Liebe Leserinnen und Leser,
wenn die Zeitschrift Ihren Briefkasten erreicht, ist wahrscheinlich klar, ob die Verhandlungen auf der 26. Weltklimakonferenz in Glasgow nennenswerte Ergebnisse gebracht haben. Mit oder ohne sie, die neue Bundesregierung muss effektiven Klimaschutz und eine effiziente Energiewende auf ihrer Agenda ganz oben platzieren. Dazu gehört nicht zuletzt die Schaffung bezahlbarer und klimafreundlicher Gebäude, indem u. a. mit energetischen Mindeststandards für die schlechtesten Bestandsgebäude das Prinzip „Fordern PLUS Fördern“ sozialverträglich etabliert wird, sagt die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF).
Dass nicht nur Förderungen für energieeffiziente Sanierung und die Umstellung auf erneuerbare Energien bei der Gebäudeheizung vergeben werden, sondern Eigentümer und Betreiber etwa hohe Heizkosten zumindest mit bezahlen, wenn ihre Gebäude nicht saniert sind, fordern auch verschiedene Energiewendestudien. Angesichts des angespannten Wohnungsmarktes wird sich trotzdem nicht immer verhindern lassen, dass am Ende doch die Mieter die Hauptleidtragenden sind. Gewerbeimmobilien könnten jedoch künftig schwerer zu vermieten sein, wenn sie die Nachhaltigkeitsforderungen einer jüngeren Unternehmergeneration oder ihrer Angestellten nicht erfüllen, wie es der Top-Thema-Beitrag ab S. 38 andeutet.
Gebäude im Betrieb
Nachhaltige Gebäude, Quartiere und Innenräume sind das Kernthema von Zertifizierungssystemen wie DGNB (Deutschland), LEED (USA) oder BREEAM (Vereinigtes Königreich). Deren ganzheitliche Betrachtungsweise schließt, zu variierenden Anteilen, auch Lebenszyklus, Performance und soziokulturelle Kriterien ein. Das System der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen DGNB e.V. ist für den Neubau, den Bestand, die Sanierung, den Gebäudebetrieb und den Rückbau anwendbar. Das DGNB-System Gebäude im Betrieb soll, so heißt es, Gebäudebetreiber und Nutzer bei der Entwicklung einer nachhaltigen, zukunftsfähigen und auf Klimaschutz ausgelegten Immobilienstrategie unterstützen. Grundlage der Optimierung ist die Erfassung und Auswertung von Messwerten und Verbrauchsdaten, z. B. für Strom, Wasser und Wärme. Eine zunehmende Rolle spielen auch von Sensoren und digitalen Systemen erfasste Daten etwa zur Temperatur und Raumluftqualität oder zur Nutzung und Auslastung von Gebäuden und Räumen.
Im Rahmen des DGNB-Systems Gebäude im Betrieb wurde nun ein neues Anerkennungsverfahren für Dienstleistungen geschaffen (Meldung auf S. 6). Es soll helfen, Immobilien unter ganzheitlichen Nachhaltigkeitsaspekten zu optimieren und systematisch in Richtung Klimaneutralität zu führen. Zu den typischen Dienstleistungen gehören z. B. grüne Facility-Management-Services und intelligente Datenmanagementsysteme zur optimierten, klimafreundlichen Bewirtschaftung von Gebäuden.
Eine dieser DGNB-anerkannten Dienstleistungen stellen wir ab S. 40 vor. Wie Unternehmen und Gebäudewirtschaft die Verbrauchsdatenerfassung digitalisieren und intelligente Messsysteme ausrollen, die künftig auch die Sektorkopplung unterstützen, zeigen die darauffolgenden Referenzen.
Ihre
MSc, Dipl.-Ing. Silke Schilling

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