Gerold Guger und Martin Aichinger, die beiden Geschäftsführer der SolOcean GmbH arbeiteteten mit Leidenschaft und Fachkompetenz einige Jahre auf den Moment hin. Die neu entwickelte Anlage soll nun 100 Prozent emissionsfreie Sonnenenergie produzieren.
Auslöser für die "Mission SolarFloater" war 2012 ein Tauchurlaub auf den Malediven, der vom Anstieg des Meeresspiegels akut bedrohten Inselgruppe im Indischen Ozean. Dort wird Strom vor allem mit Dieselgeneratoren produziert. Das wollte Guger ändern. Zwar scheint über dem Inselparadies die Sonne etwa doppelt so intensiv wie über Mitteleuropa, aber es fehlen an Land die Flächen für die solare Stromproduktion. Seit mehreren Jahren werden weltweit PV-Anlagen über Wasser installiert, allerdings stellen Salzwasser, Wellenschlag und Strömung für diese Systeme enorme Herausforderungen dar.
Mit Unterstützung verschiedener Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen wie der TU Graz, FH Joanneum, AIT, AAC uvm. entwickelte SolOcean eine Technologie mit patentierter Bauweise, die individuell an die vorhandenen Gegebenheiten angepasst werden kann. Der SolOcean Floater hält Wellen bis zu 3 m Höhe und Wasserströmungen von bis zu 2 m/s stand und ist auch für Flüsse geeignet. Außerdem ist er salzwasserbeständig. Eine patentfähige Glasbeschichtung verhindert in hohem Maße Salzkorrosion und sichert dadurch die Energieeffizienz. Das System besteht aus UV-beständigem Kunststoff (HDPE), der kein Mikroplastik absondert und recyclebar ist. Darüber hinaus bietet es wenig Windangriffsfläche, ist sturmsicherer als bestehende Systeme und ist nahe am Wasser, was für Kühlung des Moduls sorgt und sowohl die Stromausbeute als auch die Anlagennutzungsdauer erhöht.
Finanzierungskampagne in fortgeschrittenem Stadium
Auf der Crowdfunding-Plattform www.FunderNation.eu läuft aktuell eine Finanzierungskampagne, über die das Unternehmen die für den Marktstart noch erforderlichen Mittel einwirbt. Von den angepeilten 1,1 Mio. Euro wurden mit Stand 20.09. über 700.000 Euro von privaten Anlegern und Business Angels investiert. Mit dem Geld sollen unter anderem die in einigen Märkten erforderliche Zertifizierung durch den TÜV Rheinland, der Anlauf der Produktion und der Komponentenbezug für die ersten Aufträge finanziert werden.
PV-Potenzial von Gewässern
Grundsätzlich eignen sich die unterschiedlichsten stehenden Gewässer für die Installation schwimmender Solaranlagen, etwa Wasserreservoirs, Abwasserteiche in Wasseraufbereitungsanlagen oder Chemiefabriken, Vorratsbecken in landwirtschaftlichen Betrieben, Staudämme, Aquakulturen und Schotterteiche.
"Würden in Österreich ein Drittel der Flächen aller Stau- und Speicherseen mit dem SolOcean-Floater belegt, ließen sich fünf Gigawatt elektrische Leistung produzieren", rechnet Gerold Guger vor. "Das entspricht einem Einsparpotenzial von 3,25 Millionen Tonnen CO2 im Jahr gegenüber fossiler Energieerzeugung oder ist das 2,5-fache der Leistung des AKW Temelin."
Studien wie der von der World Bank Group, ESMAP und SERIS 2018 publizierte Floating Solar Market Report sagen ein exponentielles Wachstum vorher. Mit Vertriebsunterstützung des Wiener Industrieunternehmens TELE Haase, das seit Ende 2020 strategischer Investor der SolOcean ist, soll dieses Potenzial nun gehoben werden.