Der Weltwassertag, 1992 von der UNESCO ins Leben gerufen, findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. Zum Weltwassertag 2018 begann die UN-Weltwasserdekade, die noch bis März 2028 andauert.
Wasserkrise auch in Deutschland
Nicht nur in der Fachwelt ist es endlich angekommen, dass mit dem Wasserhaushalt in Deutschland etwas nicht stimmt. Selbst das öffentlich-rechtliche Fernsehen befasste sich vergangene Woche zur besten Sendezeit mit dem Thema und wies auf sinkende Grundwasserstände hin. Der Dürremonitor zeigt aktuell in 1,80 m Tiefe vielerorts eine schwere bis extreme Dürre. Wir verlieren fast unbemerkt unseren unterirdischen „Schatz“. Wird der Untergrund trockener, steigt zudem die Gefahr der Erosion. Das hat zur Folge, dass Starkregen große Mengen fruchtbaren Bodens wegschwemmen können - auch in heimischen Breiten.
In Folge von Klimawandel, Trockenlegungen und Übernutzung der Ressourcen stehen Mensch und Natur vor Herausforderungen, die neue Ansätze im Umgang mit der lebenswichtigen Ressource nötig machen.
Trinkwasserversorgung in Deutschland
Jährlich werden in Deutschland rund 5,4 Mrd. m3 Wasser für die öffentliche Wasserversorgung gefördert. Die Veränderungen durch den Klimawandel stellen die Wasserwirtschaft vor neue Herausforderungen, die unbedingt Anpassungen erfordern.
„Grundwasser trägt mit 70 Prozent zur öffentlichen Wasserversorgung bei und ist damit die wichtigste und kostbarste Ressource für die Trinkwassergewinnung. Auch in Zukunft werden ausreichende Mengen an Trinkwasserressourcen verfügbar sein – Deutschland ist weiterhin ein wasserreiches Land. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Grundwasser in Qualität und Quantität zunehmenden Gefahren ausgesetzt ist," sagt Dr. Wolf Merkel, Vorstand Wasser beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches.
„Der öffentlichen Wasserversorgung muss gegenüber anderen Wassernutzungen Vorrang eingeräumt werden", fordert Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser. Der BDEW hat eine umfassende Wasserstrategie für Deutschland vorgelegt. Im Fokus stehen acht Kernpunkte, etwa die Anpassung an den Klimawandel, eine gewässerverträgliche Landwirtschaft und die Umsetzung des Vorsorgegrundsatzes und des Verursacherprinzips. Einträge von Spurenstoffen und Nährstoffen im Grundwasser müssen bereits an der Quelle minimiert werden. Es braucht Anreize, damit Verunreinigungen wie Arzneimittelrückstände, Mikroplastik oder antibiotikaresistente Bakterien gar nicht erst ins Wasser gelangen. Denn jede Verschmutzung von Wasserressourcen führe am Ende dazu, dass insgesamt weniger Grundwasser zur Verfügung stehe.
Die deutschen Trinkwasserversorger investierten lt. BDEW 2021 rund 3,3 Mrd. Euro in die Instandhaltung ihrer Anlagen und in den Ausbau und die Erneuerung ihrer Infrastruktur, 6% mehr als im Vorjahr. Rund 20% entfielen auf die Wassergewinnung, -aufbereitung und -speicherung.
Regen- und Betriebswasser nutzen
Die Maßnahmen für eine Lösung des Wasserproblems in Deutschland klingen sehr unterschiedlich, je nachdem welche Lobby sie vorstellt, heißt es beim Bundesverband Betriebs- und Regenwassernutzung e.V.. Eine der Antworten der Wasserversorger sind mehr Fernwasserleitungen und größere Netze. Aber kann das nicht die alleinige Lösung sein. Ein Gesamtkonzept muss her, und dieses liegt auf der Hand: Wasser dort sammeln und zurückhalten, wo es anfällt, kein Trinkwasser in Gebäuden für Zwecke benutzen, die mit Betriebswasser auskommen, Regenwasser nicht ableiten, sondern es den Pflanzen vor Ort zukommen lassen, denn die angestrebten „grünen Städte“ werden zukünftig noch mehr Wasser benötigen.
Besseres Klima in der Schwammstadt
Die Integration von dezentralen Systemen der Betriebs- und Regenwassernutzung in bestehende Strukturen bedeutet mehr als nur die Substitution von Trinkwasser. Sie ist zugleich Vorsorge durch Speicherung und Retention und hilft die gegensätzlichen hydrologischen Extreme auszugleichen. Solche vielfach „unsichtbaren“ Systeme der dezentralen Wasserinfrastruktur liefern einen entscheidenden Beitrag für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser und damit auch für den Schutz des Grundwassers.
Künftig ist ein dezentraler Rückhalt direkt am Ort des Niederschlagswasseranfalls erforderlich, etwa auf Dächern und auf Grundstücken. Möglich sind Speicher, besser ist die Entsiegelung bereits befestiger Flächen sowie Verwendung durchlässiger Bodenbeläge. Die bekannteste Option zur Erhöhung der Verdunstungsleistung eine Baugebietes ist vermutlich das Gründach, heißt es bei Sieker Regenwasserexperten.
Die Begrünung von Dächern, Fassaden und Straßenzügen fördert nicht nur die Verdunstungskühlung und wirkt der Entstehung von Hitzeinseln entgegen. Sie hilft auch, das Regenwasser in der Stadt zurück zu halten. Die Schaffung vieler kleiner Speicherräume im Straßenraum und auf Dachflächen führt zur verzögerten und gedrosselten Ableitung eines Teils des Niederschlags und erhöht über die Bepflanzung zeitgleich die Verdunstung.