Neue Reform gefordert
Power-to-Gas-Anlagen würden laut Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW), nach wie vor als Letztverbraucher eingeordnet werden. Für Power-to-Gas-Produkte gebe es kaum spezifische Regelungen. Der genutzte Strom wird mit zahlreichen Entgelten, Umlagen und Abgaben belastet. Der Betrieb solcher Anlagen rechne sich unter diesen Bedienungen nicht.
Gleichberechtigter Marktzugang nötig
Diese Hürden müssen fallen, denn nur so könne Power-to-Gas sein Potenzial als grüne Batterie der Energiewende endlich voll ausspielen. Über 30 Pilotprojekte gibt es inzwischen in Deutschland. Die Anlagen müssen einen gleichberechtigten Zugang zum Markt erhalten.
Der DVGW-Vorsitzende setzt sich zudem für einen konsistenten Ordnungsrahmen ein, der eine verlässliche Rechtsgrundlage für alle erneuerbaren Energieträger ermöglicht. Die Fokussierung auf ein strombasiertes Energiesystem sei kontraproduktiv. Man blende dadurch die Systemfunktion von Power-to-X-Anlagen (verschiedene Technologien zur Speicherung bzw. anderweitigen Nutzung von Stromüberschüssen in Zeiten eines zukünftigen Überangebotes variabler erneuerbarer Energien wie Solarenergie, Windenergie und Wasserkraft) als zentrale Elemente der Sektorenkopplung weitgehend aus.
Wirtschaftliche und technische Einsparpotenziale werden verschenkt, Lock-In-Effekte riskiert, so Gerald Linke. Der Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. fordert daher, dass die bislang strikt konzipierte Netzentwicklungsplanung für Strom und Gas grundlegend reformiert wird.
Voraussetzung für intelligente Sektorenkopplung
Anstelle der zwei parallel fortgeschriebenen Netzentwicklungspläne für Strom und Gas müsste künftig ein gemeinsamer Netzentwicklungsplan für die zentralen Netzinfrastrukturen erarbeitet werden. Das sei Voraussetzung für eine intelligente Sektorenkopplung, in der Power-to-X-Technologien ihren Beitrag zur volkswirtschaftlichen Minderung der Infrastrukturkosten voll ausspielen können.
Für einen erfolgreichen Markthochlauf von Power-to-Gas seien neben einem einheitlichen Ordnungsrahmen zudem auch Vereinfachungen und Standardisierungen in der betrieblichen Praxis unabdingbar. Im Rahmen des Förderprojekts Portal Green des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie entwickelt der DVGW mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen praxisnahe Leitfäden zu technischen und genehmigungsrechtlichen Anforderungen für den Bau und Betrieb von Power-to-Gas-Anlagen.
Dabei stehen Elektrolyse- und Methanisierungsanlagen im Fokus sowie die Gaseinspeisung unter Berücksichtigung des Anschlusses an die Anwendungszweige Mobilität, industrielle Nutzung und Rückverstromung.