Erfolgreicher Aufbau eines Nahwärmenetzes im ländlichen Raum
Die 2022 gegründete Dorfenergie Schwabsoien GmbH, versorgt rund 80 Wohngebäude, das Rathaus und den Kindergarten der Gemeinde (Stand Juli 2024). Bis Ende des Jahres wird die Zahl der Kunden auf über 120 gestiegen sein, da das Nahwärmenetz sukzessive ausgebaut wird.
Projektübersicht - Nahwärmenetz Schwabsoien
Betreiber: Dorfenergie Schwabsoien GmbH
Energieerzeugung: Eirenschmalz Maschinenbaumechanik und Metallbau GmbH
Planung: Herbert Hefele, Innoinfra GmbH
Gesellschafter der Dorfenergie sind Herbert Hefele, Inhaber des Planungsbüros Innoinfra GmbH und Markus Eirenschmalz, Mitglied der Geschäftsleitung des gleichnamigen Blechbearbeitungsbetriebes in Schwabsoien. Dort laufen fünf Holzvergaser-Blockheizkraftwerke (BHKW) mit insgesamt 350 kW elektrischer Leistung und 725 kW thermischer Leistung.
Energieerzeugung aus Hackschnitzeln
Neben den Holzvergaser-BHKWs des Herstellers Spanner Re2 GmbH stehen bei Energieerzeuger Eirenschmalz drei Hackschnitzelkessel mit insgesamt 1.700 kW zur Absicherung des Systems Verfügung. Betrieben werden die Anlagen mit Hackschnitzeln aus regionalem Restholz sowie mit Einwegpaletten, die bei dem Blechverarbeiter in großen Mengen anfallen. Um Spitzen abzudecken und für den Havariefall ist ein 1000 m3 Pufferspeicher der Hans van Bebber Heizungsbau GmbH & Co, KG in das System eingebunden. „Damit könnten wir bei einer Störung bis zu fünf Tage überbrücken und das Netz weiter versorgen“, so Planer Herbert Hefele, der bereits mehrere Nahwärmeprojekte in der Region begleitet hat.
Gerne hätten Hefele und Eirenschmalz die Gemeinde als Gesellschafter der Dorfenergie mit ins Boot geholt. Doch das scheiterte trotz des guten Willens aller Beteiligten an bürokratischen Hürden. So stemmten die beiden das Projekt in Eigenregie, was nicht zuletzt dem Rehau Außendienst um Andreas Bissinger zu verdanken ist. Mit ihm hatte Hefele bereits bei früheren Projekten zusammengearbeitet und sich von den Vorteilen vorgedämmter Rohrleitungssysteme aus Kunststoff überzeugt. Bissinger bestärkte Hefele und Eirenschmalz in ihrem Vorhaben und unterstützte sie mit dem Rehau Team bei der Netzberechnung und -planung.
Vorgedämmte Rohrleitungssysteme
Für das über als 8 km lange Nahwärmenetz in Schwabsoien und Schwabbruck kommt das Rohrsystem Rauthermex zum Einsatz. Bei diesem System sind die Mediumrohre mit einer PU-Schaumdämmung und einem gewellten Außenmantel versehen. Als Hauptleitungen des als Baumstruktur mit zwei Strängen aufgebauten Netzes dienen UNO-Rohre in den Dimensionen 90, 110 und 125 (= Durchmesser des Mediumrohres in Millimetern). Die Hausanschlussleitungen sind als DUO-Rohre 25 und 32 ausgeführt. Die guten Wärmedämmeigenschaften des Polyurethanschaums halten die Verluste beim Wärmetransport besonders gering. Durch den gewellten Außenmantel ist das Rohrsystem gleichzeitig sehr flexibel und ermöglicht geringe Biegeradien. Die Mediumrohre PE-Xa SDR 11 für den Heizwassereinsatz sind besonders temperaturbeständig. Sie besitzen eine zusätzliche Sauerstoffsperrschicht und verfügen über eine spezielle Stabilisierung, um den höchsten Temperaturanforderungen, die aus dem Einsatzbereich Nahwärme entstehen, gerecht zu werden. Aufgrund von korrosionsfreien Materialien, wasserdichter Nachisolierung und Längswasserdichtheit ist das Rohrsystem sehr langlebig.
Das Verlegen der Rohre erfolgt durch örtliche Tiefbauunternehmer. Für alle Medienrohrverbindungen wird die Schiebehülsen-Technik genutzt, eine von Rehau entwickelte und bewährte Methode zur schnellen und dauerhaft dichten Verbindung von PE-Xa-Rohren. Bei den größeren Rohrdimensionen kommt die Fusapex-Verbindungstechnik zum Einsatz. Hierbei werden die Mediumrohre mit Elektroschweißmuffen verbunden. In die Muffen ist ein Widerstandsdraht integriert. Durch elektrischen Strom wird der Draht auf die benötigte Schweißtemperatur erwärmt und die Schweißung automatisch durchgeführt.
Hohe Akzeptanz in der Bürgerschaft
Betrieben wird das Nahwärmenetz in Schwabsoien mit einer Vorlauftemperatur von 80 °C, der Rücklauf liegt bei 50 °C. Die Wärmeübertragung im Haushalt der Kundinnen und Kunden erfolgt in Übergabestationen der Aqotec GmbH. Alle Stationen sind mit der Leittechnik vernetzt, mit der das Netz gesteuert und überwacht wird. Die benötigten Daten für die Abrechnung werden dabei automatisch erfasst.
Die Dorfenergie Schwabsoien berechnet ihren Verbraucherinnen und Verbrauchern derzeit rund 10 ct/kWh. Der Betrag setzt sich aus den Komponenten Personalkosten, Material/Infrastruktur, Hackschnitzel- und Strompreis zusammen und kann über eine Preisgleitklausel an die Marktbedingungen angepasst werden. Die Datenbasis kommt vom Statistischen Bundesamt und ist damit transparent und nachvollziehbar. Zu den Verbrauchskosten kommen noch die Grundgebühr sowie eine Gebühr für den Wärmemengenzähler hinzu.
Der schnelle Auf- und Ausbau des Netzes in den vergangenen drei Jahren spricht für die hohe Akzeptanz der Dorfenergie in der Bürgerschaft. Und mit den bis Ende 2024 angeschlossenen 120 Haushalten ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Denn der weitere Ausbau wurde bereits mitgedacht. Da das Netz eine Wärmeleistung von bis zu 2,6 MW bereitstellen kann, können noch rund 100 weitere Haushalte mit regenerativer Energie versorgt werden.
Eine Information der REHAU Industries SE & Co. KG, Erlangen
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