Gebäudesofortprogramm

Kritik aus unterschiedlichen Richtungen

Das Sofortprogramm wird notwendig, da der Gebäudesektor die Klimaschutzziele erneut nicht einhielt. Dass es zielführend ist, wird von Verbänden angezweifelt.

Die Sanierung von Gebäudehülle im Bestand sollte Teil des Sofortprogramms sein. Quelle: stock.adobe/Ingo Bartussek
Die Sanierung von Gebäudehülle im Bestand sollte Teil des Sofortprogramms sein. Quelle: stock.adobe/Ingo Bartussek

Baugewerbe: Gebäudehülle und Heizungsanlagen gemeinsam in den Fokus nehmen

„Leider ist das heute vorgestellte Sofortprogramm im Vagen geblieben, mit Ausnahme der Tatsache, dass ab 1. Januar 2024 keine Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen", kritisiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Die Umstellung von Heizungssystemen auf erneuerbare Energien müsse Hand in Hand mit der energetischen Optimierung der Gebäudehülle gehen und die weitere Ausgestaltung des Sofortprogramms die Gebäudehülle einbeziehen.

Für den Gebäudebestand lenkt Pakleppa den Fokus insbesondere auf Industrieanlagen, etwa schlecht gedämmte Rohrleitungen, Armaturen und dergleichen. Das ungenutzte Einsparpotential entspräche dem jährlichen Energieverbrauch von ca. 3,5 Mio. Haushalten.  Die Sinnhaftigkeit serieller Sanierungen bezweifelt Pakleppe, denn "die 16 Mio. Einfamilienhäuser in Deutschland lassen sich generell nicht seriell, sondern nur individuell sanieren." Gerade angesichts der Folgen von Inflation und Energiekrise sowie steigenden Zinsen und Preisen brauchen Bauherren und Hauseigentümer jetzt Planungssicherheit und verlässliche Förderungsbedingungen, u.a. einen reduzierten Mehrwertsteuersatz vorstellen.“

Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) vermisst klare Leitplanken für Investitionen. „Die Maßnahmen im Paket sind richtig, aber bei Zeitplan, konkreter Umsetzung und zur Verfügung stehenden Budgets muss schnell nachgeliefert werden – und die ganze Ampel muss mitziehen“, sagt Henning Ellermann, Mitglied der Geschäftsleitung der DENEFF.

Fehlende Soforteffekte

Massive Kritik kommt von der Deutschen Umwelthilfe, die auch Klagen gegen "diesen klaren Verstoß gegen das Klimaschutzgesetz" zu laufen hat. Die Bundesregierung habe lediglich die gesetzlich vorgeschriebenen Sofortprogramme für den Gebäude- und den Verkehrssektor beschlossen, heißt es. Das angekündigte übergreifende Klimaschutzprogramm sei hingegen insbesondere auf Betreiben der FDP von der Bundesregierung abgesagt worden.

"Blind bleibt die Regierung weiterhin beim Energiesparen in Gebäuden, vor allem im Bestand" sagt DUH-Bundesgeschäftsführerin -Barbara Metz. "Notwendig wäre jetzt eine 180-Tage-Sanierungsoffensive für Schulen und Kindergärten sowie eine konsequente und schnelle Einführung von Mindesteffizienzstandards."

Gasheizungen gehen auch ohne Erdgas...

... meint hingegen der DVGW, der sich für Biomethan und Wasserstoff im Gasnetz stark macht. „Mit dem gestern vorgestellten Papier verfehlt die Politik bei Weitem ihr Ziel, den Klimaschutz beim Wohnen wirksam voranzutreiben" sagt DVGW-Vorstandsvorsitzender Gerald Linke. "Es steht zudem im Widerspruch zu einem technologieoffenen und damit kosteneffizienten Lösungsansatz, der für die Dekarbonisierung des Gebäudesektors [...] unerlässlich ist. Die Annahme, dass reine Gasheizungen nicht mehr einbaubar seien, weil sie die für neue Heizungen ab 2024 vorgeschriebene 65-Prozent-Erneuerbare-Regelung nicht erfüllen könnten, ist schlichtweg falsch. Gasheizungen erfüllen diese Vorgabe, wenn sie entweder mit Biomethan bzw. zukünftig klimaneutralem Wasserstoff oder in Kombination mit weiteren Technologien wie zum Beispiel Solarthermie betrieben werden."

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