Expertenkommission Energiewende

Mehr als die Hälfte des deutschen Stroms kommt aus Erneuerbaren

Laut Bericht der unabhängigen Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring zum Stand der Energiewende kam 2023 mehr als 50 % des in Deutschland verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen.

Bild: stock.adobe.com/Benoit
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Die unabhängige Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring übergab am Mittwoch ihren Bericht zum Stand der Energiewende an Dr. Philipp Nimmermann, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Fortschritte bei der Energiewende erkennbar

Eine positive Entwicklung bescheinigt die Expertenkommission insbesondere dem Ausbau der erneuerbaren Energien. Im Jahr 2023 stammte etwas mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms (51,6%) aus erneuerbaren Quellen, was einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr (46,2%) entspricht. Die größten Zuwächse gab es bei der Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik.

„Wichtige Bedingungen für den Kohleausstieg sind der weitere und beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien, der Zubau regelbarer Gaskraftwerke, deren Betrieb mittelfristig mit Wasserstoff möglich sein muss, sowie der Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff“, stellt Dr. Felix Matthes vom Ökoinstitut in Berlin fest. „Bei den absehbaren CO2-Preisen dürfte dann der Kohleausstieg im Wesentlichen marktgetrieben stattfinden.“ 

CO2-basierte Energiepreisreform 

Schließlich begrüßt die Expertenkommission die Senkung der Stromkosten durch die Bundesregierung, die durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage und die Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe umgesetzt wurde. Gleichzeitig empfiehlt die Expertenkommission, die Stromsteuer auch für die anderen Verbrauchergruppen dauerhaft abzusenken. 

„Dies sollte im Rahmen einer CO2-basierten Energiepreisreform geschehen, bei der die Umlagen und Abgaben auf Strom gesenkt werden und dies mit einer höheren CO2-Bepreisung fossiler Energieträger gegenfinanziert wird“, erläutert Prof. Dr. Anke Weidlich (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg). „Das schafft Anreize, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren und den Umstieg auf erneuerbare Energien zu fördern. Es fördert insbesondere die verstärkte Elektrifizierung, etwa durch Wärmepumpen für Gebäudeheizungen, Elektroautos im Verkehr und neue Prozesstechnologien in der Industrie.“

Weiterer Handlungsbedarf bei der nachhaltigen Transformation 

Dem Bericht zufolge befinden sich Verkehrs- und Gebäudesektor nicht auf dem nötigen Minderungspfad zur Treibhausgasneutralität. Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht jedoch politischen Handlungsbedarf in nahezu allen Bereichen der Energiewende. Die von der Kommission aufgestellte Energiewende-Ampel stehe in den meisten Dimensionen zusammenfassend auf Gelb. 

„Eine sichere und preisgünstige Energieversorgung bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland bis 2045 ist kein Selbstläufer“, sagt der Kommissionsvorsitzende Prof. Dr. Andreas Löschel (Ruhr Uni Bochum). „Insbesondere beim Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff sowie bei der Schaffung der passenden Rahmenbedingungen für die Energiewende sind weitere Anstrengungen nötig.“ 

Insbesondere beim Ausbau der Stromnetze, als einer der zentralen Voraussetzungen für den erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien und für das Erreichen der Klimaschutzziele, sieht die Kommission dringenden Handlungsbedarf: „Der Prozess zur Entwicklung einer gemeinsamen langfristigen Systementwicklungsstrategie (SES) zur Vereinheitlichung der Netzplanungsprozesse für Strom, Gas und Wasserstoff ist zu begrüßen. Zukünftig sollte jedoch auch das benötigte CO2-Netz in die Überlegungen zur Systementwicklungsstrategie dringend einbezogen werden“, sagt Prof. Dr. Veronika Grimm (TU Nürnberg). „Die Kosten des Netzausbaus könnten gesenkt werden, indem bei der Umsetzung von Gleichstromprojekten Freileitungen vorgesehen werden, statt wie bisher Erdkabeln den Vorrang einzuräumen.“ 

Die Expertenkommission betont, dass die Bundesregierung angesichts des hohen zukünftigen Bedarfs an Wasserstoff die Wasserstoffbeschaffung und den Aufbau globaler Handelsplattformen vorantreiben muss. Dabei sollte eine ausreichende Diversifizierung der Importe von Anfang an mitgedacht werden.

Bericht der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring 

„Im vergangenen Jahr 2023 konnte erstmals über die Hälfte des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden", sagt Staatssekretär Dr. Philipp Nimmermann, . Dieser Trend setze sich fort: Im Laufe dieses Jahres sei der Anteil deutlich über 50 % gestiegen. "Gleichzeitig befindet sich die Qualität und Zuverlässigkeit der Strom- und Gasversorgung in Deutschland auf einem hohen Niveau. Hier gibt es durch den Umbau des Energiesystems keine Abstriche."

Die Bedeutung von Wasserstoff als künftigem Energieträger werde unterstrichen, so Nimmermann. Es sei sowohl ein europäisches Netz als auch eine starke Importstrategie wichtig. Der Aufbau eines Wasserstoff-Transportnetzes in Deutschland, der nun begonnen sei, lege die Grundlage für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf.

Hintergrund

Die unabhängige Expertenkommission überprüft mit dem Monitoring die Umsetzung von Maßnahmen zur Energiewende insbesondere zur Erreichung von 2030-Zielwerten mit Blick auf eine sichere, wirtschaftliche und bezahlbare sowie umwelt- und klimaverträgliche Energieversorgung. Der Kommission gehören folgende Mitglieder an:

  • Prof. Dr. Andreas Löschel (Vorsitzender), Inhaber des Lehrstuhls Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit an der Ruhr-Universität Bochum
  • Prof. Dr. Veronika Grimm, Leitung des Energy Systems and Market Design Lab an der Technischen Universität Nürnberg (UTN)
  • Prof. Dr. Anke Weidlich, Inhaberin der Professur für Technologien der Energieverteilung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • Dr. Felix Chr. Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut e.V., Büro Berlin

Der Expertenbericht deckt das Berichtsjahr 2022 ab und berücksichtigt, soweit aktuelle Daten vorliegen, auch Entwicklungen in den Jahren 2023 und 2024.

(Ökoinstitut/Red)

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