Heizungsindustrie

Rückläufiger Absatz verdeutlicht politischen Handlungsbedarf

Der BDH erwartet 2025 den schwächsten Absatz von Heizsystemen seit zehn Jahren. Zudem fällt wegen der niedrigen Verkaufszahlen auch die CO2-Einsparung deutlich zu gering aus.

Marktentwicklung im 1. Quartal 2016-2025. Grafik: BDH
Marktentwicklung im 1. Quartal 2016-2025. Grafik: BDH

Die dringend notwendige Heizungsmodernisierung in Deutschland gerät zunehmend ins Stocken. Das geht aus der Absatzstatistik hervor, die der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) für das erste Quartal 2025 vorgelegt hat. Die Zahlen des Spitzenverbandes der Heizungsindustrie erfassen neben Wärmepumpen sämtliche am Markt verfügbaren heiztechnischen Lösungen und Komponenten. Nachdem der Absatz im Jahr 2024 bereits um 46% gegenüber dem Vorjahr eingebrochen war, setzten die Hersteller im ersten Quartal 2025 über alle Technologien hinweg 32% weniger Heizungen ab als noch im Vorjahreszeitraum. In absoluten Zahlen entspricht das 147.000 abgesetzten Heizungen. Im ersten Quartal 2024 lag der Absatz in absoluten Zahlen noch bei 217.500 Heizungen.  

Zwar zeichnet sich bei einzelnen Segmenten wie Biomasse-Heizungen oder Wärmepumpen eine leichte Erholung ab. So verzeichneten Wärmepumpen ein Plus von 35% gegenüber dem schwachen Vorjahr. In absoluten Zahlen sind dies jedoch nur 62.000 abgesetzte Einheiten. Von den politisch angestrebten 500.000 installierten Wärmepumpen pro Jahr ist der Markt damit weit entfernt. Besonders hoch sind die Rückgänge im ersten Quartal 2025 bei Gasheizungen, obwohl rund 5,6 Mio. der installierten Systeme im Bestand veraltet sind und nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen.

Grafik Heizungsverkäufe, gesplittet nach Technologien
Grafik: BDH

Um die klimapolitischen Ziele für den Gebäudesektor zu erreichen, bewegt sich der Gesamtmarkt damit auf zu niedrigem Niveau. Das bestätigt auch eine erste Prognose, die der BDH für das laufende Jahr abgegeben hat. Demnach könnte der Absatzeinbruch bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen im Vergleich zum Vorjahr 3-13% betragen. Dies entspräche dem schlechtesten Ergebnis der letzten zehn Jahre.

Wie dringend notwendig mehr Dynamik bei der Heizungsmodernisierung ist, verdeutlicht neben der BDH-Statistik auch der Gebäudereport 2025 der Deutschen Energie-Agentur (dena). Demnach wurden 18% der Heizungen vor 1995 installiert und sind damit 30 Jahre alt oder älter.

Heizungsindustrie und Handwerk zentrale Säulen der heimischen Wertschöpfung

„Die Heizungsbranche ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor am Industriestandort Deutschland”, kommentiert BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt die aktuelle Marktsituation. „Jede abgesetzte Heizung stärkt nicht nur die industrielle Fertigung und sichert Arbeitsplätze in Industrie und Handwerk, ein höherer Absatz moderner Heizsysteme im Heimatmarkt führt auch zur Steigerung der inländischen Wertschöpfung und ermöglicht es den Unternehmen in den Standort Deutschland zu investieren. Die Branche hat ihre Hausaufgaben gemacht: Produktionskapazitäten wurden massiv ausgebaut, und Fachkräfte qualifiziert. Jetzt muss die neue Bundesregierung liefern, die Heizungsmodernisierung muss wieder anziehen”, so Staudt weiter.   

GEG vereinfachen und praxistauglich ausgestalten 

Als zentralen Impuls für die Belebung der Heizungsmodernisierung empfiehlt der BDH, das Gebäudeenergiegesetz praxisnah auf die Lebenssituationen der Haushalte auszurichten. Das derzeitige GEG – insbesondere der §71 – werde von den Menschen als zu kleinteilig, zu kompliziert und als bevormundung empfunden. Dies gelte es abzubauen. Das Ordnungsrecht solle wieder mehr der Orientierung und Hilfe dienen. 

Daneben empfiehlt der BDH die langfristig ausfinanzierte und verlässliche Fortführung der Förderung. Kurzfristige Förderkürzungen oder -stopps gelte es gerade mit Blick auf den noch zu verabschiedenden Bundeshaushalt 2025 unbedingt zu verhindern. Darüber hinaus müssten die Fördersystematik vereinfacht und umfangreiche Nachweispflichten abgebaut werden.

Ebenso empfiehlt der Verband die Energiekosten in den Blick zu nehmen. Deutschland hat im europäischen Vergleich mit die höchsten Energiekosten. Unsicherheit über die Entwicklung der Energiepreisverhältnisse sowie hohe Betriebskosten beim Einsatz von erneuerbaren oder klimaneutralen Energien sind aber ein Hemmschuh, die den Absatz effizienter Heizungssysteme beeinträchtigen.

Als weiteren Punkt müsse die neue Bundesregierung Marktbeeinträchtigungen auflösen, die im Kontext der Kommunalen Wärmeplanung entstanden. Hier empfiehlt der BDH die verpflichtende frühzeitige Ausweisung von Gebieten, in denen keine Fern- und Nahwärme geplant werden. Auch fordert der BDH die künftige Bundesregierung auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den stockenden Wohnungsneubau wieder anzukurbeln. Dazu gehört insbesondere, die aktuell geltenden Neubauanforderungen auf dem Effizienzhaus-55-Standard zu belassen und diese nicht weiter zu verschärfen.

CO2-Einsparung durch Heizungsmodernisierung rückläufig

Welche CO2-Einsparpotentiale im Anlagenbestand stecken zeigen neue Berechnungen, die das ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden im Auftrag des BDH durchgeführt hat (PDF siehe unten). So führte der Austausch veralteter Heizungstechnik in den Jahren 2022, 2023 und 2024 insgesamt zu jährlich 6,8 Mio. t CO2-Einsparung. Allein das Rekordjahr 2023, in dem die Hersteller über 1,3 Mio. Wärmeerzeuger absetzten, brachte einen jährliche CO2-Ersparnis von 3 3 Mio. t. 

Korrespondierend zu den rückläufigen Absatzzahlen lag die CO2-Reduktion im vergangenen Jahr nur bei 1,6 Mio. t jährlich. „Die kommende Bundesregierung muss dringend Maßnahmen ergreifen, die den Heizungsmarkt auf einen langfristig verlässlichen Wachstumspfad zurückführen. Der BDH steht hierbei federführend für die Expertise der Industrie als Ansprechpartner zur Verfügung“, betont Hauptgeschäftsführer Staudt

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