Kommune tauscht Heizung im Bestand: Holzpellets statt Öl

Die Gemeinde Niedereschach, Schwarzwald-Baar-Kreis, ist im Ortsteil Kappel Eigentümerin einer Gruppe eng zusammenstehender Gebäude aus verschiedenen Architekturepochen, zu der sowohl die Schlossberghalle (ein Mehrzwecksaal), als auch die Grundschule, der Kindergarten und das Feuerwehrgerätehaus gehören. Die Wärme für das Ensemble lieferte 18Jahre lang eine Ölheizung, die im Zuge der energetischen Sanierung der gesamten Häusergruppe ausgetauscht wurde. Nach der ersten Heizperiode nehmen Bauherrschaft, Fachplaner und Ausführungsbetrieb Stellung zu den Erfahrungen mit der Umstellung auf Holzpellets.

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Schlossberghalle Niedereschach. Einbau des neuen Pelletspeichers unter beengten Verhältnissen auf der Nordseite. Der Fertigteil-Ovalbehälter wurde per Autokran direkt vom Lieferfahrzeug an die Stelle des früheren Öltanks gesetzt. Bild: Mall
Schlossberghalle Niedereschach. Einbau des neuen Pelletspeichers unter beengten Verhältnissen auf der Nordseite. Der Fertigteil-Ovalbehälter wurde per Autokran direkt vom Lieferfahrzeug an die Stelle des früheren Öltanks gesetzt. Bild: Mall

Der Fachplaner für Haustechnik Michael Vetter, Mitarbeiter bei ECOPLAN, Blumberg, ist für das aktuelle Konzept verantwortlich. „Die Grundlast decken wir mit Holzpellets ab, das sind 100 kW bzw. 80 % der Heizlast. Bei Spitzenlast oder im Notfall und während Wartungsarbeiten springt eine Gas-Brennwerttherme ein.“ Beide Kessel sowie ein 3.000-l-Heizwasserpufferspeicher stehen im Keller der Schlossberghalle. Das Trinkwasser wird nach Bedarf über den Wärmeübertrager eines Frischwassermoduls erwärmt. Im Zuge der Renovierungsarbeiten und der Neugestaltung der Außenanlagen sollte der Pelletspeicher den Platz des ausgedienten Öltanks in der Erde unter dem Stellplatz des Seiteneingangs einnehmen. Füllmenge und Abmessungen des neuen Ovalbehälters entsprachen genau den Erfordernissen in Niedereschach.

Montage und Inbetriebnahme durch den Hersteller

Für Bauleitung und Handwerksbetriebe sind klare Schnittstellen außerordentlich wichtig. Der Installateur- und Heizungsbaumeister Mathias Ettwein vom ortsansässigen Ausführungsbetrieb Günther Herbst Haustechnik lobt die vom Hersteller des Pelletspeichers definierten beiden Schnittstellen. „Wir konnten uns auf unsere Kernkompetenz, den Heizungsbau, beschränken. Von der Saugturbine des Pelletkessels haben wir die Schläuche für Saug- und Rückluft durch das vorhandene Leerrohr nach draußen in den Erdspeicher gezogen. Angeschlossen hat sie das Montageteam des Speicherherstellers an der Adapterplatte, der einen Schnittstelle zum Speicherbehälter“, erinnert sich Ettwein. Das dafür genutzte Leerrohr wie auch das Lüftungsrohr vom Speicher zur Gebäudeaußenwand waren vorab ausgeführte Leistungen des Tiefbauunternehmens, begünstigt durch die im Betonspeicher vorhandenen runden Öffnungen, inklusive Wanddurchführung DN 200 und Dichtung.

Bei der zweiten Schnittstelle, dem Steuergerät der Pellet-Entnahmetechnik, war es noch einfacher: Von der Saugturbine bis zur vereinbarten Stelle an der Wand im Heizraum zog der Elektriker eine Leitung. Das Montageteam des Speicherherstellers lieferte und montierte das Entnahmesystem Maulwurf einschließlich Steuergerät und nahm es nach Anschluss des Elektrokabels in Betrieb. So geht der Impuls des Kessels bei Brennstoffbedarf gleichzeitig an Saugturbine und Entnahmesystem „Maulwurf“ im Erdlager.

Und die Wartung? Ettwein ist froh, dass der Speicherhersteller Mall für die von ihm gelieferten Bauteile dies als bezahlte Dienstleistung für die Bauherrschaft erbringt. „Die kennen sich mit ihrem Maulwurf, den Kondenswasserabläufen und sonstigen Speicherdetails doch am besten aus – das ist ideal.“ Bleibt für die Hausmeister der Schlossberghalle noch das Leeren des Aschebehälters und des Staub-Zyklonabscheiders in der Rückluftleitung am Kessel. Auch bestellen und überwachen sie die Lieferung von Holzpellets. „Eine gute, weil preiswerte und effektive Arbeitsteilung aus unserer Sicht als Betreiber“, meint der Vertreter der Bauherrschaft, Ortsbaumeister Hartmut Stern. „Und für uns das Wichtigste: Die neue Anlage hat von Anfang an zuverlässig funktioniert“.

Eine Information der Mall GmbH, Donaueschingen

Siehe Firmenprofil

Projektdaten Heizungstechnik

 

 

Adresse: Schulstr. 8, 78078 Niedereschach

Bauherrschaft: Gemeinde Niedereschach, Schwarzwald-Baar-Kreis

Fachplanung: Ingenieurbüro ECOPLAN GmbH, Blumberg

Ausführung: Günther Herbst Haustechnik, Niedereschach

Tiefbau + Versetzen Pelletspeicher: Müller Teambau GmbH, Fischbach

Herstellung + Montage Pelletspeicher: Mall GmbH, Donaueschingen

Rechenwert Jahresenergie: 216.000 kWh

Holzpelletkessel: Viessmann Vitoligno 300-C, 100 kW

Gas-Brennwert-Wandgerät: Viessmann Vitodens 200-W, 100 kW

Heizungswasser-Pufferspeicher: Viessmann 2×1.500 l

Frischwassermodul: Viessmann Vitotrans 353

Pelletspeicher: Mall-ThermoPel 30000, 30 m³ bzw. 19,5 t

Entnahmesystem: pneumatische Saugtechnik Mall-Maulwurf 6000-E3 mit Pelletentstauber (Zyklonabscheider) in der Rückluftleitung

Jahr der Inbetriebnahme: 2019

Wartung als zusätzliche Dienstleistung

 

 

Gemäß DIN EN ISO 20023 sollte nach fünf Lieferungen bzw. alle zwei Jahre das Lager vollständig entleert und von Feinanteilen gereinigt werden. Mall als Hersteller bietet bei Neuanlagen den Betreibern der Pelletheizung einen Wartungsvertrag an, mit folgenden Leistungen:

Messung der CO-Konzentration im Speicher

Kontrolle des (teil-)entleerten Speichers

Überwachung des Befüllvorgangs

Rückstellung einer Pelletprobe (auf Wunsch)

Funktionsprüfung des Maulwurfs

Funktionsprüfung der Steuereinheit

Kontrolle der Schachtabdeckungen

Reinigen der Dichtflächen

Kontrolle der Drainageöffnungen

Messung des Unterdrucks am Maulwurf

Sichtprüfung des Verschleißteils „Saugschlauch“

Sichtprüfung insbesondere der Schlauchverbindungen und derelektrischen Schraub-Steck-Verbindungen

Clemens Hüttinger von Mall erklärt dazu: „Wenn der Kunde es so organisieren kann und er das wünscht, führen wir, bevor der Speicher neu befüllt wird, am gleichen Tag die Wartung aus. Dabei besteht die Chance, einen Facility Manager bzw. Hausmeister in die Besonderheiten einzuweisen und ihm zu zeigen, wie der Pelletlieferant beim Befüllen vorgehen sollte“. Sind ca. 100 t Brennmaterial verheizt worden, ist es an der Zeit, bei der Wartung den Saugschlauch im Speicher vorsorglich auszutauschen. Damit wird sichergestellt, dass der allmähliche Abrieb in den Krümmungen der flexiblen Leitung nicht zu einem Leck und damit zu einer Betriebsunterbrechung führt. Der Saugschlauch ist in dieser Hinsicht vergleichbar mit Reifen oder Bremsbelägen beim Fahrzeug: Selbst die Verwendung des besten Materials kann Verschleiß durch mechanische Beanspruchung nicht verhindern. Verantwortlich handelt, wer als Betreiber Fachkundige im Zuge einer Inspektion regelmäßig einen Blick darauf werfen lässt.

Redaktion (allg.)

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· Artikel im Heft ·

Kommune tauscht Heizung im Bestand: Holzpellets statt Öl
Seite 124 bis 125
12.04.2024
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