Die Tücken alter Lüftungssysteme beseitigen
Feinstaub setzt Großstädten immer noch immens zu. Schon seit Jahren gibt es in Städten wie Stuttgart an gewissen Tagen Fahrverbote. Da die Feinstaubbelastung in der Luft regelmäßig überschritten worden ist, sollen die Menschen auf Bus und Bahn umsteigen.
Wie die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) Baden-Württemberg schon vor mehreren Jahren mitteilte, sind nicht die Verbrennungsmotoren daran schuld, sondern die „Aufwirbelungen und Abriebe“, das heißt unter anderem Reifen-, Bremsen- und Straßenabrieb. Ihr Anteil beträgt rund 85 %. Laut dem LUBW sind „vor allem die Partikel der Fraktionen PM0,1 und PM2,55 für Beeinträchtigungen der menschlichen Gesundheit bedeutsam. PM0,1 Partikel sind kleiner als 0,1Mikrometer; PM2,5 sind kleiner als 2,5 Mikrometer. Aufgrund ihrer guten „Lungengängigkeit“ können sie weit in den Organismus vordringen und Beschwerden des Atemtraktes und des Herz-Kreislaufsystems verursachen“. Partikel PM0,1 sind sogar „blutgängig“.
Im Klartext: Feinstaubpartikel können krank machen.
Feinstaub nicht nur auf der Straße
Doch nicht nur auf der Straße lauern die winzig kleinen Feinstaubpartikel. Auch an Orten, an denen wir es am wenigsten erwarten, wie in Krankenhäusern oder in Urlaubshotels finden sie sich; nämlich in den Anlagen, die eigentlich für frische Luft sorgen sollten. Der Grund ist ihr Alter. Denn in alten und schon lang überholten Lüftungssystemen laufen oft noch Ventilatoren mit Riemenantrieb. Läuft der Ventilator, gibt es auch Abrieb, ähnlich wie bei Autoreifen auf der Straße. Die kleinen Partikel werden durch die Lüftungsrohre in den Raum getragen und können schließlich in unserem Körper landen, wenn wir sie einatmen.
„Auch bei uns wurde es höchste Zeit, das Lüftungssystem auszutauschen“, erzählt der Technische Leiter einer Klinik in Sachsen-Anhalt. „Man denkt ja eigentlich auch nicht daran, dass gerade in einem Krankenhaus das Lüftungssystem gesundheitsschädigend sein könnte.“ Aus diesem Grund entschied sich die Klinik im Frühjahr 2021, die alte Lüftungsanlage gegen eine neue auszutauschen. „Das nennt sich Retrofit“, sagt Torsten Friedrich vom Retrofitteam des schwäbischen Ventilatorenbauers Ziehl-Abegg.
Gute Gründe für eine Modernisierung
Das beste Argument für eine Modernisierung ist und bleibt der Geldbeutel. Eine nachhaltige Senkung der Betriebskosten bewegt den Betreiber am ehesten dazu, eine laufende Anlage inspizieren und modernisieren zu lassen.
Bei kritischen Anwendungen hat jedoch die Betriebssicherheit oberste Priorität. Fördert ein alter Ventilator, für den sich Ersatzteile immer schwerer auftreiben lassen, allein die gesamte Luftmenge, so besteht ein hohes Risiko, dass die gesamte Anlage ausfällt und es zu einer längeren Standzeit kommt.
Verteilt sich hingegen die Luftmenge auf mehrere Ventilatoren, also auf ein so genanntes Multiple-Fan-Arrangement, so kann der Ausfall eines Ventilators komplett oder zumindest teilweise von den restlichen Ventilatoren ausgeglichen werden. Somit sind in einem Krankenhaus beispielsweise weiterhin Operationen möglich oder in der Industrie die Produktion von Gütern.
Zudem ist ein modernisiertes Gebäude mit guter Luftqualität attraktiv für Mieter und Investoren. Verpasst man hier die Chancen, droht das Gebäude im schlimmsten Fall zu einem „stranded Asset“ zu werden, also einer Investition die vorzeitig massiv an Wert verliert. Es besteht also sofortiger Handlungsbedarf.
Darauf wird auch politisch gedrängt: Zum einen durch die bereits seit 2007 geltende Pflicht zur energetischen Inspektion von Anlagen mit Kälteleistungen oberhalb von 12 kW, die älter als zehn Jahre sind. Zum anderen durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das auch für Nichtwohngebäude im Bestand ab 2025 einen Automationsgrad der Kategorie B nach DIN V 18599-11 fordert, sofern die Heizungs- oder Klimaanlage mehr als 290 kW leistet. Dadurch bekommt das aktive Energiemanagement in den Gebäuden eine tragende Rolle.
Tue Gutes und rede darüber
Ein nicht zu verachtender Nebeneffekt ist, dass die Maßnahmen in den Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens aufgenommen werden können. Eine Senkung der Betriebskosten bedeutet nämlich auch, dass Ressourcen geschont werden, die Umwelt entlastet und der hinterlassene CO2-Fußabdruck verringert wird.
Retrofit schont Mensch und Geldbeutel
Die bisherige Lüftungsanlage stammt aus dem Jahr 1994, ist also nicht mehr Stand der Technik. „So etwas gibt es öfter“, erzählt Friedrich. „Teilweise stammen die alten Lüfter aus den 70ern. Die sind ja älter als ich!“.

Aber warum wird die Luft besser nach dem Retrofit Ventilatorentausch? Das beantwortet Friedrich ziemlich einfach: „Alte Anlagen werden noch mit einem Riemen angetrieben. Dadurch kommt es zum Gummiabrieb in der Luft. Und die Gummipartikel sind extrem gesundheitsgefährdend.“ Bei neuen Anlagen kann es zu so einem Abrieb gar nicht erst kommen, weil die Ventilatoren direkt angetrieben werden, also ganz ohne Riemen. Konkret heißt das: Sauberere Luft für Krankenhauspersonal, Patienten sowie Besucher.

Der Retrofit-Experte von Ziehl-Abegg erwähnt noch einen Vorteil: In der Regel müssten diese Riemen einmal im Jahr getauscht werden. Dieser jährliche Wechsel fällt nun aus. Das bedeutet geringere Wartungskosten.
Wie es zur schwäbischen Manier gehört, kann jedoch nicht nur dort Geld gespart werden. „Unsere Ventilatoren sind extrem effizient. Soll heißen, sie verbrauchen weniger Strom. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern hält die Betriebskosten auch geringer als gewohnt“, nickt Friedrich. „Dadurch kann nämlich bis zu 50 Prozent Energie eingespart werden. Rechnen Sie das mal in Geld um!“

Herausforderung Zeit
Im Fall der Klinik in Sachsen-Anhalt lag die große Herausforderung in der Zeit: Da Lüftungsanlagen gerade in Krankenhäusern so wichtig sind wie die Luft zum Atmen, musste der Umbau so schnell wie möglich erfolgen, damit die Anlage nur sehr kurz außer Betrieb gesetzt werden musste. Das hat das Umbauteam auch erfolgreich geschafft: Innerhalb von nur eineinhalb Tagen wurde die alte Lüftungsanlage, die seither mit zwei großen Ventilatoren betrieben wird, gegen drei kleine EC-Ventilatoren ausgetauscht. „Damit wird die Ausfallsicherheit erhöht“, erklärt Friedrich. „Weil mehrere kleine Ventilatoren in der Anlage eingesetzt werden, läuft die Lüftung auch dann weiter, wenn mal einer dieser Ventilatoren ausfallen sollte.“
Gut zu wissen: Was ist Retrofit?
Beim Retrofit Programm von Ziehl-Abegg werden alte Ventilatoren in bestehenden Lüftungsanlagen gegen moderne und hocheffiziente Ventilatoren ausgetauscht. Dabei wird allerdings nicht die komplette Anlage ausgewechselt, es werden lediglich die einzelnen Bauteile durch moderne und sparsamere Lüfter ersetzt.
Eine Information der Ziehl-Abegg SE, Künzelsau
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