Energetische Bestandssanierung

Schimmel nach Fenstertausch vermeiden

Neue dichte Fenster senken den Energieverbrauch. Um Schimmel durch zu hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden, sollte jedoch ein Lüftungskonzept erstellt werden, sagt das Team von Zukunft Altbau.

Bild: stock.adobe.com
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Wer alte Fenster gegen neue tauscht, hofft auf sinkende Heizkosten und besseren Wohnkomfort, denn neue Fenster verringern Wärmeverluste nach draußen und sind dichter als alte. Doch falsch gemacht, kann ein Fenstertausch zu Schimmel führen. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin.

Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sollten daher im Zuge des Fenstertauschs ein Lüftungskonzept erstellen. Dabei wird geprüft, ob die Feuchtigkeit in der Raumluft weggelüftet werden kann. Zudem ist ein Mindestwärmeschutz, insbesondere im Bereich der Leibungen, erforderlich – das erhöht die Oberflächentemperatur an kritischen Stellen der Wand. Schimmel hat dann keine Chance, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau.

Neue Fenster sind bei fachgerechtem Einbau wesentlich dichter als alte Fenster, die oft verschlissene Dichtungen haben und häufig auch verzogen sind. Nach der Modernisierung entweicht durch den dichteren Anschluss an die Wand weniger Luft über die Fugen. Das hat den Vorteil, dass im Winter die warme Raumluft im Hausinneren bleibt und unerwünschte, zu hohe Wärmeverluste vermieden werden.

Die dichteren Fenster verhindern aber auch, dass die verbrauchte, feuchte Raumluft durch frische, trockene Luft ersetzt wird. Zuvor konnte die feuchte Luft über die undichten Fugen der alten Fenster unkontrolliert entweichen.

Ausreichenden Luftaustausch ermöglichen

Ohne weitere Maßnahmen kann ein Fenstertausch daher zu Schimmel führen. „Der gesundheitsschädliche Pilz wächst dort, wo warme, feuchte Raumluft auf kalte Raumoberflächen trifft und kondensiert“, erklärt Hettler. Ein Beispiel: Die Wandoberfläche ist in ungedämmten Altbauten besonders kalt, speziell im Bereich von Wärmebrücken etwa in einer Gebäudeecke. Außerdem besteht vor allem dort ein erhöhtes Schimmelrisiko, wo die Raumluft schlecht umgewälzt wird – beispielsweise hinter einem Schrank – und die Außenwand nicht oder schlecht gedämmt ist. Hier entstehen dann die unschönen, meist schwarzen Stellen.

„Bei einem Fenstertausch, der mehr als einzelne Fenster umfasst, ist daher ein Lüftungskonzept Pflicht“, so Hettler. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sollten sich hier von Fachleuten beraten lassen. Diese stellen sicher, dass auch nach dem Fenstertausch die Feuchtigkeit der Raumluft abgeführt werden kann.

Generell gilt: Ein Gebäude sollte immer so beschaffen sein, dass auch bei Abwesenheit aller Personen die im Raum beispielsweise durch Pflanzen entstehende Feuchtigkeit abgelüftet wird. Dafür ist nicht zwingend eine Lüftungsanlage mit Lüftungskanälen notwendig. Auch über Luftdurchlässe in der Fassade oder in den Fenstern kann ein zusätzlicher Luftaustausch sichergestellt werden, etwa mit Fensterfalzlüftern oder Aufsatzlüftern auf dem Fensterrahmen. Sie sind kostengünstig, allerdings energetisch nicht optimal. Ein Abluftlüfter, der feuchte, verbrauchte Luft aus Bad oder Küche zieht, unterstützt in Kombination mit den Luftdurchlässen dabei, die weiteren Räume mit einem erforderlichen Mindestmaß zu lüften.

Effizienter als Ablüfter sind geregelte Zu- und Abluftanlagen. Sie sorgen automatisch für den erforderlichen Luftaustausch. Fast immer sind Lüftungsanlagen mit einer guten Wärmerückgewinnung ausgestattet – das spart zusätzlich Heizenergie. Gut für Allergiker ist zudem, dass die Anlagen Feinstaub und Pollen aus der Außenluft filtern können. So wird das Wohnen komfortabler. Wird eine Wohnung vermietet und hat man das Lüftungsverhalten der Mieter nicht selbst in der Hand, wird dort ein Lüftungskonzept und die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen umso wichtiger.

Mindestwärmeschutz rund um das Fenster wichtig

Da neue Fenster energetisch deutlich besser und dichter als alte sind, schlägt sich bei einer ungedämmten Fassade die Feuchtigkeit der warmen Raumluft nicht mehr an der Fensterscheibe nieder, sondern an der kalten Außenwand. Das kann zu Schimmel führen. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sollten daher sicherstellen, dass die Oberflächentemperatur der Wand um das Fenster herum hoch genug ist, um Schimmelschäden zu verhindern. Fachleute sprechen hier vom Mindestwärmeschutz, der eingehalten werden muss.

„Welche Maßnahmen zur Einhaltung des Mindestwärmeschutzes erforderlich sind, hängt vor allem von der Konstruktion und vom Wärmeverlust der Wand ab“, sagt Waldemar Dörr vom Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg. „Aber auch die Qualität der Fenster und wie sie in die Wand eingebaut sind, spielt eine Rolle.“ Der Mindestwärmeschutz ist insbesondere dann wichtig, wenn man keine Fassadendämmung anbringen kann, etwa bei denkmalgeschützten Gebäuden. In diesem Fall gilt es, genau hinzuschauen und zusätzliche Expertise beispielsweise über einen spezialisierten Energieberater oder ein Bauphysikbüro zu nutzen.

Fachleute aus dem Handwerk bringen dünne Dämmplatten in der Laibung und unter der Fensterbank an. Sie sind jeweils notwendig, um die Oberflächentemperatur um das Fenster herum auf das erforderliche Niveau zu erhöhen. Dadurch wird der Mindestwärmeschutz eingehalten und das Risiko der Schimmelbildung reduziert. 

Wer zeitgleich die Fassade dämmt oder in den vergangenen Jahren gedämmt hat, hat noch bessere Karten. „Eine fachgerechte Fassadendämmung verringert das Schimmelrisiko enorm, denn mit ihr steigt die Temperatur an den Innenseiten der Außenwände“, so Dörr. „Das wiederum verhindert, dass Feuchtigkeit aus der Luft dort kondensiert. Dämmen ist deshalb eine sehr effektive Maßnahme gegen Schimmel.“ Der gleichzeitige Fenstertausch und die Dämmung hat außerdem den Vorteil, dass die neuen Fenster direkt in der Dämmebene eingebaut werden können. Dies setzt voraus, dass der Rollladen oder Sonnenschutz mit erneuert wird. Das reduziert den Wärmeverlust auf ein Minimum, außerdem wird es so auch noch heller in den Räumen.

Fragen beantwortet das Team von Zukunft Altbau kostenfrei am Beratungstelefon unter 08000 12 33 33 (Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr) oder per E-Mail an beratungstelefon@zukunftaltbau.de.

Aktuelle Informationen zur energetischen Sanierung von Wohnhäusern gibt es auch auf www.zukunftaltbau.de.

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