Die Unabhängigkeit von einzelnen Energieträgern sowie eine CO2-freie Versorgung mit Strom und Wärme gewinnen auch auf regionaler Ebene immer mehr an Bedeutung. Denn Energiekonzepte, die auf die Verbrennung fossiler Rohstoffe setzen oder die auf sehr weitläufige Liefernetzwerke zwischen Verbraucher und Erzeuger zurückgreifen müssen, verursachen unnötige Kosten und Abhängigkeiten. Deshalb planen und implementieren die Ingenieure der Gammel Engineering aus Abensberg Versorgungslösungen, die auf regionalen und regenerativen Energieträgern basieren. Dabei werden Technik und Versorgung bedarfsgerecht auf die jeweiligen Parameter vor Ort angepasst.
Beispielhaft dafür steht das Biomasse-Heizkraftwerk (Bio-HKW) der Naturenergie Cham GmbH: Seit zehn Jahren sorgt es mit Energie aus Holz dafür, dass im Hauptwerk der ortsansässigen Goldsteig Käsereien Bayerwald GmbH nachhaltig Käse produziert werden kann. Gammel Engineering zeichnete dabei verantwortlich für die Projektentwicklung sowie anschließend für Planung, Bauüberwachung sowie Inbetriebnahme.
Dass das Bio-HKW endlich Wärme und Strom produzieren konnte, war für das damals ebenfalls neu geplante Nahwärmenetz der Kreisstadt im Bayerwald sehr wichtig: Seither können die Stadtwerke unter anderem Behörden, Schulen, das Freibad und auch Privathäuser mit nachhaltiger Holzenergie aus Hackschnitzeln der Gegend sicher versorgen. Das Heizkraftwerk gewinnt aus etwa 40.000 t regional gewonnenen Hackschnitzeln pro Jahr um die 100 Mio. kWh Wärme und bis zu 25 Mio. kWh Strom.
Rund 20 Mio. Euro kostete die Errichtung des Bio-HKW Anfang der 2010er Jahre. Ein großer Investitionsfaktor war dabei die damals modernste Filteranlage am Markt. Seit der Inbetriebnahme wurden 1,3 Mrd. kWh Wärme/Dampf und 160 Mio. kWh Strom erzeugt. Dadurch konnte die Verbrennung von ca. 170 Mio. Litern Heizöl vermieden werden. Jährlich reduziert sich der CO2-Ausstoß um die 50.000 t.
„Die Nebelschwaden sind abgezogen“: So titelte im Frühjahr 2012 die Chamer Zeitung, nachdem die Phase der Inbetriebnahme des Heizkraftwerks im Osten der Bayerwald-Kommune abgeschlossen war.
Mit Hilfe der regenerativen Energie aus regionalem Holz wird die Wertschöpfung in Cham auf einem hohen Niveau gehalten. Zudem wurde die Luft in der Kreisstadt noch sauberer als zuvor. Heute deckt das Naturholz-Heizkraftwerk mit heimischen Hackschnitzeln ca. 98 % des Wärmebedarfs im 14 km langen Wärmenetz ab. Lediglich etwa 2 % der Wärme wird vom Spitzenlast-Gaskessel geliefert – und zwar nur dann, wenn der Holzkessel im Sommer gewartet wird.
120 Abnehmer entlang der Leitungsstrecke
Die Naturenergie Cham GmbH beliefert zwei Wärmekunden: Goldsteig und die Stadtwerke. Letztere betreiben das inzwischen auf 14 km Länge gewachsene Wärmenetz mit ca. 120 Firmen-, Behörden- und Privatkunden entlang der Leitungsstrecke. Der in der Entnahme-Gegendruck-Turbine erzeugte elektrische Strom wird dabei über die Stadtwerke Cham direkt vermarktet. Auch bei der Bayerwald-Käserei Goldsteig, dem ersten und größten einzelnen Wärmeabnehmer, konnte das neue Konzept den erhofften Erfolg bringen und Einsparungen sowie eine saubere Energieversorgung gewährleisten: „Wir haben so eine kostengünstige und zuverlässige Versorgung mit Prozessdampf und Wärme“, erklärt Andreas Kraus, Geschäftsführer der Käserei Goldsteig. „Die von der Firma Gammel konzipierte Technik lässt eine sehr flexible Bereitstellung zu. So können auch kurzfristige Bedarfsschwankungen abgefangen werden. Das erleichtert unsere Käseproduktion und ist ein Standortvorteil für uns.“
Das Ingenieurbüro unterstützte das Projekt über alle Phasen hinweg vor Ort. Thomas Zweier war bereits als Projektleiter während der Planungs- und Bauphase des Bio-HKW der Ansprechpartner auf Seiten von Gammel Engineering tätig und führt heute die Niederlassung in Cham: „Wir sind hier vor Ort kontinuierlich gewachsen. Unser Fachleuteteam hat so nicht nur bei Goldsteig und Naturenergie, sondern bei zahlreichen Unternehmen im ostbayerischen Raum erfolgreich hocheffiziente dezentrale Energiesysteme implementiert“, sagt er. Nach zehn erfolgreichen Jahren sehen die Abensberger Ingenieure im gut funktionierenden, partnerschaftlichen Betrieb der Bioenergieanlage einen wesentlichen Beitrag zur Klimawende sowie zu größerer Unabhängigkeit von Energieträgern aus Kriegs- und Krisengebieten.
Energiepartnerschaft als Blaupause für regionale Versorgungslösungen
Zwar lässt sich das Beispiel Naturenergie Cham nicht 1:1 auf andere Orte übertragen. Vor allem die in der jeweiligen Region verfügbaren natürlichen Energieträger spielen bei den Konzepten eine wichtige Rolle. „Mit dem Bau des Biomasseheizkraftwerkes haben wir uns auf völlig neue Geschäftsfelder eingelassen“, sagt Stefan Raab, in Personalunion Geschäftsführer der Stadtwerke Cham GmbH und der Naturenergie Cham GmbH. „Einerseits die Strom-, Wärme- und Dampferzeugung aus nachwachsenden Rohstoffen und anderseits auf die Errichtung eines Fernwärmenetzes sowie die zuverlässige Versorgung von Kunden mit dem Produkt Wärme.“ Der Geschäftsführer zeigt sich dabei sehr dankbar über die kompetente und umfassende Beratung seitens Gammel Engineering, mit der die vertrauensvolle Zusammenarbeit bis heute anhält. Dass sich die Gammel-Tochter Nova Cal GmbH neben dem Hauptanteilseigner Stadtwerke Cham und der Baunternehmensgruppe Rädlinger an der Naturenergie-Gesellschaft beteiligt hat, bestätigt das Vertrauen und die Überzeugung der Abensberger Ingenieure in die Partnerschaft.
Die Energiepartnerschaft, die zwischen Käserei, Naturenergie, Stadtwerken und Ingenieurgesellschaft Gammel entstand, hatte auch das Interesse des Bundeswirtschaftsministeriums geweckt: Entscheidungsträger aus vieler Herren Länder konnten in Cham bereits ihr Wissen um die Funktion nachhaltiger Energiesysteme deutscher Herkunft erweitern. Dabei fungiert das Projekt als beispielhafte Blaupause und Ansatzpunkt für den erfolgreichen Aufbau regionaler Energiesysteme aus regenerativen Quellen.
Michael Gammel
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