Bundesverband Flächenheizung stellt die Weichen Richtung Zukunft
Studie Flächenheizung
Dass man auf dem Weg zur Klimaneutralität auch bestehende Vorurteile aus dem Weg räumen muss, zeigte Prof. Bert Oschatz vom ITG Dresden in seinem ersten Vortrag. Mit dem Weckruf ‚Die Klimaziele 2025 werden nicht erreicht‘ präsentierte er die Ergebnisse der aktuellen Studie ‚Energetische Effizienz der elektrischen Flächenheizung‘. Die Studie zeigt auf, dass die elektrische Flächenheizung in modernen und somit hochgedämmten Gebäuden in Verbindung mit PV eine Alternative zu wassergeführten Wärmeübergabesystemen ist. „Die elektrischen Systeme laufen sowohl beim Primärenergiebedarf, als auch bei den CO2-Emmissionen gegen 0, das bedeutet, sie sind fit für die Zukunft“ fasst Professor Oschatz die Ergebnisse zusammen. „Die Einhaltung des 65% EE-Ziels hängt lediglich von der anrechenbaren Menge des selbst erzeugten Stroms ab. Die Anrechnungsmöglichkeiten auf die Gebäudebilanz müssen diskutiert und angepasst werden, um die Nutzung von eigenerzeugtem PV-Strom in Zukunft für Neubauten attraktiver zu machen."
PV in der Praxis
Im Anschluss stellte Markus Gundendorfer vom Unternehmen my-PV GmbH aus Österreich an einem Praxisbeispiel vor, wie Photovoltaik in ein modernes und effizientes Gebäude integriert und der Heizbedarf mit elektrischen Flächenheizungen gedeckt werden kann. „Es gibt einen Wandel im Energieverbrauch. In hochgedämmten Gebäuden sind die Verbraucher alle gleichwertig (Haushaltsstrom, Heizstrom, Warmwasser, E-Mobilität), das bisher bestehende Ungleichgewicht ist in der Realität nicht mehr festzustellen“ fasst Gundendorfer das Ergebnis aus über einem halben Jahr Praxisbetrieb zusammen. „Es funktioniert!“
Studie Hallenheizungen
Dass zu den Faktoren nicht nur die Auswahl des Heizsystems gehört, stellte im Anschluss Prof. Oschatz vom ITG Dresden in seinem zweiten Vortrag vor. Hier wurde die Bewertung von unterschiedlichen Heizsystemen in Hallen unter Berücksichtigung der Nutzung erneuerbarer Energien betrachtet. Im Vergleich der beiden Berechnungsarten der DIN V 18599 und DIN EN ISO 13370 wird klar, dass die Berechnung des Wärmebedarfs mit dem Verfahren der DIN V 18599 ungenau ist und zu hohen Abweichungen in der Bewertung von einzelnen Wärmeübergabesystemen führt. „Eine Benachteiligung durch unterschiedliche Berechnungsarten in Normen ist auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand nicht zielführend“ ergänzt Axel Grimm, Geschäftsführer des BVF eV im Nachgang.
Flächensysteme und Kalte Nahwärme
In einem weiteren Vortrag präsentierte Prof. Dipl.-Ing. Thomas Giel vom der Technischen Hochschule Mainz wie energetische Gebäudesanierung mit Flächenheizung und -kühlung in Kombination mit kalter Nahwärme umzusetzen ist. Kalte Nahwärmenetze bündeln viele Vorteile und können zu weitreichender Unabhängigkeit von Energieversorgern führen und gleichzeitig die Anforderungen für das Heizen und Kühlen erfüllen. „Kalte Nahwärme ist kein theoretisches Projekt mehr, sondern bereits vielfach erprobt und auch in eng bebauten Gebieten umsetzbar. Es ist also eine echte Alternative auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand“ unterstreicht Giel die Anwenderfreundlichkeit der Kalten Nahwärme.
BVF Awards 2022
Nach der Vorstellung von Referenzprojekten von energetischer Sanierung im Bestand mit Flächenheizungen durch ArgillaTherm (Umbau eines Lagerhauses in moderne Büroflächen mit Natur-Klimadecken) und mfh systems (EFH aus 1962 mit Boden-, Wand- und Deckenheizung) wurden die BVF Awards 2022 vergeben.
Mitgliederversammlung
Im Vorfeld zum Symposium fand die jährliche Mitgliederversammlung statt, bei der sich der Vorstand neu formierte und auch hier die Weichen Richtung Zukunft gestellt wurden.