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Bundesabwärmetagung 2024: BMWK kündigt Abwärmestrategie an

Auf der ersten Bundesabwärmetagung mit dem Motto „Abwärme zum Mainstream machen“ kamen über 300 führende Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, um die Abwärmenutzung als Schlüssel für bezahlbaren Klimaschutz und Energieeffizienz voranzutreiben.

Mit zunehmender Nutzung von KI-Anwendungen wird auch das Abwärmeaufkommen von Rechenzentren explosionsartig steigen. Bild: neiezhmakov/stock.adobe.com
Mit zunehmender Nutzung von KI-Anwendungen wird auch das Abwärmeaufkommen von Rechenzentren explosionsartig steigen. Bild: neiezhmakov/stock.adobe.com

Von Rüdiger Lohse, Geschäftsführer DENEFF EDL_HUB gGmbH

Zwei klare Höhepunkte prägten die Bundesabwärmetagung, die am 10. Oktober auf dem Euref-Campus in Berlin stattfand: der offizielle Start der Netzwerkinitiative AwaNetz und der Eröffnungsvortrag von Christian Maaß, Abteilungsleiter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. 

Eckdaten der geplanten Abwärmestrategie

Christian Maaß, Leiter der Abteilung „Wärme, Wasserstoff und Effizienz“ im BMWK, stellte in seinem Eröffnungsvortrag erstmals die Eckdaten einer geplanten BMWK Abwärmestrategie vor: „Die Rahmenbedingungen für Abwärmenutzung waren nie besser“, betonte Maaß. Durch gesetzliche Rahmenbedingungen, umfassende Förderprogramme und Initiativen wie AwaNetz soll Abwärme künftig eine tragende Rolle in der klimafreundlichen Wärmeversorgung spielen. Die Strategie soll noch im 1. Halbjahr 2025 vorgestellt werden. 

Herausforderungen und Chancen der Abwärmenutzung 

In einer Podiumsdiskussion diskutierten Christian Maaß, Dr. Lisa Broß (DWA), Prof. Dr. Clemens Rohde (Fraunhofer ISI), Henning Ellermann (DENEFF) und Burkhard Warmuth (Hamburger Energiewerke) über die Herausforderungen und Lösungen bei der Abwärmenutzung. Trotz der guten Rahmenbedingungen, so die Teilnehmenden, seien die Hindernisse „zahlreich, aber lösbar“. Besonders die gezielte Erschließung bisher ungenutzter Abwärmequellen, wie etwa Abwasser und Rechenzentren, bietet großes Potenzial. Nun gelte es, geeignete Geschäftsmodelle zu entwickeln, um den Durchbruch der Abwärmenutzung zu ermöglichen.

Teamwork gefragt: Akteure effizient zusammenführen

Die Abwärme nutzbar zu machen, ist eine Aufgabe, für die verschiedene Kompetenzen zusammenlaufen müssen. Die Initiativen AwaNetz, das Kompetenzzentrum Wärmewende in Halle und die Plattform für Abwärme (PfA) beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAfA) setzen hier an. Sie bieten konkrete Unterstützung bei der Vernetzung von Kommunen, Abwärmeanbietern und der Wärmebranche, um ungenutzte Potenziale zu erschließen. 

Enormes Potenzial: Rechenzentren

Besonders Rechenzentren rücken zunehmend in den Fokus: mit wachsendem Datenverkehr steigt auch das Abwärmepotenzial. Im zweiten Panel diskutierten Dr. Ron Lipka (BMWK), Nico Köllner (Data2Heat), Günter Eggers (German-Data-Centers), Michael Dada (Virtus Data Center), Tobias Pauthner (empact) und Johannes Dornberger (AGFW) über die Herausforderungen und Chancen der Abwärmenutzung in Rechenzentren.

Rüdiger Lohse vom DENEFF EDL_HUB ist zufrieden: „Die Botschaft war positiv: Die Rechenzentrumsbranche ist bereit, Abwärme in die Wärmeversorgung einzubinden – es ist nicht immer einfach, aber es funktioniert bereits in erfolgreichen Pilotprojekten“

Erfolgreiche Praxisbeispiele 

Das positive Bild zeigte sich auch in zahlreichen Praxisbeispielen aus Berlin und Hamburg: Elisa Dunkelberg vom Berliner Senat und Matthias Sandrock vom Hamburg Institut zeigten, wie Abwärmequellen systematisch in Berlin und Hamburg in die Wärmeplanung integriert werden können. 

Die Vorträge und Videomitschnitte der Veranstaltung sind in Kürze unter https://izes.eu/events/bundesabwaermetagung-2024 öffentlich abrufbar. 

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Über AwaNetz 

Bisher wird lediglich ein geringer einstelliger Prozentsatz der Abwärme wiederverwendet. AwaNetz ist eine Initiative von Marktakteuren mit dem Ziel, die Abwärmenutzung deutschlandweit voranzubringen. Ein wesentliches Ziel ist es dabei, überschüssige Wärme in grüne Wärmeversorgungslösungen einzubinden. AwaNetz bietet Industrieunternehmen, Rechenzentren und Abwasserbetrieben, Wärmeversorgern, Kommunen und Beratern die Möglichkeit sich zu vernetzen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Dabei sollen Hemmnisse analysiert und beseitigt sowie spezifische Bedürfnisse der beteiligten Akteure bedient werden.

AwaNetz unterstützt damit die Kommunen und den Wärmemarkt darin, wichtige politische Ziele zu erreichen, die im Energieeffizienzgesetz und im Wärmeplanungsgesetz definiert wurden. Bis zu zehn Abwärme-Netzwerke sollen initiiert und verstetigt werden, um die Potenziale der Abwärmenutzung bestmöglich zu erschließen. 

Durch die Bereitstellung von Informationen, Tools und der Vernetzung von Akteuren wird der Einstieg in die Abwärmenutzung vereinfacht und eine Skalierung dieser Praxis ermöglicht. Langfristig soll die Abwärmenutzung in Deutschland flächendeckend umgesetzt werden, um die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung voranzutreiben.

Das Projekt AwaNetz ist eine Initiative des DENEFF EDL_HUB gGmbH, der IZES gGmbH und der Empact GmbH und wird unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.  

Der DENEFF EDL_HUB wurde im November 2019 von der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF), dem führenden Verband der Energieeffizienz, gegründet. Im DENEFF EDL_HUB haben sich die wichtigsten Vorreiterunternehmen der Energiedienstleistungsbranche zusammengeschlossen, um sich zu vernetzen und gemeinsam bestmöglich zur Erreichung der Energiewendeziele beizutragen und die Dekarbonisierung voranzubringen.

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