Tin Inn Container-Hotels

Brandabschottung im Strangschacht

Die 2017 gegründete Containerwerk eins GmbH verfolgt eine spannende Idee: Aus alten Seefrachtcontainern schafft sie neuen Wohnraum, aber auch Hotels. Jedes der inzwischen realisierten Tin Inn Hotels bietet modern ausgestattete Zimmer in gestapelten Containern.

1105
Das Tin Inn in Montabaur besteht aus ausrangierten Frachtcontainern. Sie dienen der Containerwerk eins GmbH als Module unter anderem für den seriellen Bau von Hotels. Jedes Tin Inn ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet – von der bewussten Auswahl der Materialien über den Einsatz erneuerbarer Energien bis zum schonenden Umgang mit Ressourcen. Die Hotels beziehen TÜV-zertifizierten Grünstrom aus 100 Prozent Wind- und Sonnenkraft. Bild: Stefan Hohloch
Das Tin Inn in Montabaur besteht aus ausrangierten Frachtcontainern. Sie dienen der Containerwerk eins GmbH als Module unter anderem für den seriellen Bau von Hotels. Jedes Tin Inn ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet – von der bewussten Auswahl der Materialien über den Einsatz erneuerbarer Energien bis zum schonenden Umgang mit Ressourcen. Die Hotels beziehen TÜV-zertifizierten Grünstrom aus 100 Prozent Wind- und Sonnenkraft. Bild: Stefan Hohloch

Eine Information der Deutschen Rockwool GmbH & Co. KG, Gladbeck

Für die brandschutztechnisch erforderliche Abschottung der Leitungen für Bad, Heizung und Elektrik, die in Strangschächten zu den Zimmern geführt werden, wählte der Hersteller eine geprüft sichere Lösung der Deutschen Rockwool, die ursprünglich für den Brandschutz im Holzbau entwickelt wurde.

In der Montagehalle der Containerwerk eins GmbH in Heinsberg werden auf einer mehrzügigen Anlage gebrauchte Frachtcontainer zu Wohneinheiten vorgerüstet und ausgebaut. Der Einbau einer großzügigen Verglasung für viel Tageslicht, Lackierung und Innenausbau der Container gehen hier in der Halle witterungsunabhängig schnell voran. Dort wo später die Trinkwasser-, Heizungs- und Stromleitungen in einen Wohncontainer eintreten, setzt der Hersteller eine 160 Millimeter dicke Platte aus CLT-Holz mit genau vorgefertigten Kernbohrungen ein. Diese Kernbohrungen nehmen unter anderem millimetergenau Abschottungen mit der Rockwool Conlit U 150 auf.

Originelle Wandgestaltungen und eine voll verglaste Außenwand für viel Tageslicht sind gemeinsame Merkmale der Containerzimmer in einem Tin Inn Hotel Bild: Stefan Hohloch

Guter Rat vom Experten

Die Idee, einfach je eine Holzplatte in die Containerdecken einzubauen, stammt von einem ausgewiesenen Brandschutzexperten. Abschottungen müssten für ihren Einsatz aufwändige Prüfungen durchlaufen. Eine Prüfung zum Beispiel mit einem Original-Container zu planen, zu beantragen, durchzuführen und offiziell bescheinigen zu lassen, hätte viele Monate, vielleicht Jahre gekostet – Zeit, die die Containerwerk eins GmbH nicht verlieren wollte. Daher sei man froh gewesen, auf ein kürzlich geprüftes System zurückgreifen zu können, das auf bekannten Anwendbarkeitsnachweisen basiere, so Patrick Hückelhoven, verantwortlicher Projektmanager der Containerwerk eins GmbH.

Mit Conlit Systemprodukten lassen sich Rohr- und Elektroleitungen in Holzdecken in gleicher Weise abschotten wie in Betondecken Bild: Deutsche Rockwool GmbH & Co. KG

Geprüft sicher: CLT-Platte mit Conlit

„Es gibt Hersteller von Holz- und Holzmodulbauten, die Decken- und Wandelemente aus CLT-Holz verwenden und für die die Deutsche Rockwool ihre Conlit Abschottungen geprüft hat“, sagt Dipl.-Ing. Harald Heermann. Als Produktmanager bei Rockwool befasst er sich oft mit speziellen Fragen zur Abschottung haustechnischer Anlagen. Cross Laminated Timber (CLT)–oder Brettsperrholz–ist dank seiner akustischen, brandschutztechnischen, seismischen und thermischen Eigenschaften eine nachhaltige Alternative zu Beton und Stahl.

Nach Einschätzung der Sachverständigen ist ein Deckenausschnitt im Stahlcontainer, der mit einer CLT-Platte mit maßgenauen Kernbohrungen für Conlit-Rohrschalen sicher verschlossen wird, eine zuverlässige Abschottung für die haustechnischen Leitungen eines Container-Hotels. Diese Lösung wurde deshalb zunächst in einer gutachterlichen Stellungnahme als geeignete Abschottung beschrieben. Vergleichende Brandprüfungen bewiesen wenig später die Richtigkeit dieser Einschätzung. Zudem sei der Einbau der CLT-Platte in die Container sehr einfach, sagt Hückelhoven. Bei der Endmontage habe sich erwiesen, dass auch die Verarbeitung im Bereich der Kernbohrungen problemlos gelingt.

Die brennbaren Versorgungsrohre werden im Container-Hotel mit der nichtbrennbaren Brandschutzschale Conlit 150 U abgeschottet und mit der nichtbrennbaren Wärmedämmung RW 800 gedämmt. Die gedämmten Phytonleitungen im Bild wurden mit einer Conlit Brandschutzmanschette unterhalb der Kernbohrung abgeschottet, damit Feuer und Rauch mindestens 30 Minuten im Bereich der Deckendurchführung daran gehindert werden, von einem Container in einen anderen vorzudringen. Bild: Deutsche Rockwool GmbH & Co. KG

Nach dem Aufstellen der Container werden die Leitungen verlegt, die aus dem Technikcontainer auf dem Dach in die Wohncontainer führen. Im Deckendurchführungsbereich werden sie mit Conlit 150 U Brandschutzschalen versehen, die dabei um die Leitung gelegt und durch die Kernbohrungen geschoben werden. Brennbare Frisch- und Warmwasserrohre werden zusätzlich vollständig mit der nichtbrennbaren Steinwolle-Rohrdämmung RW 800 gedämmt. Phytonleitungen sowie brennbare Abwasserrohre werden mit der Conlit Brandschutzmanschette abgeschottet, Elektro- und Datenkabel mit der Conlit Bandage vor Feuer geschützt.

Gleich ein ganzes Bündel von Strom- und Datenkabeln wird mit einer Conlit Bandage umwickelt und dann durch eine passende Conlit 150 U Brandschutzschale geführt. Diese besteht aus Steinwolle, brennt nicht und verhindert zuverlässig, dass Feuer oder Rauch durch die Kernbohrung dringen. Bild: Deutsche Rockwool GmbH & Co. KG

Schnell seriell bauen und montieren

„Auf unseren Baustellen werden die vorgerüsteten Raumzellen sauber, leise und schnell zu einem bezugsfertigen Gebäude montiert“, erklärt Hückelhoven. „Darauf sind wir stolz. Der Einsatz und die Koordination vieler unterschiedlicher Gewerke ist dabei nicht notwendig. Daraus resultieren maximale Planungssicherheit und geringe Baukosten für die Bauherren.“ Das Conlit-Brandschutzsystem erlaube die leichte Durchführung der Rohre und Kabel, erklärt Produktmanager Heermann. Deshalb seien die Abschottungen im klassischen Mauerwerksbau ebenso beliebt wie im Holzbau und jetzt wohl auch im Stahlcontainerbau.

Ganz generell würden moderne Modulbauweisen zukünftig für alle Gebäude an Bedeutung gewinnen, in denen viele Räume mit standardisiertem Grundriss benötigt werden, ist Heermann überzeugt. Rockwool jedenfalls befasse sich seit einigen Jahren mit den besonderen Anforderungen des Modulbaus an die Dämmung der Gebäudehülle, der Geschossdecken und der haustechnischen Installation. Mit den meisten der bisher im Modul- und Holzbau gebräuchlichen Baustoffe und -konstruktionen habe man bereits Normbrandprüfungen durchgeführt, so Heermann.

So einfach geht Hotel

Der Zugang zu den Tin Inn Hotels ist rein digital gelöst, ein Restaurant gibt es nicht im Haus. Hotelgäste begegnen mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Angestellten. Die Welt der Containerwerk eins GmbH sei „digital und nachhaltig“ und ja, auch ein wenig verrückt, sagt Geschäftsführer und Unternehmensmitbegründer Michael Haiser. „Uns kann’s gar nicht innovativ genug sein. Hotels aus ausrangierten Seefrachtcontainern? Klingt verrückt, funktioniert aber.“

Ein Container-Hotel muss jedoch zwingend den geltenden Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz entsprechen. Zwar verhindern die Wände und Decken den schnellen Übersprung von Feuer aus einem Zimmer in ein anderes. Allerdings müssen sie dort, wo sie für die Durchführung von Leitungen geöffnet werden, anschließend mit einer zuverlässigen Abschottung auch wieder verschlossen werden. Ziel der Abschottung ist es, dass Rauch und Feuer bis zu 30 Minuten lang daran gehindert werden, in einen benachbarten Container vorzudringen. So schreiben es die Musterbauordnungen der Bundesländer für diese Gebäudeklasse vor. ⟵

AnhangGröße
Beitrag als PDF herunterladen505.93 KB

· Artikel im Heft ·

Brandabschottung im Strangschacht
Seite 40 bis 43
09.08.2024
Energie, Kosten und Raum sparen
Für den Ausbau der Kältezentrale beim Life-Science-Konzern Sartorius AG in Göttingen entwickelte das MTA-Engineering ein energieeffizientes, umweltschonendes und raumsparendes Konzept: Vorinstallierte...
10.12.2024
Verstecktes Risiko
Es ist ein Szenario, das niemand erleben möchte: Man übernachtet in einem schicken Hotel und wacht plötzlich in einem verrauchten Zimmer auf. Ein Brand ist ausgebrochen, die Flammen breiten sich von...
12.06.2024
Tragfähige Lösung
Um beim teilweisen Neubau des Hohenlohe-Gymnasiums in Öhringen eine außergewöhnliche Verbindung aus Aula-Decke und Lichthof-Boden zu realisieren, bedurfte es in technischer Hinsicht einer ebenso...
11.06.2024
Photovoltaik auf großflächigen Dächern
Photovoltaikanlagen werden zunehmend auch auf großflächigen Dächern errichtet. Hintergrund sind die von Bundesländern erlassene Solarpflicht und die Klimaschutzziele der Bundesregierung. PV-Anlagen...
12.06.2024
Normgerechte Sicherheit
Der FWK Plus wurde speziell für den vorbeugenden baulichen Brandschutz von Flucht- und Rettungswegen entwickelt und ist uneingeschränkt in öffentlichen Gebäuden einsetzbar.
11.06.2024
Grün und sicher
Das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig und so überrascht es nicht, dass auch im Bereich des Brandschutzes mehr und mehr darauf geachtet wird, Konzepte und Lösungen nicht nur brandschutztechnisch...