Heißes Thema

Mit begrünten Dächern und Fassaden gegen die Überhitzung von Städten

Dach- und Fassadenbegrünungen können inmitten von heißem Asphalt und Beton für Kühlung sorgen, das Wohlbefinden und die Aufenthaltsqualität steigern.

 Fassadenbegrünung bewahrt das Gebäude durch Verschattung vor intensiver Sonneneinstrahlung und somit vor der großen Sommerhitze. Die Pflanzen kühlen das Gebäude und seine Umgebung durch Verdunstung. Bild: BuGG
Fassadenbegrünung bewahrt das Gebäude durch Verschattung vor intensiver Sonneneinstrahlung und somit vor der großen Sommerhitze. Die Pflanzen kühlen das Gebäude und seine Umgebung durch Verdunstung. Bild: BuGG

Klimawandel, Flächenversiegelung und eine immer dichtere Bebauung verstärken den Hitzeinseleffekt in den Städten. Bei der Suche nach Lösungen, liegt der Fokus größtenteils auf mehr Stadtgrün. Aufgrund der engen Bebauung im urbanen Raum bietet sich vorrangig die Gebäudebegrünung an. Begrünte Dächer und Fassaden haben einen großen Stellenwert im Wirken gegen die Überhitzung von Städten. Darauf weist der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) hin.

Hitzevorsorge mit Dach- und Fassadenbegrünungen

Die Begrünungen bewahren das Gebäude durch Verschattung vor intensiver Sonneneinstrahlung und somit vor der großen Sommerhitze. Sie kühlen das Gebäude und seine Umgebung durch Verdunstung. Die Verdunstungsleistung sorgt zudem für „frische“ Luft und wirkt dem städtischen Hitzeinseleffekt entgegen. Insgesamt wird das Kleinklima verbessert. Weitere positive Wirkungen sind die Minderung der Schallreflexion und die Bindung von Feinstaub und Stickoxiden. Das lebendige Grün hat für alle einen großen Wohlfühlfaktor. Es wertet nicht nur das Gebäude, sondern das komplette Wohnquartier optisch auf. Bei der Fassadenbegrünung wird zudem die Hauswand vor Witterungseinflüssen (wie Sturm, Hagel, Starkregen), UV-Strahlung und vor Möglichkeiten der Dachbegrünung.

Dachbegrünungen lassen sich vereinfacht in zwei Hauptkategorien einteilen: extensive und intensive Dachbegrünung. Die extensiven Gründächer zeichnen sich durch eine geringe Aufbauhöhe (ca. 8 - 15 cm), geringes Gewicht (ca. 80 - 170 kg/m²) und eine trockenheitsverträgliche und pflegeleichte Vegetation aus. Extensivbegrünungen werden nur zur Pflege ein- bis zweimal im Jahr begangen. Dagegen sind Intensivbegrünungen erweiterte Wohnräume (Dachgärten), auf denen ähnliche Pflanzen wachsen wie im eben erdigen Garten. Dementsprechend ist der Gründachaufbau höher (ab ca. 25 cm) und schwerer (ab ca. 300 kg/m²). Die Pflege gestaltet sich je nach Pflanzenauswahl mehr oder weniger aufwändig. Intensiv begrünte Dächer gibt es in der Regel nur auf Flachdächern, dagegen können Extensivbegrünungen auf Flach- und Schrägdächern bis zu einer Dachneigung von etwa 45° gebaut werden. Jedoch sind ab 10 - 15° Dachneigung besondere Maßnahmen zur Rutschsicherung notwendig.

Grundsätzlich wird bei Dachbegrünungen zwischen ein- und mehrschichtiger Bauweise unterschieden: Bei der mehrschichtigen Bauweise werden Dränschicht- und Vegetationstragschicht separat (und in der Regel durch eine Filterschicht getrennt) ausgebildet. Bei der einschichtigen Bauweise übernimmt und vereint das „Einschichtsubstrat“ die Funktionen von Drän- und Vegetationstragschicht.

Beispiele Leistungswerte 1 m² extensiver Dachbegrünung:

  • Verdunstung: 2 l/d
  • Senkung der Lufttemperatur: 1,5 °C
  • Lärmminderung: 20 dB
  • CO2-Aufnahme: 800 g
  • Feinstaubbindung: 10 g/a

Möglichkeiten der Fassadenbegrünung

Fassadenbegrünungen lassen sich vereinfacht in die Kategorien einteilen: bodengebundene Begrünung (ohne und mit Kletterhilfen) und wandgebundene Begrünung (vertikale und horizontale Bauweise).

Die bodengebundenen Begrünungen erfolgen an einer fertigen Außenwand je nach Klettermodus mit oder ohne Kletterhilfe. Sie sind im wesentlich dadurch charakterisiert, dass die verwendeten Pflanzen „Kletterpflanzen“ sind und eine direkte Verbindung zum gewachsenen Boden haben. Die „Kletterpflanzen“ sind Selbstklimmer oder benötigen geeignete dauerhafte Kletterhilfen. Die Wasser- und Nährstoffversorgung findet in der Regel über natürliche Einträge und über den gewachsenen Boden statt. Eine regelmäßige fachgerechte Pflege ist notwendig, jedoch in etwas geringerem Maße als bei wandgebundenen Begrünungssystemen.

Wandgebundene Begrünungssysteme bilden in der Regel die Fassade der Außenwand und ersetzen hier andere Materialien wie Glas, Faserzement, Metalle etc. Sie haben und benötigen keinen Bodenanschluss und eignen sich daher besonders für innerstädtische Bereiche. Sie zeichnen sich durch sofortige Wirksamkeit, große Gestaltungsspielräume („vertikale Gärten“) sowie ein großes Spektrum verwendbarer Pflanzen aus und sind, wenn die Statik passt, an (fast) jeder Fassade/Wand umsetzbar. Die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen erfolgt über eine automatische Anlage, die ggf. über eine Fernwartung läuft. Der Aufwand für Pflege und Wartung ist von der Art der Gestaltung und dem verwendeten System abhängig; insgesamt aber etwas höher als bei bodengebundenen Begrünungen. Die Fassadenkonstruktion muss auf die Begrünung abgestimmt sein.

Beispiele Leistungswerte 1 m² Fassadenbegrünung:

  • Verdunstung: bis zu 15 l/d
  • Senkung der Lufttemperatur: 1,4 °C
  • Lärmminderung: bis zu 10 dB
  • CO2-Aufnahme: 2,3 kg/a
  • Feinstaubbindung nach Vegetationsperiode: bis zu 6 g
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