Bekanntermaßen laufen Bauprojekte nur selten reibungslos ab. Pannen, Fehler und Verzögerungen sind im Baualltag vorprogrammiert. Die Schadenssumme sank zwar 2020 leicht, liegt jedoch mit 18,3 Mrd. Euro immer noch extrem hoch.
Dies geht hervor aus der Studie „Jahresanalyse Deutschland 2021/2022“ von BauInfoConsult.
Da über die Höhe der gesamten Fehlerkosten in der deutschen Baubranche keine offizielle Statistik geführt wird, bediente sich BauInfoConsult eines Umwegs. Seit mehr als zehn Jahren fürhrt das Unternehmen eine umsatzanteilige Analyse der Fehlerkosten auf Basis der Branchenbefragung zur Jahresanalyse durch.
Dabei sieht das Ergebnis für 2020 auf den ersten Blick nach einer leichten Entwarnung aus: So schätzen die befragten Bauakteure, dass die gesamten Fehlerkosten am deutschen Bau im Jahr 2020 etwa 12,8 % des gesamten Branchenumsatzes ausgemacht haben (Mittelwertberechnungen basierend auf den Ergebnissen der Grafik). Das ist zwar immer noch sehr hoch, doch im Jahr 2019 hatte der Fehlerkostenanteil am Bauumsatz noch 15,4 % ausgemacht, im Jahr 2018: 14,0 %.
Dennoch ist auch das Ergebnis für 2020 immer noch weit von einer wirtschaftlich tolerierbaren Fehlerrate entfernt. Setzt man den von den Profis am Bau geschätzten Fehlerkostenanteil mit dem vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie auf etwa 143 Milliarden Euro taxierten baugewerblichen Gesamtumsatz ins Verhältnis, entspräche das einer Fehlersumme von immer noch 18,3 Milliarden Euro. Das ist vom Fehlerkostenwert von 2019 nicht allzu weit entfernt (20,79 Milliarden Euro) und liegt noch über dem Ergebnis von 2018 (17,78 Milliarden Euro).
Fehlerkostenklassiker Kommunikationsmangel
Dass 2020 Fehlerkosten immer noch so massiv auftraten wie in den Jahren zuvor, könnte zum Teil auch an den erschwerten Rahmenbedingungen der Baustellenorganisation unter Pandemie- und Lockdownbedingungen liegen. Nimmt man diesen Faktor aus, gehören mangelhafte Kommunikation und dadurch entstandene Missverständnisse bei den Absprachen zu den Problemen, die seit Jahren (neben Fehlern bei Planung oder Bauleitung) als eine der häufigsten Fehlerursachen genannt werden.
Die Kardinalfehler, die zu den häufigen Kommunikationsmängeln auf der Baustelle führen, sind grundsätzlich pandemieunabhängig. Das gilt für das Problem Nummer eins, den Zeitmangel, ähnlich wie für den zweitplatzierten Kommunikationskiller der unklaren Verantwortlichkeiten. Mangelnde Koordinationsfähigkeit der Bauleitung und Desinteresse der beteiligten Gewerke wird von den interviewten Branchenakteuren ebenfalls als Ursachenbündel für mangelhafte Baustellenkommunikation genannt – wenn auch nicht so häufig wie Zeitmangel und unklare Verantwortlichkeiten.
Über die Studie
Die Fehlerkostenanalysen stammen aus der Studie „Jahresanalyse Deutschland 2021/2022“ von BauInfoConsult. Sie beruht auf über 660 Interviews mit Architekten, Bauunternehmern, Dachdeckern/Zimmerern, Malern/Trockenbauern, SHK-Installateuren und Herstellern aus der Bau- und Installationsbranche.