreihaltung befasst sich detailliert mit unterschiedlichen Szenarien aus der Praxis, die bei der Auslegung von vorgeschriebenen Entrauchungs- und Rauchableitungsmaßnahmen unterstützen. Um die Sicherheit in Gebäuden zu gewährleisten, umfassen die Prinzipien der Rauchableitung zum Beispiel die folgenden Methoden:

  • Rauchabführung durch Verdünnung: Dieses Prinzip verzögert die Selbstentzündung von Rauchbestandteilen und reduziert die Temperatur, was den Bauteilschutz verbessert.
  • Rauchableitung durch Schichtung: Durch strömungstechnische Maßnahmen werden zwei horizontal getrennte Schichten erzeugt – eine Rauchschicht und eine raucharme Schicht, die Rettungsmaßnahmen ermöglicht.
  • Rauchabschnittsbildung: Bauliche Maßnahmen wie Rauchschürzen oder Trennwände verhindern den Rauchübertritt zwischen Gebäudeteilen.
  • Rauchfreihaltung durch Überdruckanlagen: Diese Anlagen halten Flucht- und Rettungswege rauchfrei, um die Selbst- und Fremdrettung zu erleichtern.

Entrauchungsanlagen richtig projektieren

„Eine sorgfältige Planung von Entrauchungsanlagen ist heute wichtiger denn je“, sagte Udo Jung bei der Veranstaltung. „Seit der Änderung des Haftungsrechts haften nicht nur die Ausführenden, sondern auch Planer und Betreiber – das macht die frühe Abstimmung aller Beteiligten so entscheidend“, betonte er. Schon zu Beginn müsse klar sein, wie das Gebäude genutzt wird. „Wenn sich Investor, Betreiber und Architekt früh zusammensetzen, lassen sich die passenden Systeme gezielt auswählen – das hilft, Fehler in der Planungsphase zu vermeiden und den späteren Betrieb sicherzustellen“, erklärte Jung.

Symposium übertrifft alle Erwartungen

Über 60 Teilnehmende wirkten am diesjährigen Symposium Brandschutz und Entrauchung mit. Gut angenommen wurde das umfassende Vortragsprogramm, das die zentralen Themen der Branche aufgriff. Dabei ging es beispielsweise um die Rauchfreihaltung von Flucht- und Rettungswegen, die Rauchableitung aus Aufzugsschächten sowie Funktionsprüfungspflichten und sicherheitsrelevante Steuerungen. Das diesjährige Event zeigte, wie wichtig aktuelles Wissen zu den Themen Brandschutz und Entrauchung für Planerinnen und Planer, technisch Leitende, Brandschutzbeauftragte, Behörden und Feuerwehren weiterhin ist.
 

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