Winterbaubeheizung für Großprojekt in Chemnitz
Die alte Hauptpost im Zentrum von Chemnitz galt zu DDR-Zeiten als eines der modernsten Postämter der ehemaligen Republik. Seit den 2000er Jahren steht das Gebäude leer. Fanden dort anfangs noch Partys statt, wurde es 2002 komplett aufgegeben und begann langsam zu verfallen. Die fortwährende Zerstörung durch Vandalismus beschleunigte diesen Prozess und so verwandelte sich das einstige Postamt recht schnell in einen „Lost Place“. Nachdem die beiden Gebäude mehr als zwei Jahrzehnte lang immer weiter in Vergessenheit gerieten, investierte die Leipziger Firma LEWO AG in das Projekt und gestaltet jetzt die denkmalgeschützten Gebäude neu. Seit einigen Jahren saniert und renoviert die Unternehmensgruppe mit viel Herzblut alte, geschichtsträchtige Gebäude und verwandelt diese in nachhaltige Wohlfühlorte.
Die „Stille Post“ ist eines der vielen Projekte, bei dem verfallene Baudenkmäler zu neuem Leben erweckt werden. Aus den beiden alten Hauptpostgebäuden und einem zusätzlichen Neubau mit modernstem Energiekonzept Eco 2.0 (Photovoltaik, Wärmepumpe und Batteriespeicher), entsteht derzeit ein modernes Wohnprojekt mit ca. 180 Wohnungen und einer Gewerbeeinheit. Der Aufgrund der aufwändigen Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude in Verbindung mit dem Neubau ergibt sich eine Verbindung zwischen Historie und Gegenwart mit einer besonderen, authentischen Ausstrahlung.
Winterbaubeheizung mit städtischer Fernwärme und mobilem Lüftersystem
Zu Beginn der Sanierungsarbeiten wurden die beiden ehemaligen Postgebäude vollständig entkernt. Im Rahmen der Restaurierung wurde neues Mauerwerk für die zukünftigen Wände errichtet. Um die Arbeitsbereiche frostfrei zu halten und die für die unterschiedlichen Baumaterialien erforderlichen Temperaturen gewährleisten zu können, wurde Hotmobil mit einer Winterbaubeheizung beauftragt. Damit können zudem angemessene Arbeitsbedingungen auf der Baustelle geschaffen werden.
Zur Einrichtung der Winterbaubeheizung wurde vom städtischen Versorger ein Fernwärmeanschluss zur Verfügung gestellt. Daran wurde von Hotmobil der Systemtrenner Hotflow mit 500 kW angeschlossen. Diese mobilen Wärmetauscher sind für diverse Einsatzzwecke geeignet und sorgen für die physische Trennung des Heizkreises vom beheizten Kreis. Die primärseitig bereitgestellte Fernwärme erzeugte eine höhere Temperatur sowie einen höheren Druck, als für die Winterbaubeheizung auf der Baustelle benötigt wurde. Mittels Systemtrenner wurde sekundärseitig ein separates Drucknetz aufgebaut, in dem zusätzlich die Temperatur des Heizwassers geregelt werden konnte.
Bei Arbeiten mit Fernwärmeanschlüssen setzt Hotmobil grundsätzlich einen Systemtrenner ein, um sicherzustellen, dass im Falle einer Beschädigung der Verbindungsleitung das Primärnetz und somit die Fernwärmeversorgung nicht beeinträchtigt wird. Betroffen wäre nur das Sekundärsystem und die austretende Wassermenge bliebe vergleichsweise überschaubar. Der mobile Systemtrenner, der auf der Baustelle der „Stillen Post“ eingesetzt wurde, ist mit einem Mischer mit digitalem Regler sowie zwei Sicherheitsventilen ausgestattet, um bei zu hohem Druck den Überdruck abzulassen. Um Druckschwankungen und die damit einhergehende Volumenausdehnung auszugleichen, wurde das mobile Ausdehnungsgefäß Hotvolume als zusätzliche Absicherung im beheizten System installiert. Der für den Heizkreis benötigte Vordruck wird eingestellt, das Gerät regelt sich auf darauf ein und hält diesen konstant.
Unterbrechungsfreie Wärmeversorgung trotz Zufahrtsstraße
Die ehemalige Hauptpost ist in zwei Gebäude aufgeteilt, zwischen denen eine Zufahrtsstraße verläuft. Im Erdgeschoss des ersten Gebäudes wurden 80 m Verbindungsleitungen für den Vorlauf und Rücklauf entlang der Decke verlegt und mit Spannsystemen abgehängt, um eine möglichst gerade und faltenfreie Leitungsführung sicherzustellen. An diese Verbindungsleitungen wurden zwei mobile Lufterhitzer mit je 50 kW angeschlossen. Das Heizwasser wird über die Schlauchleitungen zu den mobilen Lüftungsgeräten transportiert und die Heizwärme an die Raumluft übertragen.
Eine besondere Herausforderung stellte beim Anschluss der beiden Lüfter im zweiten Gebäude die Zufahrt zwischen den Gebäuden dar. Für die Straßenquerung der Verbindungsleitungen nahm die LEWO Erdarbeiten in Kauf und verlegte unterirdische Leerrohre. Im gleichen Arbeitsschritt wurden auch die Schläuche selbst verlegt. Im zweiten Gebäude, auf der anderen Straßenseite, wurde das Verteilsystem für den Anschluss der beiden mobilen Lufterhitzer installiert. Dabei wurden sowohl flexible Verbindungsleitungen als auch Verbundrohr verwendet.
Nachdem alle Komponenten verbunden waren, wurde das Heizwasser mittels Zirkulationspumpe durch den Plattenwärmetauscher zu den vier mobilen Lufterhitzern gepumpt. Die Heizpumpe Hotpump mit einer Leistungspanne von 500–1.000 kW hat ein Fördervolumen von 68 m3/h und erreicht eine Förderhöhe von 20,2 m. Mittels Kreislauf konnte eine frostfreie Umgebung und eine angenehme Arbeitstemperatur auf der Baustelle erreicht werden. Die mobilen Lüfter ermöglichten es, die benötigte Wärme flexibel an die zu beheizenden Abschnitte zu bringen. Folglich war eine schnelle Anpassung an die unterschiedlichen Bauabschnitte möglich, was zu geringen Wärmeverlusten durch unnötige Aufheizung führte.
Im Frühjahr 2024 war der Einsatz für Hotmobil vorerst abgeschlossen, die Geräte wurden zurückgebaut und abgeholt. Da die Bauarbeiten auf dem Gelände der „Stillen Post“ noch längere Zeit andauern werden, ist eine Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen LEWO und Hotmobil voraussichtlich im Winter 2024/2025 geplant. Darüber hinaus werden weitere gemeinsame Projekte realisiert.
Eine Information der Hotmobil Deutschland GmbH, Gottmadingen (Eine Marke der Enerent GmbH)
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